Produktionsstart am Standort Wiesloch-Walldorf

Heidelberg betreibt die Printelektronik jetzt industriell

Heidelberg startet die Produktion gedruckter und organischer Elektronik am Standort Wiesloch-Walldorf. (Bild: Heidelberger Druckmaschinen AG)

Schon seit über zehn Jahren beschäftigt sich die Heidelberger Druckmaschinen AG (Heidelberg) mit dem Thema „gedruckte Elektronik“. Jetzt hat der Hersteller eine eigene Geschäftseinheit zur industriellen Entwicklung, zur Herstellung und für den Vertrieb gedruckter und organischer Elektronik gegründet, wie Heidelberg bekannt gab. Hier sieht man Wachstumschancen im „zwei- bis dreistelligen Millionen-Euro-Bereich“. Die Produktion am Standort Wiesloch-Walldorf wurde bereits aufgenommen. Heidelberg wird als Maschinen-Hersteller in dem speziellen Segment gleichzeitig zum Druckdienstleister.

Dazu hat das Unternehmen nach eigenen Angaben rund 5 Mio. Euro in den Aufbau einer kompletten Produktionsstraße für gedruckte Sensoren investiert. Zunächst sollen am InnovationLab in Heidelberg entwickelte Sensoren für den Einsatz in der Zahnmedizintechnik gedruckt werden. Als erste Neuentwicklung kann ein gedruckter Sensor die Kaudruckverteilung der Okklusion, dem Zusammenschluss von Ober- und Unterkiefer, erstmals digital erfassen. Diese kann dann dreidimensional auf einem Tablet sichtbar gemacht und archiviert werden, um vorhandene Fehlkontakte zu erkennen und im Anschluss zu korrigieren. Auf dem High-Tech-Campus von Heidelberg sollen künftig mit moderner Drucktechnik dann auch Sensoren für digitale Anwendungen insbesondere aus den Bereichen Gesundheitswesen und Logistik sowie Einzelhandel, oder der Automobilindustrie produziert werden.

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Rainer Hundsdörfer, Vorstandsvorsitzender von Heidelberg: „Wir sehen für uns als Betreiber dieser Produktion von High-Tech-Sensoren Wachstumschancen im zwei- bis dreistelligen Millionen-Euro-Bereich.“ Nach Einschätzung von Fachleuten ist das wirtschaftliche Potenzial für gedruckte Sensoren gewaltig. In den nächsten zehn Jahren prognostizieren sie weltweit einen Umsatz von bis zu einer Milliarde Euro.

Mit dem künftigen industriellen Druck organischer Elektronik sowie der Soft- und Hardwareentwicklung will der Maschinenbauer die Digitalisierung mit großen Schritten voranbringen. Hundsdörfer geht davon aus, dass sich „durch die neue Drucktechnik von Sensoren die deutsche High-Tech-Industrie in diesem Entwicklungsbereich an die Weltspitze setzt“ . Für Heidelberg bieten sich mit der Einführung dieser neuen Technologie als Betreiber umfangreiche Entwicklungsmöglichkeiten, ist der Vorstandsvorsitzende überzeugt: das Drucken von Sensoren im industriellen Maßstab, Kilometer um Kilometer im Reinraum. Die Technologie und die Bandbreite an Leistung seien in dieser Form aktuell weltweit einzigartig, so die Einschätzung Hundsdörfers.

Neue intelligente Produkte für den industriellen Einsatz

Gedruckte und organische Elektronik ist eine innovative Technologie zur Produktion von Sensoren auf der Grundlage von leitfähigen Tinten und funktionalen Materialien. Das Thema wurde in DEUTSCHER DRUCKER in zahlreichen Fachbeiträgen und auf print.de dokumentiert.
Printelektronik wird bereits bestehende digitale Geschäftsmodelle erweitern und vor allem die Entwicklung neuer intelligenter Produkte anstoßen. Schon gibt es großen Bedarf insbesondere im Gesundheitswesen und der Logistik sowie auch im Einzelhandel, in der Automobilindustrie, in der Unterhaltungselektronik, bei tragbaren Technologien oder in der Gebäudeautomation.

Verbraucher profitieren von der gedruckten und organischen Elektronik, die oft auch als „green electronics“ bezeichnet wird. Ihre energieeffiziente Produktionsweise, der ressourcenschonende Materialeinsatz und die industrielle Serienfertigung stehen zudem für gleichbleibende Qualität in hohen Stückzahlen zu relativ geringen Kosten und sind entscheidende Voraussetzungen für den Erfolg im internationalen Wettbewerb. Hiermit will sich Heidelberg einen Spitzenplatz in der digitalen Zukunft sichern. Der Druckmaschinen-Hersteller stößt damit in völlig neue Geschäftsfelder vor.

Förderung durch Bundesregierung

Der aktuelle Erfolg ist das Ergebnis jahrelanger Grundlagenforschungen deutscher und internationaler Wissenschaftler an der Heidelberger InnovationLab GmbH (iL), an dem die DAX-Konzerne BASF und SAP, die Universität Heidelberg, das Karlsruher Institut für Technologie und die Heidelberger Druckmaschinen beteiligt sind. Die iL GmbH startete 2008 nach der erfolgreichen Bewerbung für den von der Bundesregierung ausgerufenen Spitzencluster-Wettbewerb. Der Wirtschaftsingenieur Luat Nguyen führt heute diese Plattform für Wissenstransfer, Forschung und Entwicklung von gedruckter und organischer Elektronik. Kooperationen mit Unternehmen und Start-Ups aus aller Welt stehen dabei an erster Stelle. Mit Ihnen entwickeln die Wissenschaftler am InnovationLab neue Materialien, Prozesse und funktionale Produkte, die sie dann mit dem Partner Heidelberg zur Industriereife bringen.

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Wünschen wir den Heidelbergern (und ihren strategischen Investoren) mehr Durchhaltevermögen als bei ihren Digitaldruckexpeditionen. Printed Electronics gehört die Zukunft. Diese Zukunft wird aber nicht in Quartalsschritten bemessen, sondern in langfristigen Zeiträumen.

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