Insider-Kolumne aus Deutscher Drucker

Das Thema Digitalisierung sollten Sie persönlich nehmen

Prof. Dr. Martin Delp(Bild: Mokry)

„Deutsche Wirtschaft läuft der Digitalisierung weiter hinterher“ – so titelte der Branchenverband Bitkom Anfang Januar. Hintergrund ist eine Umfrage unter 500 Unternehmen, in der rund 50% der Unternehmen von sich selbst sagen, sie seien Nachzügler beim Thema Digitalisierung. Auffällig ist, dass es einen klaren Zusammenhang zwischen der Unternehmensgröße und der Digitalisierung gibt: je kleiner, desto später dran. Wie könnte man das ändern, gerade als kleineres Unternehmen?

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Mit dem Kauf von Hard- und Software alleine ist es sicher nicht getan – es kommt auf die Offenheit und die Neugier der Menschen im Unternehmen an. Wenn die Menschen Spaß an der Lösung alltäglicher Probleme mit digitalen Werkzeugen haben, ist der erste wichtige Schritt getan.
Voraussetzung ist aber, dass man viele digitale Werkzeuge kennenlernt und seinen Werkzeugkasten damit füllt, um die Möglichkeiten digitaler Lösungen besser zu verstehen. Wer nämlich nur einen Hammer hat, für den sieht jedes Problem wie ein Nagel aus.

Digitale Werkzeuge, neudeutsch Tools, können Sie spielerisch kennenlernen, mit überschaubarem finanziellen und zeitlichen Aufwand.

Probieren Sie möglichst viele digitale Tools und neue Geschäftsmodelle einfach mal aus:

  • Kaufen Sie Fahrkarten online, übernachten Sie per AirBnB, fahren Sie mit einem Leihfahrrad oder einem Elektroscooter, arbeiten Sie einen Tag in einem Coworking-Space, eröffnen Sie ein online ein Konto, bestellen Sie bei einer Onlinedruckerei, kaufen Sie für 5 Euro Bitcoins oder surfen Sie anonym im TOR-Netzwerk – wahrscheinlich wird Sie nicht alles überzeugen, aber von einigen Diensten werden Sie sich vielleicht begeistern lassen.
  • Kaufen Sie einen Einplatinen-Rechner wie Arduino oder Raspberry Pi und eine Grundausstattung an elektronischen Bauelemente. Bauen Sie persönlich eine Schaltung auf einem Breadboard auf: Ihnen wird ein Licht aufgehen, sobald die erste LED leuchtet.
  • Setzen Sie persönlich einen Server auf, um zum Beispiel Ihre Bilder vom Mobiltelefon online zu sichern – und Sie verstehen viel mehr von Bandbreite und Datensicherheit.
  • Bauen und installieren Sie Elemente des „Smart Home“ in Ihrem Heim, beispielsweise eine Lichtsteuerung oder eine Rolladensteuerung – und Sie verstehen viel mehr von den Möglichkeiten der Automatisierung.
  • Fahren Sie auf eine Maker Fair und sprechen Sie mit den „Makern“, die mit viel Spaß, Kreativität und digitalen Werkzeugen große und kleine Probleme lösen – und Sie erkennen das Spannungsfeld zwischen schnellem Prototyp und perfekter Lösung.

Das haben Sie alles schon erfolgreich gemacht? Prima, dann holen Sie Ihre Kolleginnen bzw. Mitarbeiter dazu. Die haben das auch schon erfolgreich gemacht? Noch besser, dann können Sie gemeinsam überlegen, welche digitalen Werkzeuge und Lösungen Sie an Ihrem Arbeitsplatz vermissen.
Und schon sind Sie auf dem besten Weg, die Chancen der Digitalisierung für sich zu erkennen und zu nutzen.

Der Autor:

Prof. Dr. Martin Delp (55) vertritt im Studiengang Druck- und Medientechnik an der Hochschule München das Lehrgebiet Prozessoptimierung. Nach einer Lehre als Drucker studierte er Maschinenbau und promovierte an im Bereich der Referenzmodellierung. Vor seiner Berufung an die Hochschule München arbeitete bei einem Maschinenbauunternehmen und am Fraunhofer IAO.

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