Medienunternehmer Brûlé verabschiedet sich von der Insel

Brexit: „Monocle“ wird künftig in Deutschland gedruckt

Tyler Brûlé (li.) lässt sein Magazin "Monocle" künftig bei Neef+Stumme in Wittingen drucken.(Bild: Monocle)

Der Brexit sorgt für Schlagzeilen auch in der Medienbranche. Der kanadische Journalist und Medienunternehmer Tyler Brûlé verlegt die Herstellung seines Lifestyle-Magazins „Monocle“ von Großbritannien nach Deutschland. Brûlé will damit sein Geschäftsmodell absichern, das ganz wesentlich auf dem monatlich in 155.000 Exemplaren gedruckten Magazin beruht.

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Statt bei Walstead Roche in St. Austell (Cornwall) wird „Monocle“ ab der April-Ausgabe bei Neef+Stumme in Wittingen (Niedersachsen) gedruckt.

Tyler Brûlé, Chairman und Chefredakteur bei Monocle, lässt kein gutes Haar an den Brexit-Plänen der britischen Regierung: „Es gibt in diesem Land einfach keinen richtigen Plan. Wir wollen sichergehen, dass wir einen Plan haben.“ Mit dem Wechsel des Druckstandortes will er unter anderem einem eventuellen Papierengpass nach dem Brexit entgehen. Offenbar beginnen britische Druckereien bereits mit dem Horten von Druckpapier, um im Fall eines „harten“ Brexit über ausreichende Vorräte zu verfügen.

Brûlé ist nicht nur eine schillernde Figur der Medienszene – vor Monocle hatte er schon mit seinem Magazin „Wallpaper“ Aufsehen erregt –, er ist auch ein großer Fan des Printmediums. Es gibt zwar eine Monocle-Website, parallele Aktivitäten in den sozialen Netzwerken lehnt der Medienunternehmer ab. „Unser Nicht-Partizipieren in diesem Zirkus ist eine Grundsatzentscheidung“, soll er vor rund einem Jahr dazu gesagt haben. Einem Bericht des Handelsblatts zufolge erwartet Brûlé vom Wechsel zu Neef+Stumme auch eine höhere Druckqualität.

Der weltweite Vertrieb von Monocle soll künftig von Hamburg aus erfolgen. Ein deutsches Verlagsbüro sei in Planung, heißt es. Berlin oder Hamburg werden als Standort diskutiert. Die redaktionelle Herstellung soll weiterhin in London erfolgen. Das Headquarter des Verlages dagegen wurde ebenfalls schon aus Großbritannien wegverlegt – nach Zürich.