Zahlen und Daten des Buchmarkts 2024

Gedruckte Bücher bleiben dominant

Junge Leser als Hoffnungsträger: Die Altersgruppe 16-29 Jahre treibt das Wachstum an, mit Zuwächsen von 9,6% (16-19 Jahre) und 7,7% (20-29 Jahre) bei den Käuferzahlen.
Junge Leser als Hoffnungsträger: Die Altersgruppe 16-29 Jahre treibt das Wachstum an, mit Zuwächsen von 9,6% (16-19 Jahre) und 7,7% (20-29 Jahre) bei den Käuferzahlen. (Bild: Leipziger Messe GmbH / Tom Schulze)

Die Buchbranche verzeichnet trotz schwieriger Wirtschaftslage insgesamt eine positive Jahresbilanz. Der Branchenumsatz stieg 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 1,8 Prozent. Dies gab der Börsenverein des Deutschen Buchhandels in seiner Jahresbilanz für das Jahr 2024 bekannt. Erfreulich dabei: Gerade junge Menschen sorgen für eine hohe Nachfrage nach Büchern.

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Wie Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins betont wird die positive Entwicklung am Buchmarkt durch die Buchbegeisterung junger Menschen zwischen 16 und 29 Jahren getrieben, für die die Branche attraktive und passgenaue Angebote macht. Mehr als die Hälfte der verkauften Bücher seien mittlerweile Backlist-Titel, also ein Jahr oder mehr vor dem Kauf erschienen – ein Zeichen für die langfristige Stabilität des Marktes und die zeitlose Relevanz der Inhalte. Darüber hinaus boome der Bereich Audio weiter, befördert von digitalen Absatzwegen.

Peter Kraus vom Cleff, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, erklärt: „Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in Deutschland – und der Buchmarkt ist, an Umsätzen mit Inhalten gemessen, der größte Marktbereich davon. Allerdings sind die wirtschaftlichen Auswirkungen der Weltlage mit Kriegen und Krisen auch in der Buchbranche zu spüren. Das Konsumklima ist nach wie vor schwach, die Sparneigung hoch. Das zeigt sich auch in einer verhaltenen Halbjahresbilanz 2025. Das traditionell starke zweite Halbjahr steht aber noch bevor.“

 

Handlungsbedarf bei der Leseförderung

Die anhaltende Begeisterung des jungen Lesepublikums stimme optimistisch für die Zukunft, so Karin Schmidt-Friderichs. An die neue Bundesregierung appelliert der Börsenverein, den KulturPass für 18-Jährige fortzusetzen, der sich als hervorragende Möglichkeit erwiesen habe, junge Menschen an Kulturangebote heranzuführen. Ganz grundlegend sieht der Verband Handlungsbedarf bei der Leseförderung. Schmidt-Friderichs: „Das Interesse an Büchern ist groß, aber wir erreichen damit nur diejenigen, die in der Lage sind, funktional zu lesen. Jedes vierte Kind bleibt außen vor, weil es nicht über eine ausreichende Lesekompetenz verfügt. Und die Auswirkungen dieser Bildungsmisere setzen sich fort: Nach der aktuellen PIAAC-Studie liest jeder fünfte in Deutschland lebende Erwachsene auf dem Niveau eines zehnjährigen Kindes oder schlechter. Die Politik sieht tatenlos zu, dabei braucht dieses Land dringend eine wirkungsvolle und übergreifende Strategie zur Leseförderung.“

„Das Interesse an Büchern ist groß, aber wir erreichen damit nur diejenigen, die in der Lage sind, funktional zu lesen.“ — Karin Schmidt-Friderichs

 

Künstliche Intelligenz bleibt zentrales Thema

Peter Kraus vom Cleff: „Verlage, Buchhandlungen und Logistik beschäftigen sich intensiv mit Einsatzmöglichkeiten von KI, etwa um Prozesse im Geschäftsablauf zu vereinfachen. Bei generativer KI sind auf politischer Ebene für die Branche allerdings nach wie vor wesentliche Fragen ungelöst, etwa der Umgang mit den millionenfachen Urheberrechtsverletzungen beim Training von KI-Modellen, das Verbreiten von Fake News oder die erforderliche Transparenz für Konsument:innen über den Einsatz von KI. Die Politik muss hier klare Regeln schaffen und die Macht digitaler Oligopole eindämmen, die nicht nur in riesigem Ausmaß Inhalte stehlen, sondern auch zunehmend Einfluss auf die Meinungsbildung und Politik nehmen. Angesichts des anhaltenden Kostendrucks und überbordender Bürokratie fordern wir zudem von der neuen Bundesregierung, Bürokratie-Ungetüme abzuschaffen, u.a. indem die EU-Entwaldungsverordnung praxisnah vereinfacht wird. Außerdem muss endlich eine strukturelle Verlagsförderung kommen, um die Vielfalt auf dem Buchmarkt nachhaltig zu sichern.“

 

Die Zahlen 2024 im Überblick

Die Branche erwirtschaftete 2024 einen Gesamtumsatz von 9,88 Milliarden Euro (2023: 9,71 Milliarden Euro). Sowohl der stationäre Buchhandel, nach wie vor größter Vertriebsweg für Bücher, als auch der Online-Buchhandel konnten ihren Umsatz steigern. Das Geschäft vor Ort wuchs im Vergleich zu 2023 um 0,6 Prozent auf 4,08 Milliarden Euro an; damit hat der Sortimentsbuchhandel (ohne E-Commerce) einen Anteil von 41,3 Prozent am gesamten Branchenumsatz. Das Online-Geschäft mit Büchern, bei dem etwa die Hälfte auf die Shops der stationären Buchhandlungen entfällt, stieg um 4,4 Prozent auf 2,51 Milliarden Euro an. Damit wurden 2024 25,4 Prozent der Umsätze am Gesamtmarkt im Internet erwirtschaftet.

Ein positives Ergebnis vermelden – kurz- und langfristig – auch die großen Warengruppen Belletristik, Kinder- und Jugendbücher, Schule und Lernen sowie Sachbuch. Die Belletristik, das mit 36,6 Prozent Umsatzanteil größte Segment, verzeichnet 2024 im Vergleich zum Vorjahr einen Umsatzzuwachs von 4,3 Prozent. Gegenüber dem Jahr 2019 konnte sie sogar um 22,3 Prozent zulegen. Kinder- und Jugendbücher steigerten ihren Umsatz um 0,6 Prozent im Vergleich zu 2023, im Fünfjahresvergleich um 8,8 Prozent. In diese beiden Warengruppen fallen auch die Young- und New-Adult-Titel, die bei der jungen Zielgruppe stark nachgefragt sind. Sachbücher erzielten 2024 im Vergleich zum Vorjahr ein Umsatzplus von 8,1 Prozent (im Vergleich zu 2019: +3,8 Prozent) und der Bereich Schule und Lernen von 3,8 Prozent (im Vergleich zu 2019: +6,3 Prozent).

Mehr als die Hälfte der 2024 verkauften Bücher, nämlich 57 Prozent, sind Backlist-Titel, d.h. der Erscheinungstag des Buches lag beim Verkauf mehr als 12 Monate zurück. Der Anteil hat in den vergangenen Jahren zugenommen: 2014 waren es noch 48 Prozent und die Neuerscheinungen lagen damals noch mit 52 Prozent an den Verkäufen vorn.

Die Zahl der Erstauflagen geht weiter zurück, die Verlage fokussieren sich auf Basis von Zielgruppen- und Bedürfnisanalysen in der Titelplanung strategisch. 2024 erschienen 58.346 neue Titel, das sind 3,1 Prozent weniger als 2023 (60.230). Die Zahl der Übersetzungen ins Deutsche blieb hingegen stabil auf Vorjahresniveau und lag bei 8.756 (2023: 8.760). Der Anteil übersetzter Titel an allen Neuerscheinungen stieg damit leicht von 14,5 auf 15,0 Prozent.

Der Lizenzverkauf ist 2024 nach zwei Jahren mit rückläufiger Entwicklung um 2,2 Prozent angestiegen. 6.669 Buchrechte verkauften deutsche Verlage im vergangenen Jahr ins Ausland, 2023 waren es 6.527 Verträge. Die wichtigsten Abnehmer waren China, Italien und Tschechien. Wichtigste Warengruppe im Lizenzgeschäft mit Buchinhalten sind unverändert Kinder- und Jugendbücher: Sie stellen 38,9 Prozent aller Verträge, gefolgt von der Belletristik mit 23,2 Prozent.

Das Geschäft mit E-Books hat sich auf stabilem Niveau eingependelt. Ihr Umsatzanteil am Publikumsmarkt (ohne Schul- und Fachbücher) lag 2024 unverändert bei 6,1 Prozent. Die Umsätze stiegen um 2,2 Prozent. Mehr Bewegung zeigt sich nach wie vor beim Hörbuch. Hier stiegen die Umsätze im Vergleich zu 2019 um 49,6 Prozent, zuletzt von 2023 auf 2024 um 7,3 Prozent. Für das Wachstum verantwortlich ist das digitale Geschäft: 49,2 Prozent des Audio-Umsatzes entfallen mittlerweile auf Downloads, 43,4 Prozent auf Streaming und nur noch 7,4 Prozent auf CDs. Das Streaming hat seit 2019 am stärksten an Umsätzen gewonnen, nämlich 226,9 Prozent. Downloads haben im selben Zeitraum um 77,8 Prozent zugelegt, Hörbuch-CDs 71,3 Prozent verloren.

Die Zahl der Buchkäufer:innen ging 2024 gegenüber dem Vorjahr um 2,0 Prozent zurück – allerdings gilt das nicht für Käufer*innen zwischen 16 und 29 Jahren. Bei den 16- bis 19-Jährigen stieg die Zahl derer, die Bücher kauften, 2024 um 9,6 Prozent, bei den 20- bis 29-Jährigen um 7,7 Prozent. Damit nimmt auch die Käuferreichweite bei diesen Altersgruppen zu: Rund ein Drittel der Menschen dieser Altersgruppe kauft Bücher.

Halbjahresbilanz 2025: Nach den positiven Umsätzen im vergangenen Jahr entwickeln sich die Umsätze im aktuellen Jahr noch verhalten. Nach den ersten sechs Monaten des Jahres 2025 liegt der Umsatz in den zentralen Vertriebswegen um 3,3 Prozent hinter dem des Vorjahreszeitraums zurück. Die derzeit sehr erfolgreiche Warengruppe Belletristik ist auch hier eine Ausnahme: Ihr Umsatz stieg im ersten Halbjahr 2025 um 0,9 Prozent.

Zahlen und Daten des Buchmarkts 2024 werden zusammengefasst in der Publikation „Buch und Buchhandel in Zahlen 2025“, die vom Börsenverein herausgegeben wird und im August im Verlag des Technologie- und Informationsanbieters MVB erscheint.

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