Insider-Kolumne von Michael Dömer aus DD9/2018

Compliance Management ist ein Muss – auch im Mittelstand

Herrn Dömer

Zunehmende Regulierungswut, Gesetze, Verordnungen und Schutzmaßnahmen zerstören viel Leidenschaft für Unternehmertum und Markt. Im neuen Koalitionsvertrag hat die Regierung Führungskräfte und Unternehmer nun ins Fadenkreuz genommen. Dort wird mit Strafen gegen Unternehmen von bis zu 10 Prozent vom Umsatz gedroht. Persönliche Haftungen und drastische Strafen gegen Personen kommen hinzu. Ermittlungen sollen nun nicht mehr im Ermessen einzelner Behörden liegen, angesagt ist ein „Verfolgungszwang“. Den Führungskräften wird eine möglicherweise „fahrlässige Aufsichtspflichtverletzung“ vorgeworfen werden können.

Das alles sind keine leeren Drohungen – es sollte sehr ernst genommen werden! Gesetze, Verordnungen und Vereinbarungen sind einzuhalten – ob dies gefällt oder nicht. Daher rate ich allen Unternehmen dringend, systematisch und schnell ein nachvollziehbares Schutzsystem zu entwickeln. Compliance-Management – also der kontrollierte Umgang mit Gesetzen und Richtlinien – ist ein „Must have“, auch im Mittelstand! Vermeiden Sie Fehler schon beim Start.

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Initiieren Sie daher ein mehrstufiges Projekt, zunächst mit einer positiven, bejahenden Compliance-Kultur. Nicht Drohungen und Ängste helfen, sondern überraschende Erkenntnisse, dass das angestrebte Compliance-Management für jeden eine Hilfe sein wird. Es geht dann leichter, schneller und schafft positive Synergien im Unternehmen.

Sie lösen dadurch bei sich und dem Team die spontanen Blockaden, die zunächst zu erwarten sind. Entwickeln Sie dann gemeinsam eine Bestandsaufnahme über alle möglichen Themen, die in den jeweiligen Arbeitsbereichen und Abteilungen Gefahrenquellen sein können. Alle werden erstaunt sein, wie viel Informationsdefizite jeder hat und welche Gefahren dadurch lauern. Denn Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Sie sind als Chef verpflichtet, dieses Wissen zu vermitteln – sonst sind sie tatsächlich „dran“.

“Sie sind als Chef verpflichtet, Wissen zu vermitteln.”

Daraus sollten Sie miteinander ein einfaches, verständliches Regelwerk entwickeln. Sie werden dabei schnell positive Synergien feststellen. Und noch was: Regeln müssen verbindlich sein und überwacht werden! Leider sein und überwacht werden! Leider fühlen sich die Beauftragten aber oft wie eine Art Kontrolleure und „interne Ermittler“. Verhindern Sie das! Akzeptanz erreichen die nur als „Freund und Helfer“.

Ich habe in einem Projekt kürzlich sehr gute Erfahrungen bei der Bestandsaufnahme und Entwicklung eines Compliance Systems mit gemeinsamen Workshops gemacht. Denn wirklich gelebt wird es nur, wenn möglichst alle Mitarbeiter dahinter stehen und das gelingt auch in diesem Fall eher, wenn Betroffene zu Beteiligten werden.

Ja, es kostet Zeit und auch Geld – aber wenn es mal zum „Tatbestand“ kommt – und das kann sehr schnell passieren, dann wird es sehr teuer, kostet viel mehr Zeit und ist zudem ein hohes Risiko für Unternehmen und Personen.

→ Ihre Meinung? insider@print.de

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