Zwei Ventura MC 160 von Müller Martini

Beltz Graphische Betriebe investiert weiter in die Fadenheftung

Von links: Michael Tuchscher (Leiter Projektmanagement und Mitglied der Geschäftsleitung von Beltz Grafische Betriebe GmbH), Max Herrmann (Referent der Geschäftsleitung von Beltz Grafische Betriebe GmbH) und Volker Keppler (Gebietsverkaufsleiter Müller Martini Deutschland).
Auf den Venturas verarbeitet Beltz Bogen aus dem Offset. Die ebenfalls neue Buchlinie BF 512 wurde mit einer Leseband-Einlegemaschine Ribbon ergänzt. Von links: Michael Tuchscher (Leiter Projektmanagement und Mitglied der Geschäftsleitung von Beltz Grafische Betriebe GmbH), Max Herrmann (Referent der Geschäftsleitung von Beltz Grafische Betriebe GmbH) und Volker Keppler (Gebietsverkaufsleiter Müller Martini Deutschland). (Bild: Müller Martini)

Steigende Zahl an Aufträgen, sinkende Auflagen pro Titel: Beltz Grafische ­Betriebe GmbH in Bad Langensalza reagierte auf diesen Trend mit der ­Investition in zwei neue Ventura MC 160 und bringt damit mehr Flexibilität in die Fadenheft-Produktion.

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„Als einer der letzten Mohikaner in Deutschland“– so Michael Tuchscher, ­Leiter Projektmanagement und Mitglied der Geschäftsleitung – verfügt die Firmengruppe Beltz sowohl über zwei eigene Verlage als auch über einen eigenen grafischen Betrieb. Denn die in der Verlagsgruppe Beltz mit Sitz in Weinheim und in der Campus Verlag GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main erscheinenden Bücher werden zum größten Teil bei Beltz Grafische Betriebe GmbH in Bad Langensalza gedruckt und gebunden. Wobei Max Herrmann, Referent der Geschäftsleitung und als entfernter Verwandter von Firmengründer ­Julius Beltz in siebter Generation im Familienunternehmen tätig, der Klarheit halber Wert darauf legt, „dass wir uns nicht als Hausdruckerei unserer Verlage verstehen, sondern deren Bücher mit wettbewerbsfähigen Preisen fertigen.“
Dennoch: Mit aktuell 30 Prozent machen ­eigene Verlagsprodukte einen bedeutenden Teil des Auftragsvolumens aus. Was mehrere Vorteile hat: Die komplette Wertschöpfung eines Buchs bleibt im eigenen Haus, die Produktionssicherheit wächst, die Qualität der Endprodukte kann besser überwacht werden, und es sichert eine gewisse Grundauslastung der Anlagen.

Kleinere Auflagen, häufiger Nachdrucke

Allerdings wächst der Anteil an Fremdaufträgen stetig. Rund 80 Prozent der Kunden sind Verlage aus den drei deutschsprachigen Ländern Deutschland, Österreich und Schweiz. Für sie fertigt Beltz vor allem wissenschaftliche Fachbücher aus den Bereichen Medizin, Rechts- und Sozialwissenschaften, aber auch Kinder-, Jugend- und Pädagogikliteratur sowie Reiseführer. Die Auflagen liegen im Bereich von 50 bis 50.000 Exemplaren, wobei der Durchschnitt laufend sinkt. Wurden 2020 noch 1.700 Bücher pro Titel gedruckt, waren es zwei Jahre später nur noch 1.500. „Weil die Verlage nicht auf Lager produzieren wollen, haben wir kleinere Auflagen und häufigere Nachdrucke“, sagt Michael Tuchscher. „Zudem sind in jüngerer Zeit insbesondere hochvolumige Kataloge weggefallen.“

65 Prozent der Bücher werden fadengeheftet. „Das ist unser Kerngeschäft“, betont Max Herrmann. Dass die Fadenheftung – nicht ­selten veredelt mit Leinen oder Halbleinen und Prägung – immer mehr im Fokus der Kunden steht, hat gemäß dem Referenten der Geschäftsleitung auch viel damit zu tun, „dass sie heutzutage nur unwesentlich teurer ist als die Klebebindung. Wir können deshalb unseren Kunden für einen nur geringen Aufpreis eine wesentlich höhere Qualität – sprich Langlebigkeit und Nachhaltigkeit – der Bücher bieten.“

Diskussion über diskutieren über das optimale Maschinen-Layout.
Diskussion über das optimale Maschinen-Layout. (Bild: Müller Martini)

Neue Fadenheftmaschinen

Das wiederum hat jedoch viel mit moderner, höher automatisierter Fadenheft-Technologie zu tun. „Diese brauchen wir, um Kleinauflagen wirtschaftlich herstellen zu können“, betont Michael Tuchscher. Womit wir bei der jüngsten Investition von Beltz wären. Denn das rund 140 Mitarbeiter im Mehrschichtbetrieb beschäftigende grafische Unternehmen, das jährlich drei Millionen Hardcover- und 3,2 Millionen Softcover-Bücher produziert, nahm im August 2022 und im ­Januar 2023 zwei neue Fadenheftmaschinen Ventura MC 160 von Müller Martini in Betrieb.

Zudem wurde das von Müller Martini stammende, 2005 in Betrieb genommene Connect-Verbundsystem um eine Fadenheftmaschine von bisher drei auf neu zwei reduziert. Und eine alte 28-Stationen-Zusammentragmaschine wurde durch eine moderne ZTM 3692 mit 30 Stationen und einen Stapelausleger Universo ersetzt. „Die beiden neuen Ventura MC 160 bringen uns gegenüber den Vorgängermodellen mehrere Vorteile bezüglich kompakterem Layout, Produktion kleinerer Auflagen, höherer Produktionsstabilität, besserer Qualität, grösserer Bedienerfreundlichkeit und satterem Heftbild“, unterstreicht Michael Tuchscher. Und Max Herrmann ergänzt: „Wir haben damit unsere Marktposition als Hauptansprechpartner für deutsche Wissenschaftsverlage zusätzlich gestärkt.“

Auf den beiden Ventura MC 160 werden ausschließlich im Offset gedruckte Bogen zu Büchern gefertigt. Beltz ist jedoch in zunehmendem Maße auch im Digitaldruck unterwegs. Betrug dessen Anteil am gesamten Produktionsvolumen 2020 noch 8,5 Prozent, so stieg er 2021 auf 15 und 2022 auf 17,6 Prozent.

Neue Ribbon und bald auch neue RF 700

Für die beiden neuen Ventura MC 160 entschied sich Beltz nicht zuletzt wegen der langjährigen guten Erfahrungen mit Fadenheftmaschinen von Müller Martini. Die Maschinen-Demo erfolgte jedoch an ungewohnter Stätte. Weil wegen der Corona-Pandemie die Anreise aus Deutschland ins Print ­Finishing Center am Müller Martini-Hauptsitz im schweizerischen Zofingen stark erschwert war, wurde die Live-Präsentation der Ventura MC für die Maschinenführer von Beltz kurzerhand in die Münchner Meisterschule für Buchbindetechnik Industrie verlegt. „Dabei haben wir“, so Michael Tuchscher, „einen rundum ­guten Eindruck von der Fadenheftmaschine gewonnen.“
Beltz investierte jedoch nicht nur in die ­Fadenheftung, sondern modernisiert in diesem Jahr auch seine BF 512. Die Buchlinie von Müller Martini – die in Bad Langensalza neben zwei Klebebindern KM 472 und KM 600 zum Einsatz kommt – wurde mit einer Leseband-Einlegemaschine Ribbon und bald auch mit einer Rückenbeleim- und Fälzelmaschine RF 700 ergänzt.