Kommentar von Roland Behringer über Möglichkeiten in der Energiekrise

Jetzt ist Ressourcenmanagement gefragt!

Roland Behringer
Roland Behringer

Klimawandel, Coronapandemie, Inflation, Ukrainekrieg, drohender Gasmangel, Papiermangel, Energiekostenexplosion, Personalmangel, Opt-In, etc., etc., … Die Auflistung der Krisenthemen wird immer länger. Die Komplexität der externen Unternehmenseinflüsse und der draus resultierenden Konsequenzen fordern Führungskräfte der Druckbranche auf das Äußerste.


Es stellt sich die Frage, wie man in einer derartigen Gemengelage noch solide und zukunftsträchtig ein Unternehmen führen kann. Dazu gibt es leider kein Patentrezept und jedes Unternehmen wird deswegen seinen eigenen Weg durch diesen aktuellen Schlamassel finden müssen.
Was sicherlich dabei hilfreich ist, ist die Rückbesinnung auf alte Tugenden wie zum Beispiel der sparsame Umgang mit eingesetzten Ressourcen. Das alte Sprichwort „Wer den Cent nicht ehrt, ist den Euro nicht wert!“ erlangt eine neuerliche Renaissance.
Es zeichnet sich ab, dass die Kosten für Energie bald die Kosten des Personals erreichen werden und somit eine deutlich höhere Priorität bekommen müssen.

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Geht man mit offenen Augen durch die Unternehmen, stellt man oftmals fest, dass noch teils erhebliche versteckte Einsparpotentiale schlummern. Durch eine einfache Pareto-Analyse wird schnell klar, in welcher Reihenfolge man sich mit den eingesetzten Ressourcen beschäftigen sollte, um Einsparungen zu generieren.

Energiesparen im Unternehmen

Die teuerste Energieform im produzierenden Gewerbe ist die Druckluft. Kleinste Leckagen erzeugen bereits 4–5-stellige Verschwendungskosten im Jahr. Die Kosten aller Leckagen können dabei dann leicht im 6-stelligen Eurobereich liegen. Bahntemperaturen in Heißlufttrocknern, die aus falsch verstandenen Sicherheitsdenken zu hoch eingestellt werden, führen zu einem hohen Gasverbrauch. Licht, das bei Tageslicht unnötig brennt, Gebläse, Absaugungen und Transportbänder, die auch bei stehenden Maschinen unnötig arbeiten, verschwenden Strom. Die kurze Auflistung könnte man noch erheblich verlängern.

Was ich damit sagen will, mögliche Maßnahmen und Optimierungen, die in der Vergangenheit wirtschaftlichen sinnlos oder zu aufwändig waren, erlangen in der heutigen Situation eine andere Priorität und müssen deshalb neu bewertet werden. Im ersten Schritt benötigt man dazu noch keinen Experten. Gesunder Menschenverstand und die bewusste Wahrnehmung von Verschwendungen helfen, um erste Optimierungsmaßnahmen durchzuführen.

Setzen Sie sich als Führungskraft das Thema Verschwendung auf ihre Agenda und planen Sie sich dafür täglich einen festen Zeitraum ein. Hinterfragen Sie etablierte Verfahren auf mögliche Potentiale. Sollten Sie dabei hören: „Das war schon immer so!“ können sie davon ausgehen, dass sie Potential gefunden haben. Die gute Nachricht zu diesem Thema ist, dass in diesem Fall ökonomisches Handeln nicht gegen die Ökologie arbeitet. Im Gegenteil, je mehr Sie dafür tun, umso besser. Das führt zu weniger Kosten und sorgt für ein gutes Gewissen. Denn: „Ein gutes Gewissen ist ein gutes Ruhekissen!“


Roland Behringer hat 33 Jahre Erfahrung in der Druckindustrie. Seit 2011 unterstützt er als Berater Unternehmen dabei, ihre Effizienz zu steigern. Die Schwerpunkte dabei sind Prozessoptimierungsprojekte sowohl in technischen als auch in administrativen Bereichen, die Ausbildung und Zertifizierung von Führungskräften zu Lean Six Sigma Experten, Implementierungen moderner Instandhaltung, Projekt- und Interimsmanagement.

Der Kommentar von Roland Behringer erschien in Deutscher Drucker 9/2022. Das Heft können Sie im print.de-Shop beziehen.