Insider-Kolumne von Manfred Werfel aus DD 23/2018

Wie nachhaltig ist die Zeitung?

Manfred Werfel verstarb am 1. Mai 2022 im Alter von 68 Jahren.
Manfred Werfel verstarb am 1. Mai 2022 im Alter von 68 Jahren.(Bild: privat)

Der Vorstand des World Printers Forum von WAN-Ifra initiierte jüngst die Erarbeitung eines Berichtes über die Nachhaltigkeit der gedruckten Zeitung. Two Sides UK, eine internationale Organisation, die sich für die Nachhaltigkeit der Lieferkette der grafischen Kommunikation einsetzt, wurde als kompetenter Partner für dieses Projekt gewonnen.

Papier ist ein nachwachsender Rohstoff. Die Papierindustrie ist auf nachhaltige Forstwirtschaft angewiesen, um die zuverlässige Versorgung mit Holzfasern zu gewährleisten. Die globale Zellstoff- und Papierindustrie verfügt über mehr als 310 Millionen Hektar nachhaltig zertifizierter Wälder, wobei 54 Prozent der Holzfasern im Jahr 2015 nach FSC- oder PEFC-Standards zertifiziert wurden.

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Etwa 70 Prozent des Papierverbrauchs in den entwickelten Ländern wird wiederverwertet. Denn Recyclingpapier ist die ökoeffizienteste Entsorgungsoption. Recyclingpapier ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer Kreislaufwirtschaft.

Die Zellstoff- und Papierindustrie ist relativ energieintensiv und engagiert sich als ein bedeutender industrieller Nutzer erneuerbarer Energien. Der wichtigste Rohstoff der Papierindustrie, die Holzfaser, entzieht der Atmosphäre Treibhausgase, und nicht zuletzt hält dieser Vorteil über den gesamten Lebenszyklus der Faser an.

Während in der Zellstoff- und Papierherstellung große Mengen an Wasser verwendet werden, wird ein Großteil davon an die Umwelt zurückgegeben. Bevor es so weit ist, wird es einer umfassenden Behandlung unterzogen, und in den letzten Jahrzehnten wurden dramatische Verbesserungen in der Sauberkeit des Abwassers erzielt.

Um zu beurteilen, wie die Zeitungsindustrie mit verschiedenen Nachhaltigkeitsthemen umgeht, wurde eine Online-Umfrage unter WAN-Ifra-Mitgliedern durchgeführt. Die Ergebnisse geben einen nützlichen Einblick in die aktuellen Einstellungen und Aktivitäten zum Thema Nachhaltigkeit. Die wichtigsten Umfrageergebnisse waren:

  • 70 Prozent der Befragten geben an, FSC- oder PEFC-zertifiziertes Papier zu verwenden.
  • Die Verwendung von Recyclingfasern ist üblich, wobei ein hoher Recyclinganteil bevorzugt wird. 70 Prozent der Befragten verwenden keine Frischfaserqualitäten.
  • Das Arbeitspferd der Branche ist das Zeitungsdruckpapier, das Umweltvorteile bietet, da es einen höheren Ertrag und einen geringeren Mineraliengehalt, also eine effiziente Nutzung der Rohstoffe und einen geringeren Energie- und Chemikalienbedarf aufweist.
  • Die Umfrageergebnisse bestätigen außerdem, dass Papiere mit einer Grammatur von 42,5 und 45 g/m2 die beliebtesten sind. 17 Prozent der Befragten verwenden Papiere mit Flächengewichten bis zu 40g/m2.
  • Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass die typische Farbdeckung von CMYK bei 200 bis 240 Prozent liegt.
  • 96 Prozent der Befragten nutzen das Coldset-Offsetdruckverfahren.
  • 94 Prozent der Befragten engagieren sich in umwelt- oder sozialpolitischen Projekten.
  • ISO 9001 (Qualitätsmanagement) ist mit 37 Prozent der Befragten das beliebteste Zertifikat, ISO 14001 (Umweltmanagement) liegt bei 28 Prozent.
  • Die Reduzierung des Energieverbrauchs, des Rohstoffverbrauchs, die Reduzierung des Papierabfalls und das zunehmende Recycling sowie die Reduzierung des Wasserverbrauchs waren die vier wichtigsten Bereiche, die die Befragten angaben.

Eine internationale Umfrage unter mehr als 10.700 Verbrauchern kam zu dem Schluss, dass Leser gedruckten Informationen vertrauen, sie genießen und ein tieferes Verständnis erlangen. 55 Prozent bevorzugen die gedruckte Zeitung. Das Vertrauen in Zeitungen ist doppelt so hoch wie das Vertrauen in Social-Media. 63 Prozent aller Befragten glauben, dass das Lesen von Nachrichten in einer gedruckten Zeitung ein tiefes Verständnis vermittelt.

Gedruckte Zeitungen sind nicht nur ein effektives und zuverlässiges Mittel zur Verbreitung von Nachrichten und Informationen, sondern tun dies auch auf eine ökoeffiziente Weise. Doch das Engagement der Verlage für Nachhaltigkeit scheint begrenzt zu sein, denn der Anteil der Unternehmen, die formale Richtlinien veröffentlichen, und die Akzeptanz einer externen Zertifizierung sind für einen Sektor dieser Größe und Bedeutung überraschend gering.

Den erwähnten Report können Sie hier herunterladen.

-> Ihre Meinung? insider@print.de

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Lieber Manfred, ich finde Deinen Beitrag sehr informativ, logisch aufgebaut und auch fortführend, was die Zukunft der Zeitungsmedien insgesamt betrifft. Danke dafür,
    Dein Karl Malik

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  2. Lieber Manfred,
    auch ich finde Ihren Beitrag wertvoll. Die Führungskräfte von WAN-IFRA sollten sich öfter äußern. Aber, das ist vielleicht gar nicht gewünscht?
    Gut zu wissen, dass der Druck noch immer Zukunft hat.
    Grüße aus Frankreich,
    Ihr Günther Böttcher

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