Über nachhaltiges Drucken wird viel diskutiert. Die Kommunikation dazu ist aber meist „unterkomplex“, findet Marko Hanecke. In seinem jüngst im Verlag Hermann Schmidt erschienenen Buch beleuchtet er unter anderem, warum schon die Konzeption eines Druckvorhabens bei der Nachhaltigkeit eine entscheidende Rolle spielt.
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Wer einkauft und wissen will, was „drin“ ist, sucht nach Orientierung. Dafür kann der Kunde sich entweder in das Etikett mit den Inhaltsstoffen einarbeiten beziehungsweise die Fertigungskette studieren oder – viel schneller und einfacher – nach einem Label greifen, das am ehesten seinen Wünschen entspricht. „Bio“ steht dann da, „Vegan“, „Energieverbrauch A+++“ oder einfach auch nur „reduziert“.
Wer Wert auf ein nachhaltig produziertes Druckerzeugnis legt, kann ebenfalls nach Siegeln und Zertifikaten Ausschau halten – und findet derer viele: Blauer Engel, EU-Blume, Cradle to Cradle, EMAS, FSC, PEFC … die Liste ist lang. Sie alle geben strenge Kriterien vor, prüfen Dienstleister und Produzenten auf Herz und Nieren und fordern ihnen einiges ab. Und für alle Einkäufer, die nicht selbst zum Umweltexperten werden wollen oder können, dienen sie als verlässlicher Marker in einer durchaus komplexen Materie.
Aber geht Nachhaltigkeit tatsächlich nur mit Brief und Siegel? Marko Hanecke sagt nein. In seinem kürzlich im Verlag Hermann Schmidt erschienenen Buch „Nachhaltig drucken“ konstatiert der Autor, dass sich ein großes Nachhaltigkeitspotenzial bereits in der frühen Konzeptions- und Designphase eines Druckvorhabens versteckt. So ist beispielsweise eine Werbebroschüre, die ihre Zielgruppe nicht anspricht und direkt im Papierkorb landet, definitiv nicht nachhaltig, selbst wenn sie vielleicht CO2-neutral gestellt wurde. Ein Mailing, das im Gieskannenverfahren verschickt wird, statt an einen gut gepflegten und ausgewählten Verteiler, ebenfalls nicht. Im Gegensatz dazu können eine raffiniert gestaltete und veredelte Broschüre oder ein durchdacht aufbereiteter Katalog durchaus nachhaltig sein, sofern sie das vom Auftraggeber angestrebte Ziel erreichen, selbst wenn sie lackiert und auf Frischfaserpapier gedruckt sind.
Ebenso hilft es, schon bei der Planung zu überlegen, ob sich nicht mit einem ein leicht modifizierten Format der Druckbogen besser auszunutzen und Papier sparen lässt. Oder ob mit einem originell gestalteten Layout nicht Farbe oder Platten gespart werden können. Ob der Digitaldruck vielleicht das geeignete Druckverfahren sein könnte. Und ob der Dienstleister nebenan nicht vielleicht doch die bessere Wahl für den Klimaschutz ist als die billige Druckerei im Ausland.
Es lässt sich viel tun. Und wer am Ende schöne und nachhaltige Printprodukte in der Hand halten will, hat viel mehr Möglichkeiten, als nur nach Umweltlabeln zu schauen.
Mehr zum Buch? Im DD-Interview sprechen der Buchautor Marko Hanecke sowie der Verleger Bertram Schmidt-Friderichs über die Motivation für das Buch, die Herausforderungen bei Recherche und Produktion und den Zusammenhang von Drucken und Duschen. Die Ausgabe steht im print.de-Shop zum Download oder zur Bestellung bereit.
Marko Hanecke, Nachhaltig drucken. Gestaltung umweltgerechter Druckprojekte. 288 Seiten, 32 Euro, Verlag Hermann Schmidt, ISBN 978-3-87439-974-6