Heute: Primär- und Sekundärfasergewinnung, Deinking

Inhaltsstoffe von Papieren und deren Normung

Dieter Kleeberg ist der Autor der fünfteiligen Artikelserie zum Thema "Standardisierung von Papier" in Deutscher Drucker.(Bild: BVDM)

Papier altert bei der Lagerung vor und nach dem Druck. Fasern und Papierstrich gehen während des Drucks Wechselwirkungen mit der Druckfarbe und dem Trockner ein. Und auch an den Themen Fasergewinnung und Deinking kommt niemand vorbei. Der fünfte und abschließende Teil der Artikelserie zum Thema „Standardisierung von Papier“ in Deutscher Drucker 1/2019 widmet sich vor allem chemischen und ökologischen Aspekten. Einen Auszug aus diesem Beitrag mit dem Hintergrund “Inhaltsstoffe von Papieren und deren Normung” lesen Sie heute auf print.de.

Anzeige

Primärfasern sind nur die „halbe Miete“

Viele Papiereinkäufer legen Wert auf ein Siegel für den Nachweis, dass der notwendige Holzeinschlag für die Frischfasern aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt. Hierzu werden die Siegel von FSC und PEFC aufgrund ihrer Verbreitung in allen holzverarbeitenden Branchen von der Öffentlichkeit als ökologische De-facto-Standards wahrgenommen. Damit ist aber noch lange keine umweltschonende Papierproduktion nachgewiesen. Denn dazu zählen auch der Transportweg der Bäume, der Energie- und Wasserverbrauch in der Papierfabrik, das Vermeiden des Einsatzes umweltschädlicher Chemikalien, wie zum Beispiels des Bleichmittels Chlor, und die Recyclingfähigkeit des Papierprodukts an sich.

Sekundärfasern sind ökologischer

Möchte ein Kunde auf sein Umweltbewusstsein hinweisen, so sollte er am besten die Verwendung von Recyclingfasern nachweisen. Für Papiere mit Sekundärfasern müssen die FSC- und PEFC-Siegel den Zusatz „Recycled“ tragen. Frei von Diskussionen um Zertifizierungspraktiken oder andere Interessenkonflikte sind das EU Eco Label Papier oder das RAL-Umweltzeichen Blauer Engel. Der Blaue Engel dokumentiert die Ökobilanz bei der Herstellung von Recyclingpapieren: ökologisch wertvolle Ressourcenschonung durch 100% Sekundärfasereinsatz, effiziente Altpapiererfassung, trotz Deinking 70% weniger Wasser und 60% weniger Energie gegenüber Frischfaserpapier sowie vollständiger Verzicht auf Bleichmittel, optische Aufheller und andere umweltbelastende Chemikalien. Der Blaue Engel wird auf Antrag vergeben: für Papiere, an Printbuyer für ihre Druckerzeugnisse und an Druckereien, wenn sie Recyclingpapier, Farben auf Pflanzenölbasis (und auf keinen Fall UV-härtend) und wasserbasierte Lacke sowie emissionsarme Klebstoffe verwenden. Dadurch wird zugleich der potenzielle Schadstoffeintrag im abermaligen Papierrecycling reduziert.

Deinkbarkeitsprüfung

Ein Kernprozess im Recycling ist das Deinking des Altpapiers. Dessen mangelnde „Sortenreinheit“ stellt die Papierindustrie vor die Herausforderung, die am besten geeignete Technologie zum Trennen von Fasern und Druckfarbe zu finden. Denn das Gros aus konventionellen Offset- und Tiefdruckerzeugnissen enthält immer eine unkalkulierbare Varianz aus störenden Anteilen: Digitaldrucke mit verschiedenen Tonern und Tinten, UV-gedruckte und -veredelte Faltschachteln (die als Verpackung „mit Plastikanteil“ über das Duale System mi dem „Grünen Punkt“ zu entsorgen sind), Thermopapier, Fensterumschläge, mit Öl und Streichfarbe kontaminiertes Haushaltpapier etc.

Ein wichtiger Standard hierfür ist die Ingede-Methode 11 „Bewertung der Recyclingfähigkeit eines Druckprodukts – Deinkbarkeitsprüfung“, die auch der DIN Spec 55700 und dem derzeitigen Entwurf der ISO 21993 zugrunde liegt. Dieses Laborprüfverfahren, das ein alkalisches einstufiges Flotationsdeinking nachstellt, sagt anhand einer Substratprobe voraus, wie sich ein bedrucktes Papier im Deinkingprozess in der Papierfabrik verhalten wird. Die Ingede ist eine in Deutschland ansässige Organisation, die im Auftrag der Papierindustrie die Recyclingfähigkeit grafischer Druckprodukte untersucht und entsprechende Forschungs- und Entwicklungsprojekte vorantreibt.

Den gesamten Beitrag zum Thema “Standardisierung von Papier” (5) mit zusammenfassenden Tabellen, die die jeweilige Normung erläutern, lesen Sie in Deutscher Drucker 1/2019, der im print.de-Shop zur Bestellung bereit steht. Dort erfahren Sie auch mehr zu den Themen Migration aus Recyclingfasern, Füllstoffe und Streichfarbe, Beständigkeiten von Papieren sowie Lagerung. Stets auf dem neuesten Stand der Informationen aus der Druckbranche sind Sie mit einem Abonnement von Deutscher Drucker, hier geht es zu den Abo-Modellen.

 

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.