Servoantrieb für jede Zange

Klebebinder unter der Lupe: Was kann der Vareo von Müller Martini?

Besucher der Hunkeler Innovationdays in Luzern hatten die Gelegenheit, den Vareo bei seiner Weltpremiere auf dem Müller Martini-Stand live in Aktion zu sehen.

Bisher kennt man bei Klebebindern zwei Antriebsphilosophien, die beide darauf basieren, dass eine Anzahl von Klammern an einer Kette über einen Motor angetrieben werden. Beim kontinuierlichen Antrieb läuft der Motor im Betriebszustand immer, und alle Klammern sind in Bewegung. Der Vorteil ist je nach Taktzahl eine hohe Ausbringleistung. Bei einem Klebebinder mit diskontinuierlichem Antrieb kommt es zu so genannten Lauf- und Stoppzeiten. Die Zangen laufen also nicht permanent. Der Vorteil: Die Andrückdauer ist individuell festgelegt, womit die Bindequalität direkt beeinflusst werden kann.

Einzelantriebstechnik

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Der neue Klebebinder von Müller Martini wiederum verfügt über eine Einzelantriebs-Technologie, bei der jede Zange mit einem eigenen Servo-Motor ausgestattet ist. Die damit asynchronen Bewegungsabläufe des Vareo sollen dafür sorgen, dass jeder Bearbeitungsschritt in genau der Zeit erfolgen kann, die für die bestmögliche Produktqualität notwendig ist. So kann beispielsweise mit voller Geschwindigkeit über die Fräse gefahren werden, während der Pressvorgang ausgedehnt wird, um eine höhere Qualität zu erzielen.

Der Vareo soll sich laut Hersteller damit nicht nur für die Verarbeitung von Digitaldrucken mit Kleinstauflagen bis hinunter auf ein Exemplar eignen, sondern auch für mittlere Auflagen – egal, ob die Broschuren im Offset- oder Digitaldruck hergestellt werden. Seine mechanische Leistung gibt Müller Martini mit 1350 Takten pro Stunde an. Auch die Rüstzeiten des Binders seien sehr kurz. Die Umstellungszeit von DIN A4 auf DIN A5 liege unter einer Minute. Damit ließen sich unter anderem Fotobücher, personalisierte Kataloge oder hochwertige Broschuren wirtschaftlich herstellen, wobei bereits das erste Exemplar verkäuflich sein soll.

In der Entwicklung des neuen Klebebinders steckt nicht nur das Know-how von Müller Martini, sondern auch das der Entwicklungsabteilung der Heidelberger Druckmaschinen AG. Mit der Übernahme des Servicegeschäfts für Heidelberg-Sammelhefter und -Klebebinder durch Müller Martini im vergangenen Jahr sind auch Patente mit übernommen worden. Gemeinsam mit den Müller-Martini-Entwicklern wurde die Maschine ausentwickelt und 2015 auf den Markt gebracht.

Modularer Aufbau

Der Vareo ist modular konstruiert, so dass die Maschine erweitert, auf künftigen Produktionsanforderungen angepasst und zu einer kompletten Klebebindelinie ausgebaut werden kann – beispielsweise mit einer kundenspezifischen Kühlstrecke, einem Dreischneider oder einer automatischen Buchblockzufuhr. Diese ermöglicht es, den Vareo an Digitaldruckmaschinen anzubinden. Die fertigen Signatur- oder Loseblattstapel werden dann direkt in die Zange des Klebebinders übergeben.

Der Einrichteassistent führt den Maschinenführer beim Einrichten eines neuen Auftrags am zentralen Touchscreen Schritt für Schritt durch den Eingabeprozess. Die Steuerung unterstützt ihn bei der Ausführung von Feinkorrekturen, indem die gewünschten Änderungen direkt auf dem Bildschirm als Vorschau-Animation angezeigt werden. So kann er erkennen, ob der beabsichtigte Effekt erreicht wird, noch bevor tatsächlich ein neues Buch gebunden wird. Die Feineinstellungen können für Wiederholaufträge abgespeichert und anschließend erneut aufgerufen werden.