Den Briefkasten durch Gedrucktes mit Leben füllen

So viel Druck braucht die BW-Post

Schon mehrmals zierten die schwäbischen Kultfiguren Äffle und Pferdle eine Briefmarkenserie.

Für einen Postanbieter spielen gedruckte Briefe, Postkarten oder Werbekataloge eine große Rolle – keine Frage. Auch einzigartige Briefmarken für Jubiläen, Hochzeiten oder besondere Events gehören ins Repertoire. Doch darüber hinaus setzt die BW-Post auch in eigener Sache vorrangig auf Gedrucktes – und nutzt dabei die Individualität der Druckmöglichkeiten aus.

80 Millionen Briefe, Kataloge und andere Sendungen bringt die BW-Post jährlich vom Absender zum Empfänger. Damit ist sie der größte private Postzusteller in Baden-Württemberg. Die BW-Post ist aber nicht nur das Unternehmen, das Printprodukte ans Ziel bringt, der Postzusteller setzt auch in eigener Sache gerne auf Gedrucktes.

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Das Bindeglied im Druckmarkt

„Wir haben einen kleinen Letter-Shop, wo wir unsere Lohn- und Gehaltsabrechnungen selbst drucken“, sagt Christian Vogel, Leiter im Bereich Verkauf und Marketing. Printprodukte haben eine hohe Relevanz für das Bestehen der Baden Württembergischen (BW) Post. „Unser Kerngeschäft ist die Verteilung von Druckprodukten“, sagt Vogel. Die BW-Post, privater Anbieter von Postdienstleistungen, gibt es seit elf Jahren. Ihren Haupsitz hat sie in der Landeshauptstadt Stuttgart sowie einen weiteren in Villingen-Schwenningen. Über den BW-Post-Verbund zählt das Unternehmen fünf weitere Standorte in Böblingen, Esslingen, Ludwigsburg, Waiblingen und Balingen.

Zu Beginn verwaltete die BW-Post noch 2000 Sendungen pro Tag, die von Hand sortiert wurden. Mittlerweile beläuft sich die Anzahl mit 600 000 Sendungen pro Tag auf das Dreißigfache. Im Zuge dessen sind auch die zwei anfänglichen Frankiermaschinen ersetzt und erweitert worden. Heute zählt das Briefzentrum vier Sortieranlagen, zwei Paketerfassungsstationen sowie zehn Einzelerfassungsplätze auf 2000 Quadratmeter Produktionsfläche. Für die digitalen Verarbeitungsprozesse setzt die BW-Post Frankier- und Sortiertechnik von Böwe Systec ein. Rund 6000 Briefzusteller sind täglich für die BW-Post im Einsatz. Über P2 Die Zweite Post GmbH & Co. KG, an der die BW-Post beteiligt ist, und Spring kann die BW-Post ihre Postdienstleistungen deutschlandweit sowie weltweit anbieten.

Die BW-Post gehört zur Südwestdeutschen Medienholding (SWMH) zu der unter anderem auch die Süddeutsche Zeitung und Stuttgarter Zeitung/Stuttgarter Nachrichten zählen.

Briefmarken haben Potenzial

Die BW-Post vergibt regelmäßig Druckaufträge und zwar vor allem für Briefmarken. Diese werden im täglichen Geschäft des Postanbieters eigentlich gar nicht gebraucht, denn die BW-Post arbeitet mithilfe von Barcodes, die den Kunden auch direkt die Sendungsverfolgung ermöglichen. Dennoch lässt die BW-Post pro Jahr etwa eine Million Sonderbriefmarken drucken. „Die Briefmarken haben einfach eine andere Aufmerksamkeit“, sagt Vogel. Die Zahl der unterschiedlichen Briefmarkenserien teilt sich auf eine Standardserie für das ganze Jahr, eine Weihnachtsbriefmarke und fünf bis acht Sonderbriefmarken zu besonderen Anlässen oder auf Wunsch von Firmen- oder Privatkunden. So gab es bereits Kooperationen mit in Stuttgart ansässigen Unternehmen wie dem Südwestdeutschen Rundfunk (SWR) zum 60-jährigen Bestehen des Fernsehturms oder dem Autohersteller Porsche. Die Sondereditionen gehen dann in den freien Verkauf.„Geschäftsbeziehungen entstehen aus so etwas Banalem wie einer kleinen Briefmarke“, sagt Tobias Haasis, kaufmännischer Leiter der BW-Post.

Viele Firmen würden auch eigene Briefmarken drucken lassen, beispielsweise für die Weihnachtspost, aber auch Hochzeitspaare gäben eigene Briefmarken in Auftrag. Die Weihnachtsmarkenserie 2016 zeigt die schwäbischen Kultfiguren Äffle und Pferdle, die mit ihren schwäbischen Sprüchen seit vielen Jahren aus dem Fernsehen bekannt sind. Zudem gibt es derzeit weitere Markenserien für Kinder oder für Fans des Zweitligisten VFB Stuttgart. 2014 hat die BW-Post zum 60-jährigen Jubiläum des Blühenden Barocks zwei duftende Rosenbriefmarken herausgebracht.

Alle Briefmarken werden bei der ID Systec Vertriebs GmbH in Neumünster, die sich auf den Labeldruck spezialisiert hat, gedruckt. Das selbstklebende Material der Briefmarkenprodukte wird Inhouse hergestellt. Die so erstellte Bogenware wird über das Digitaldruckverfahren mit dem gewünschten Motiv bedruckt. Nach dem Druck werden die Bögen verleimt und anschließend auf Format geschnitten. „Es gibt nicht viele Anbieter, die das so können, wie wir uns das vorstellen“, lobt Christian Vogel den Druckpartner. Entscheidend bei der Wahl des Partners war unter anderem die Tatsache, dass ID Systec auch auf Lasertechnik zurückgreifen kann. „Die Briefmarken sehen marketingtechnisch natürlich super aus“, sagt Haasis. „Aber wenn ich den Briefmarkenumsatz mit anderen Einnahmen vergleiche, dann ist das nicht sonderlich relevant.“

Trotzdem: Das Feedback der Kunden auf die Briefmarken-Serien ist von Grund auf positiv. Deshalb sieht Vogel trotz der vergleichsweise geringen Einnahmen Zukunft im Vertrieb von Briefmarken: „Die Briefmarken sind jetzt vielleicht noch relativ unrelevant, aber sie haben wirklich Potenzial.“

Eine Weihnachtskugel oder auch mal ein Fußballspieler die BW-Post nutzt kreative Formate für ihre Mailings. Vier bis fünf Mailings mit bis zu 20 000 Sendungen versendet der Postanbieter pro Jahr in eigener Sache. „Wir versuchen mit dem Kreativmailing natürlich ein bisschen aus der Reihe zu tanzen“, sagt Vogel. Gleichzeitig will die BW-Post damit auch für ein kreatives Print-Mailing werben. „Wenn ich zum Briefkasten gehe und es kommt etwas kreativ Gestaltetes heraus, dann ist das einfach was anderes“, sagt Hassis. Aus diesem Grund wirbt die BW-Post auch ausschließlich offline für das eigene Unternehmen. „Wenn wir werben, dann offline“, sagt Vogel. „Wir wollen uns da natürlich nicht selber beschneiden, wenn wir viel online machen und dadurch unser eigenes Geschäft infrage stellen.“ Darüber hinaus ist der Leiter des Verkaufs und Marketings überzeugt, dass die Werbung vom Digitalen wieder in die Printprodukte zurückkäme: „Die Post wird vielleicht weniger, aber die Werbung geht von Online in die Offline-Werbung zurück.“

Die BW-Post wirbt aber nicht nur mithilfe von Print, weil sie sich selbst nicht schaden will, sondern vor allem, weil sie an die Qualität und die Aussagekraft von Gedrucktem glaubt. „Print hat eine gewisse Wertigkeit“, sagt Haasis. „Man kann es ansehen, sammeln und – gerade bei Briefmarken – sogar tauschen.“ Der kaufmännische Leiter beobachtet zudem einen Anstieg der Katalogdrucke, trotz Zunahme des Online-Handels. Dafür hat er eine ganz einfache und persönliche Erklärung: „Die Kataloge nehmen wieder zu, ich merke das ja selber: Blättern ist einfach besser als online klicken“, sagt Haasis.

Ein bisschen digital muss sein

Für 2017 strebt die BW-Post trotz der Zuneigung zu Print-Produkten eine Digitalisierung der Post-Branche an. Durch ein Druckportal, das über zwei zentrale Netzeanbieter verwaltet werden soll, soll der Kunde seine Briefe in Zukunft nicht mehr selbst drucken und dadurch den ganzen Workflow der  Post erleichtern. Demnach soll der Kunde seinen eigenen Brief dann nicht mehr bei sich Zuhause drucken, sondern nur ein Dokument verschicken und damit den Druckauftrag auslagern. „Das bedeutet, dass der Brief dann nicht mehr im Büro, sondern direkt beim Druckdienstleister gedruckt werden kann.“ Zumindest die ohnehin am Computer getippten Briefe wie beispielsweise Rechnungen könnten dadurch digital versendet und beim Empfänger trotzdem gedruckt ankommen. „Der erste Schritt ist jetzt, dass die Verbraucher den Druck in unsere Hände legen“, sagt Vogel. „Aber ich denke, dass der Markt mittlerweile so weit ist.“

Zusammen mit dem Druck und dem Verkauf der Briefmarken hält Christian Vogel den Umstieg auf teilweise digitale Lösungen für zukunftssträchtig. Aber eins wird Vogel dabei trotzdem nicht vergessen: „Ohne Print würde es uns nicht geben – das ist das Ein und Alles.“