Zweischichtige Besetzung des Klebebinders unmöglich

Fachkräftemangel: Buchbinderei Johst stellt Geschäftsbetrieb ein

Die Wermsdorfer Buchbinderei Johst hat Ende Februar ihre Tore geschlossen.

Die Buchbinderei Johst mit Sitz in Wermsdorf hat zum 28. Februar 2019 den Geschäftsbetrieb eingestellt. Die berichtet die Leipziger Volkszeitung auf ihrer Website. Als Grund nannte Geschäftsführer Thomas Johst den Mangel an geeignetem Fachpersonal.

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Auf der Firmenwebsite bedankt sich die Buchbinderei bei den Kunden für die fast 25-jährige Zusammenarbeit. »Auf Grund der in den letzten Jahren immer mehr zugespitzten Personal- und Preissituation sehen wir uns außer Stande, die gewohnte Qualität und Termintreue weiterhin zu gewährleisten«, heißt es dort weiter.  Aus diesem Grund habe man sich entschlossen, den Geschäftsbetrieb zum 28.02.2019 einzustellen.

2008 hatte das 1994 gegründete Unternehmen eine neue Klebebindeanlage in Betrieb genommen. Diese müsse man zweischichtig auslasten, um die Investition zu amortisieren, erklärte Geschäftsführer Thomas Johst gegenüber der LVZ. Dafür benötige man qualifiziertes Personal mit Bereitschaft zum Schichtdienst in ausreichender Zahl. Seit Jahren habe man offene Stellen ausgeschrieben und dem Arbeitsamt gemeldet. Das Interesse sei überschaubar gewesen oder es gab Bewerber, die sich als ungeeignet herausstellten. Zudem hätten allein in den vergangenen vier Monaten vier gestandene Mitarbeiter die Buchbinderei verlassen. Eine zweischichtige Besetzung der Klebebindeanlage sei somit unmöglich geworden. Auch sei es aufgrund der Wettbewerbssituation in der Branche kaum möglich gewesen, Preissteigerungen durchsetzen und damit Lohnsteigerungen finanzieren, so Johst.

Es sei schon seit Jahren schwierig, Berufsnachwuchs zu gewinnen, sagte Thomas Johst. Die Buchbinderei habe mit der Mittelschule vor Ort kooperiert, Schülerpraktika angeboten, sich und die möglichen Betätigungsfelder immer wieder den oberen Jahrgängen vorgestellt – ohne nennenswerten Erfolg.

Mit dem Schlussstrich jetzt sei er Herr der Lage. Die meisten der Mitarbeiter dürften gute Chancen haben, in der Branche einen neuen Job zu finden. Von den Kollegen habe er schon etliche Anfragen bekommen.

Die Buchbinderei Johst war unter anderem spezialisiert auf PUR-Klebebindung, Kalenderfertigung sowie Wire-O-Broschüren, das Falzen und Kleben von Verpackungen sowie diverse Stanzungen einschließlich Registerstanzung. Auch handwerkliche Arbeiten wurden übernommen. Im Jahr 2016 gewann die Buchbinderei Silber bei den Druck & Medien Awards in der Kategorie »Kunden- und Verkaufsteam des Jahres«.

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Ich denke die Situation des Fachkräftemangels wird uns zunehmend beschäftigen. Hilft nur, den jungen Leuten zeigen, dass Print auch weiterhin Zukunft hat, Spaß machen kann und dann ausbilden, ausbilden und nochmal ausbilden. Aber wahrscheinlich leichter gesagt als getan.

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    1. so lange die Löhne nicht steigen wird sich nichts ändern

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  2. Stellt sich die Frage, wie man Print “schmackhaft” machen
    soll. Jeden Monat gehen Betriebe in Insolvenz, Schichtarbeit
    ist auch nicht gerade anziehend und die Löhne sinken bzw.
    andere Berufe steigen im Lohn besser.
    Obwohl ich den Beruf als Drucker liebe, werde ich dieses Jahr
    umschulen, da ich nach vier miterlebten Insolvenzen keine
    Lust mehr habe, der Spielballl grenzdebiler Geschäftsführer
    zu sein…

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  3. es wird schon seit Jahren auf den Fachkräfte Mangel hingewiesen. Ein Punkt der bis dato noch gar nicht auf kam , ist das es auch ein großer Mangel an Führungskräften besteht: Dresden/Oldenburg, Fulda,Speyer,Bernkastel,sind nur einige Beispiele,wo die sogenannten Führungskräfte, entweder branchenfremd sind oder keinen Wert darauf legen Fachkräfte zu fördern! Gehälter, ja auch ein Punkt! Aber es werden immer Schichten und Überstunden verlangt, also ist doch Arbeit da! wo ist das erwirtschaftete Geld? Nach meiner Erfahrung in den Geschäftsführung der neuen Generation ! Krabschen solange es geht !

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  4. so lange die Löhne nicht steigen wird sich nichts ändern

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  5. Eigentlich sollte doch ein Klebebinder der mittleren Leistungsklasse aus 2008 im Jahre 2019 abgeschrieben sein, so dass sich aus eine einschichtige Auslastung rechnet…

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  6. Naja..man darf auch nicht vergessen, dass Schwachsinn gehypt wird. Da werden auf einmal Qualitätsmanager oder gleich ganze Abteilungen der Sparte aus dem Boden gestampft, die dann mit tollen Sachen glänzen wie Lean Management, SixSigma, S5 oder Just in time…. jeder Geselle macht das von Haus aus nebenbei. Da verschwinden Gelder für Posing und Wanna-Be’s.
    Bei Firmen mit über 500 Beschäftigten mag das evtl. noch Sinn machen..aber bei Firmen mit 200 oder weniger ist eine ganze Abteilung dafür eher Luxus.
    Genauso Personalchefs in solchen Betrieben mit weniger als 200. Warum werden dort Einstellungsgespräche öder Unstimmigkeiten nicht mit dem Abteilungsleiter gemacht? Aus meiner Sicht werden die meisten Druckereien einfach viel zu “Kopflastig” bzw. leiden an einem überbezahlten “Wasserkopf” 😉

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