Book on Demand auf dem Vormarsch

Wie der Großhändler Libri den Buchmarkt neu denkt

Ulrich Vollmer, Geschäftsführer des Buchgroßhandels Libri GmbH, und Karsten Kaufmann, Leiter Print on ­Demand Services bei Libri, sprachen mit print.de über die Chancen von Print on Demand.
Ulrich Vollmer, Geschäftsführer des Buchgroßhandels Libri GmbH, und Karsten Kaufmann, Leiter Print on ­Demand Services bei Libri, sprachen mit print.de über die Chancen von Print on Demand. (Bild: Libri)

DD: Für welche Titel eignet sich PoD besonders?
Vollmer: Grundsätzlich überall, wenn man ehrlich ist. Erstauflagen mit kleiner Auflage oder hohem Auflagenrisiko, Backlist-Titel, Wiederauflagen vergriffener Titel, Rezensionsexemplare. Manche Verlage nutzen PoD zur Sicherung von Rechten – wenn ein Titel nicht mehr lieferbar ist, fallen die Rechte an den Autor zurück. Es geht auch um Schließung von Angebotslücken: Wenn ein Autor beispielsweise den Literaturnobelpreis gewinnt, entsteht ­sofort Nachfrage auf die komplette Backlist. Wenn diese Titel lieferbar sind, kann ich Umsatz generieren – kann ich diese Nachfrage nicht direkt bedienen, flaut sie ab – der Umsatz ist weg. Das gilt auch für Bücher, die urplötzlich nachgefragt werden, weil sie beispielsweise über BookTok gehypt werden. Wie gesagt: Der entscheidende Satz, der bei PoD gilt, lautet: Verfügbarkeit schafft Absatz. Das bestätigt sich immer wieder.

DD: Wie sehen Sie die weitere Marktentwicklung von PoD?
Vollmer: Der Markt wächst seit vielen Jahren sehr kontinuierlich. Jedes Jahr kommen rund 60.000 neue Titel auf den Markt – das Angebot wird immer größer, und dadurch sinken die durchschnittlichen Druckauflagen im Auflagendruck seit Jahren. Irgendwann sind die Auflagen nicht mehr so unterschiedlich, dass im Vergleich der reinen Druckkosten PoD wirtschaftlicher wird. Dazu kommen deutlich gestiegene Kosten bei Verlagsauslieferungen in den letzten Jahren – das hat merklich zu einem Shift geführt.
Die Investitionen, die aktuell im Markt – nicht nur von uns – getätigt werden, sind ein guter Indikator: Keiner investiert in einen toten Bereich. Wir rechnen bei Libri mit einer Vervielfachung der Produktionsmenge. In den letzten zwölf Wochen hatten wir fast 40 Prozent mehr Volumen als im vergangenen Jahr. Die letzte Woche war die stärkste Woche dieses Jahres – mehr als in der stärksten Woche des Weihnachtsgeschäftes 2024. Und das Weihnachtsgeschäft beginnt bei uns meist erst Mitte Oktober. Das sagt schon etwas aus.

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DD: Gibt es Ihrerseits auch internationale ­Expansionspläne?
Vollmer: Wir sind mit PoD heute schon international unterwegs: Deutschland, Österreich, Schweiz, aber auch Frankreich, Nordics, Spanien, Tschechien, Polen. Wir distribuieren über lokale Großhändler, verkaufen aber auch direkt an Einzelhändler – in Frankreich zum Beispiel oder in Holland. Kurzfristig planen wir keine weitere PoD-Produktion außerhalb von Bad Hersfeld. Wir fokussieren uns auf das immense Wachstum vor Ort. In den letzten zwölf Wochen haben wir unser Setup mit den Canon-Maschinen erst richtig fertiggestellt – und seitdem geht die Post ab.

Über die Libri-Gruppe

Die Hamburger Libri-Gruppe ist einer der führenden Großhändler für Bücher und andere Medienprodukte in Deutschland (Barsortiment) und Europa. Mit seinen Dienstleistungen sichert Libri die kurzfristige Verfügbarkeit nahezu aller deutschsprachigen und vieler internationalen Buchpublikationen in jeder Buchhandlung, stationär und online. Zur ­Libri-Gruppe gehören die Libri GmbH (Buchgroßhandel), die Spedition BOOXpress GmbH, die Libri.Plureos GmbH, als führender Spezialist im Bereich Print-on-Demand, der Self-Publishing-Dienstleister Books on Demand GmbH sowie Beteiligungen an der Barsortiment Könemann Vertriebs GmbH, der Internetplattform genialokal.de und der Schweizer Buchzentrum AG.