Am 10. November 1867 erschienen die ersten Bände der Bildungsbibliothek

Reclam feiert 150 Jahre Universal-Bibliothek

Klein, gelb, handlich und für jedermann zugänglich, dieser Ursprungsgedanke der Universal-Bibliothek gilt auch heute noch.

Im Jahre 1867 ins Leben gerufen, hatten die beiden Gründer der Universal-Bibliothek, Anton Philipp Reclam und sein Sohn Hans Heinrich, die Reihe als Bildungsbibliothek konzipiert, die mit ihrem Niedrigpreis auch für breitere Schichten erschwinglich sein sollte. Denn die Reclams wollten allen den Zugang zu Literatur ermöglichen. Texte von Klassikern, die einmal verlegt waren, sollten möglichst nachhaltig am Markt gehalten werden und das zu möglichst günstigen Preisen, so nachzulesen in der Chronik des Verlages.

Vater und Sohn nutzten eine Veränderung im Urheberrecht von 1867. Denn am 10. November trat eine von der deutschen Bundesversammlung beschlossene Regelung in Kraft. Diese besagte, dass allen deutschen Autoren eine Schutzfrist für die Veröffentlichung ihrer Werke von 30 Jahren nach ihrem Tod gewährt werde. Die wichtigsten deutschen Klassiker wurden an diesem Tag “gemeinfrei”. Damit standen plötzlich zahllose Texte zur Verfügung, für die keine Autorenvergütung mehr gezahlt werden musste. Dies ermöglicht die Gründung der Universal-Bibliothek in Leipzig. Am 10. November 1867 erschien der Klassiker aller Klassiker, Goethes “Faust” als erster Band der UB.

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Erfolgreich waren die Reclams mit ihrer Geschäftsidee der Universal-Bibliothek auch deshalb, weil sie damals modernste Produktionstechniken einsetzten, Rotationsdruck und Stereotypie, und weil sie in Vertrieb und Marketing professionell agierten, mit besonderen Einführungskonditionen für den Handel und aktiver Werbeunterstützung. Somit konnte der Reclam-Verlag Taschenbücher zum damals sensationellen Preis von zwei Silbergroschen anbieten. 1908 umfasste der Katalog schon 5.000 Werke, die sogar mit Hilfe modernster Verkaufsautomaten vertrieben wurden.

Heute sei die Universal-Bibliothek von Reclam die älteste Reihe auf dem deutschen Buchmarkt, so der Reclam-Verlag. Der ursprünglich in Leipzig gegründete Verlag, der heute in Stuttgart und Ditzingen beheimatet ist, begeht das Jubiläum mit verschiedenen Aktionen und mit 16 Titeln in einer Jubiläumsedition, die laut Verlag exklusiv nur im Jubiläumsjahr erhältlich ist.

Zwei Ausstellungen am Gründungsort des Verlages in Leipzig lassen mehr über die Geschichte der kleinen handlichen Bände erfahren:

  • Deutsches Schrift- und Buchmuseum der Deutschen Nationalbibliothek: Ausstellung „Universal. Reclams Jahrhundertidee – Leipzig 1867 bis 1990“.

  • Stadtarchiv: Ausstellung „Reclams Kosmos – 150 Jahre Universal-Bibliothek“. Kurator ist der Reclam-Sammler Hans-Jochen Marquardt (Halle/Saale). Die Ausstellung bietet einen Überblick über die Geschichte der ältesten noch existierenden deutschsprachigen Taschenbuchreihe von deren Gründung 1867 über die Doppel-Existenz der Buchreihe in zwei deutschen Staaten bis hin zur Gegenwart.

Einen Überblick über Geschichte und Gegenwart der Universal-Bibliothek von Reclam gibt auch dieser Beitrag aus der Tageschau.