Typografie


Was ist Typografie und welche Bedeutung kommt ihr in unserem täglichen Leben zu? Alles zum Thema Typografie – jetzt auf print.de!

Egal ob während wir Zeitung lesen, eine Mail an einen Arbeitskollegen schreiben oder ein Werbeplakat auf dem Weg nach Hause mustern: Tagtäglich kommen wir mit Schrift in unzählig verschiedenen Gestaltungsformen in Berührung. Die Gestaltung der Schrift nennt man auch Typografie. Doch was steckt hinter diesem Begriff? Was hat es mit Satzspiegel, Serifen und Co. auf sich? Das Wichtigste zum Thema Typografie im Überblick gibt es jetzt auf print.de!

Inhaltsverzeichnis:

Was ist Typografie?

Der Begriff Typografie geht auf die griechischen Bezeichnungen týpos – für Figur oder Typ – und graphein (schreiben) zurück. Heutzutage wird unter dem Begriff Typografie die Kunst und Lehre von Schrift verstanden, wie diese nach funktionalen und ästhetischen Aspekten gestaltet und im Design von Druckerzeugnissen oder digitalen Medien verwendet werden kann. Unterschieden wird dabei in zwei Unterkategorien, die Makro- sowie Mikrotypografie. Welche Bereiche der angewandten Typografie es gibt, zeigt die nachfolgende Liste.

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  • Lesetypografie
  • Kunsttypografie (Typodesign)
  • Gebrauchstypografie (Werbe- oder Akzidenztypografie)
  • Typografie im Corporate Design
  • Plastische Typografie (Schrift im Raum, dreidimensionale Schrift)
  • Animationstypografie (Bewegte und animierte Schrift)

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Geschichte der Typografie

Die Geschichte der Typografie beginnt mit der Erfindung des Buchdrucks. Denn Typografie-Geschichte beschäftigt sich hauptsächlich mit der Entstehung der verschiedenen Druckschriften und – heutzutage – der Typografie im Internet. Eng verknüpft ist diese auch mit der Geschichte des Grafikdesigns, da Typografie auch hier eine wichtige Rolle spielt. Die folgenden Abschnitte geben einen Überblick über zentrale Entwicklungen in der Geschichte der Typografie.

Mit Lettern gesetzter Text
Die Geschichte der Typografie beginnt mit der Druckschrift.

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Von der frühen Neuzeit bis hin zum Klassizismus

Ab Ende des 15. Jahrhunderts entwickelten sich verschiedene neue Schriftbilder, allen voran die Antiqua (venezianische und französische Renaissance-Antiqua, Barock- oder Übergangs-Antiqua, klassizistische Antiqua). Die Antiqua bildet seither die Grundlage für auch heute noch verwendete Schriften. Zu den bekanntesten Antiqua-Schriftarten gehören unter anderem die Garamond und die Bodoni. In Deutschland verlief  die Entwicklung anders. Dort entwickelte sich aus der gebrochenen Schrift die Fraktur.

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Typografie des 19. Jahrhunderts

Die Typografie des 19. Jahrhunderts ist geprägt durch die Entstehung der Egyptienne-Schrift, auch als serifenbetonte Antiqua bezeichnet, die hauptsächlich als Zeitungsschriften genutzt wurden. Eine der bekanntesten Schriften aus dieser Zeit ist die Clarendon. Neben der Entstehung weiterer prunkvollerer Schriften, die für Werbedrucke und -plakate verwendet wurden, entwickelten sich im 19. Jahrhundert stilistisch jedoch keine typografischen Innovationen.

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Typografie Anfang des 20. Jahrhundert

Während des 20. Jahrhunderts entwickelten sich die uns heute bekannten Schriften Futura, Gill Sans und die Helvetica, die alle zu den serifenlosen Schriften zählen. Diese Schriften gehören alle zum Typ der Grotesk-Schriften – uns heute als Sans Serif bekannt. Deren Bildung wurde durch die Kunstrichtungen des Dadaismus oder auch des Konstruktivismus beeinflusst und begünstigt.

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Typografie, Computerschriften und das Internet

Einschlagend für die weitere Geschichte und Entwicklung der Typografie war die Erfindung des Computers und der daraus folgenden Entstehung von Computerschriften, wie etwa der Frutiger oder Myriad. Mit Durchbruch des Internets entwickelte sich sehr schnell die Screen- bzw. Webtypografie. Die entwickelten Web- sowie Screen-Fonts – eine der bekanntesten, die Verdana – wurden speziell für das Lesen am Bildschirm entwickelt.

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Grundlagen der Typografie

Um sich im Schriftzeichen-Dschungel besser zurechtzufinden, werden in den nachfolgenden Abschnitten die grundlegenden Aspekte der Typografie näher erklärt.

der Kleinbuchstabe g mehrmals auf einem weißen Untergrund
Auch auf dem Gebiet der Typografie gibt es einige Grundlagen, über die man Bescheid wissen sollte.

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Typografische Kategorien

Wie bereits erwähnt, kann man die Typografie in die Mikro- und Makrotypografie unterteilen. Mit welchen Bereichen sich beide Kategorien beschäftigen, wird in den folgenden Abschnitten erläutert.

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Mikrotypografie

Die Mikrotypografie wird auch des Öfteren als Detailtypografie bezeichnet und beschäftigt sich somit mit den Feinheiten des Schriftsatzes beim Layouten der Texte. Mit Hilfe verschiedenster typografischer Parameter kann so Einfluss auf den optischen Eindruck des Textes sowie die Lesbarkeit genommen werden. Bei der mikrotypografischen Gestaltung werden folgende Dinge berücksichtigt.

  • Laufweite – beschreibt den Abstand zwischen einzelnen Buchstaben
  • Spationierung – beschreibt den horizontalen Abstand zwischen einzelnen Zeichen
  • Wortabstände
  • Ligaturen – Verbindung zweier oder mehrerer Buchstaben zu einem einzigen – Großbuchstabe, der die Höhe eines Kleinbuchstaben hat
  • Orthografie – die richtige Zeichensetzung
  • Schriftart

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Makrotypografie

Die Makrotypografie beschäftigt sich mit dem Layout der Druck- oder Webseite. Hier werden unter anderem das Seitenformat und der Satzspiegel, aber auch Schriftgröße, Zeilenabstand oder die Verwendung und Platzierung von grafischen Elementen bestimmt. Zu beachten ist hierbei das Verhältnis zwischen bedruckter und unbedruckter Fläche (Weißraum), sodass das Layout der Seite nicht überladen wirkt. Dinge, die bei der makrotypografischen Gestaltung berücksichtigt und bestimmt werden, sind folgende.

  • Seitenformat
  • Satzspiegel
  • Zeilenabstand und -breite
  • Platzierung und Größe von Bild- und Textelementen
  • Schriftgröße

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Grundbegriffe der Typografie

In der folgenden Tabelle sind die wichtigsten typografischen Fachbegriffe erklärt.

  Begriff Erklärung
Lettern Majuskel oder Versalie Großbuchstabe
 

 

 

 

 

 

Minuskel oder Gemeine Kleinbuchstabe
Serifen „Häkchenartige“ Enden der Buchstaben
Punze Innenfläche eines Buchstaben, bspw. o oder u – kann vollständig oder nur teils geschlossen sein
Tropfen Rundliche Verdickungen, beispielsweise bei den Buchstaben a, c oder g
Ligatur Verbindung zweier oder mehrerer Buchstaben zu einem einzigen
Schattenachse Symmetrie-Achse eines Buchstabens oder die Achse zwischen den zwei Stellen mit der geringsten Strichdicke
Striche Ab- o. Grundstrich
  • auch Stamm genannt
  • stärkste und senkrechte Linie eines Buchstaben
  • Striche, die nach unten geführt werden
 

 

Aufstrich Striche, die nach oben geführt werden
Haarstrich „dünnste“ Linie in einem Buchstaben
Linien Grundlinie Linie, auf der die Schrift steht
 

 

 

 

p-Linie
  • unterste oder „tiefste“ Linie
  • Unterlängen der Buchstaben p, j, q, oder y enden auf dieser Linie
k-Linie
  • oberste oder „höchste“ Linie
  • kein Buchstabe ragt über diese Linie hinaus
  • Oberlängen der Buchstaben f, k, h, l beispielsweise enden an dieser Linie
x- o. Mittellinie
  • „zweithöchste“ Linie nach der Grundlinie
  • Kleinbuchstaben ohne Überlänge enden an dieser Linie
H-Linie begrenzt die Versalhöhe
Abstände/Höhen Versalhöhe Höhe eines Großbuchstabens
 

 

 

Unterlänge unterer Teil eines Kleinbuchstabens
Oberlänge oberer Teil eines Kleinbuchstabens
x-Höhe o. Mittellänge Höhe eines Kleinbuchstabens

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Liniensysteme in der Typografie

Die im vorherigen Abschnitt näher erläuterten Linien sind immer Teil eines Liniensystems. In der Typografie unterscheidet man zwischen dreierlei Systemen.

  • Zweilinien-System – wenn nur Großbuchstaben verwendet werden; besteht aus Grund- und H-Linie
  • Dreilinien-System – wenn Kapitälchen-Schrift verwendet wird
  • Vierlinien-System – wenn Großbuchstaben und Kleinbuchstaben verwendet werden; meist verwendetes Liniensystem

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Typografie und ihre Wirkung

Tagtäglich und überall umgibt uns Schrift und somit Typografie. Dabei machen sich die meisten Menschen gar keine Gedanken darüber, wie Schrift auf uns wirken und uns beeinflussen kann. Mit Hilfe von Schrift werden nicht nur Informationen übermittelt. Schriftarten und -stile sind in der Lage, Emotionen auszulösen oder auszudrücken, das Verständnis und die Interpretation von Wörtern oder ganzen Botschaften zu beeinflussen oder aber gewisse Erinnerungen und Assoziationen hervorzurufen.

Das Wort New York in mehreren verschiedenen Schriften geschrieben
Die Schriftart und Schriftform kann Einfluss auf unsere Wahrnehmung der Worte haben.

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Typografie im Corporate Design

Auch für Unternehmen kann Typografie eine wichtige Rolle im Markenauftritt spielen, da sie Botschaften unterstützen und zur Unternehmensidentität beitragen kann. Dabei stellt sich oftmals die Frage, eine Schrift von der Stange nehmen oder sich eine auf den Leib schneidern lassen? Im Folgenden sind alle Vor- und Nachteile bezüglich der Verwendung von Corporate Fonts zusammengefasst.

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Vorteile Nachteile
Erkennbarkeit

  • schafft Wiedererkennbarkeit und Individualität
 

 

Hohe Kosten

  • Sich eine umfangreiche Schriftfamilie mit mehreren Schnitten, Desktop-, App- und Web-Fonts entwickeln zu lassen, stellt für kleinere Firmen eine gewaltige Investition dar
 

Maßgeschneidert

  • Ob verschiedene Sprachen, Sonderzeichen, Icons oder technische Anpassungen – bei einem Corporate Font richtet sich der Type Designer nach den Kundenwünschen
Zeitaufwand

  • Die Entwicklung eines Corporate Fonts braucht Zeit, da erst eine umfangreiche Recherche ansteht, was das Unternehmen benötigt.
Klare Nutzungsrechte

  • Erhalt aller Nutzungsrechte
  • Birgt finanzielle Vorteile gegenüber dem Erwerb von Lizenzen für Retail-Fonts, gerade für Großunternehmen

 

Artikel unter Verwendung von Beiträgen von Antje Dohmann.

Erstmals erschienen 2014, 2016 und 2017.