Streiks in Finnland verschärfen Situation

VsKE beklagt wachsende Engpässe beim Material für Etiketten

In der Etikettenindustrie dreht sich derzeit fast alles um die Verfügbarkeit der Materialien.(Bild: VsKE/chapuis-photo.com)

Die Mitglieder im Verband der Hersteller selbstklebender Etiketten und Schmalbahnconverter e.V. (VskE) berichten von wachsenden Engpässen bei der Beschaffung von Haftmaterialien – so der VsKE in einer Pressemitteilung. Die „ohnehin seit Monaten extrem angespannte Lage auf dem Markt“ werde seit Anfang Januar durch einen Streik in den Papierfabriken von UPM in Finnland nochmal verschärft, heißt es.

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„Wo es früher einen 48-Stunden-Service gab, sind inzwischen Lieferzeiten von mehreren Wochen an der Tagesordnung“, erklärt der VskE-Geschäftsführer Klemens Ehrlitzer. „Wenn selbst Preissteigerungen in einem für die Branche bisher ungewohntem Ausmaß – der vierteljährlich erhobene Materialkostenindex des VskE dokumentierte allein im vergangenen Jahr für alle Produktvarianten eine durchschnittliche Kostensteigerung zwischen 30 und 40 Prozent – gegenüber der Verfügbarkeit der Materialien in den Hintergrund treten, so verdeutlicht das die tatsächliche Brisanz der gegenwärtigen Lage.“

Da Etiketten in allen Wirtschaftszweigen zum Einsatz kommen, zeigt sich der Verband „äußerst besorgt um die allgemeine Versorgungssicherheit in vielen wichtigen Bereichen, zu denen insbesondere auch Lebensmittel, Pharma und Medizintechnik sowie die gesamte Logistik zählen“. Um auf diese weitreichenden Auswirkungen aufmerksam zu machen, hat der VskE gemeinsam mit dem internationalen Verband FINAT und allen nationalen Verbänden in Europa einen eindringlichen Appell an die am Streik in Finnland beteiligten Parteien gerichtet. Darin werden beide Seiten gleichermaßen aufgefordert, „so schnell wie möglich Maßnahmen zur Beendigung des Streiks zu ergreifen, um die unverhältnismäßig hohen Schäden von unbeteiligten Dritten abzuwenden“.

“Versorgungssicherheit bedroht”

Es sei nicht auszuschließen, dass der Streik in der jetzigen Lage nicht nur für Firmen in der Etikettenbranche existenzgefährdend sein könne, sondern auch „für Millionen von Bürgern die Versorgungssicherheit mit lebensnotwendigen Gütern bedroht“. Dieses Schreiben wurde bereits am 8. Februar gleichzeitig der Unternehmensleitung von UPM und Paperiliitto, der finnischen Gewerkschaft für die Papierindustrie, übermittelt.

Neben den beiden Initiatoren VskE und FINAT haben das Schreiben auch Verbände aus Frankreich, Italien, Spanien und Portugal, Großbritannien, der Türkei, aus Dänemark, Griechenland und Schweden unterzeichnet. Diese Verbände vertreten einen Industriezweig in Europa, der insgesamt rund 3.000 Unternehmen umfasst. Sie produzieren mit ihren nahezu 100.000 Beschäftigten vor allem selbstklebende Etiketten. Die gegenwärtige Situation sei deshalb so brisant, weil durch den Streik nicht nur einzelne Papiersorten betroffen sind, sondern im Fall der Haftetiketten eine Verknappung für die gesamte Produktpalette drohe, da letztlich mit den besonders stark betroffenen Glassine- und Kraftpapieren das für nahezu alle Haftetiketten unverzichtbare Trägermaterial fehlt.

Leider sei eine Reaktion auf den Appell bislang nicht zu erkennen, die auf eine Lösung des Konfliktes hinweisen würde, schreibt der VsKE. Ganz im Gegenteil: Laut einer Veröffentlichung in der Presse vom 24. Februar wurde der bereits mehrfach verlängerte Streik erneut bis zum 2. April ausgeweitet, sollte in der Zwischenzeit keine Einigung erfolgen.

Diese Entwicklung beobachte der VskE mit großer Sorge, da die Verfügbarkeit von Haftmaterialien über die gesamte Lieferkette aktuell schon so stark eingeschränkt sei, dass Etikettendruckereien viele Kundenaufträge aufgrund leerer Materiallager nicht mehr produzieren können. Derzeit sei unmöglich zu prognostizieren, wann sich die Situation entspannen wird, weil selbst bei einer kurzfristigen Beendigung des Streiks erst wieder ausreichende Mengen an den benötigten Papiersorten ihren Weg in die teilweise unterbrochenen Lieferketten finden müssten.