Kommentar von Torsten Uhlig über nachhaltige Druckveredelungen

Druckveredelung und Nachhaltigkeit – ein Widerspruch?

Torsten Uhlig

Ein veredeltes Druckprodukt generiert Aufmerksamkeit. Egal ob Etikett, Faltschachtel, Buchumschlag oder Mailing, die richtige Kombination aus Bedruckstoff, Design und Veredlung wirkt verkaufsfördernd. Das funktioniert.

Die technischen Möglichkeiten, Druckprodukte aufzupeppen und hervorzuheben, sind vielfältig. Ob Folienkaschierung, metallische Effekte mittels Kalt- oder Heißfolienprägung, Spotlackierung, Blindprägung, Stanzen/Laserstanzen, Relieflackierung, Cast & Cure usw … Streng genommen ist sogar die klassische Inline-Dispersionslackierung eine Druckveredelung, auch wenn es sich hierbei oftmals mehr nur um einen Schutz als um eine Veredelung im eigentlichen Sinne handelt. Unabhängig davon, ob Inline oder Offline, nicht jede Technik ist für jedes Material geeignet und nicht jede Anwendung passt zum Druckprodukt.

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Diese Aussage trifft insbesondere zu, wenn man den aktuellen Fokus auf nachhaltige Bedruckstoffe berücksichtigt. Wenn ein Druckprodukt nachhaltig hergestellt werden soll und beispielsweise auf einem ungestrichenen 100% Recyclingmaterial klimaneutral gedruckt worden ist und anschließend noch eine Folienprägung und/oder einen UV Lack erhält, so ist dies äußerst widersprüchlich. Durch diese Formen der Veredelung erfolgt ein hoher Energieeintrag und der Recyclingprozess wird erschwert (Deinking).

Gibt es nachhaltige Veredelungen?

Welche Alternativen bieten sich, wenn man auch die Druckveredelung konsequent nachhaltig gestalten möchte? Bleibt nur noch das Blindprägen oder Stanzen/Laserstanzen? Dies wären Möglichkeiten, durchaus. Aber partieller Glanz oder metallische Effekte sind damit nicht zu erzielen. Veredelungen mit wasserbasierten Systemen – im Idealfall Lacke, auf Basis nachwachsender Rohstoffe – sind eine Alternative. Kolophonium und Lignin als Ersatz von Erdölderivaten.

Aus technischer Sicht ist dies via Flexodruck (Lackierwerk) möglich, prädestiniert ist jedoch das Siebdruckverfahren. Im Siebdruck eröffnet sich zudem die Möglichkeit, durch Zugabe von Pigmenten, eine Vielzahl metallischer Effekte zu erzielen. Kein Vergleich zur Folienprägung, aber eine Alternative mit sehr viel Spielraum.

Dieses Nachdenken über Alternativen bekommt in der aktuellen Situation noch eine weitere Dringlichkeit. Die Logistikkosten sind seit Anfang des Jahres exorbitant gestiegen, was sich auf die Rohstoffpreise überträgt. Zeitgleich steigt auch der Ölpreis. Alles, was auf Erdölbasis hergestellt wird, wird teurer. Beispiel UV-Lacke: Die Preise klettern seit dem Frühjahr permanent, zum Teil können Hersteller nicht einmal produzieren, aufgrund der Verknappung. Eine Situation, dessen Ende noch nicht absehbar ist.

Doch diese Situation bietet auch Chancen. Chancen für diejenigen, die sich den Herausforderungen stellen; Lack-und Farbhersteller, Anwender mit Mut zum Neuen und Kunden, die diesen Weg gehen. Um die Überschrift zu beantworten: Ja, eine effektvolle und gleichzeitig energie- und ressourcensparende Druckveredelung ist möglich.

Über den Autor:

Torsten Uhlig ist Druckexperte, Techniker und Berater in der grafischen Industrie. Mit seinem Unternehmen TU Solutions setzt er den Fokus auf Oberflächen: Veredelungen, Lacke, Beschichtungen, Spezialanwendungen und Problemlösungen.

Der Kommentar erschien in Deutscher Drucker 14/2021; das Heft kann im print.de-Shop bestellt werden.

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