Menschen in der Druckindustrie: André Kern

„Mit Sicherheit wäre ich auch ein guter Gastronom geworden“

Druckindustrie: André Kern, Geschäftsführer der Kern GmbH (Bexbach)
Seit vielen Jahren lenkt André Kern (zusammen mit seinem Bruder Holger) erfolgreich die Geschicke des Familienbetriebs Kern GmbH in Bexbach, der inzwischen auf über 160 Jahre Tradition im Gewerbe verweisen kann. (Bild: Kern GmbH )


Die Kern GmbH schreibt seit 15 Jahren eine der großen Erfolgsgeschichten im Akzidenzdruck in Deutschland. Zusammen mit seinem Bruder Holger leitet André Kern die Geschicke des 150 Mitarbeiter starken Unternehmens in der Saarpfalz. In einem aktuellen Kurzinterview mit print.de gibt der Branchenkenner jetzt ganz persönliche Einblicke in seine Unternehmerseele.

 

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Die Druckindustrie – Profession & Hobby zugleich

 

print.de: Was bedeutet Druck für Sie persönlich?

André Kern: Ich liebe das Drucken, es ist für mich Profession und Hobby zugleich. Für mich ist völlig klar – und das gebe ich auch genau so an meine Kinder und an unsere Auszubildenden weiter: Nur wenn man etwas wirklich gerne macht, macht man es auch wirklich gut!

 

print.de: Drückt Sie als Geschäftsführer eines traditionsreichen Familienbetriebs dann und wann das Gewicht der Verantwortung?

André Kern: Das Unternehmertum an sich – die Firma, die Investitionen und teils hohen Investitionssummen – das belastet mich eigentlich nicht, das nehme ich eher leicht. Das soll jetzt gar nicht leichtfertig klingen. Investitionen sind einfach immer perspektivisch zu sehen, zukunftsorientiert.
Zugleich bin ich aber auch das Älteste von drei Geschwistern – und ein ähnliches Verantwortungsgefühl habe ich auch gegenüber unseren Mitarbeitern. Meine Tür steht eigentlich immer offen und ich höre mir auch häufig private Sorgen an – und nehme diese Gedanken dann mit nach Hause. Das sind dann eher die Momente, in denen ich spüre, dass ich in der Verantwortung stehe.

 

Druckindustrie: We love Print!

 

print.de: Hat sich die Beziehung zu Ihrem Bruder durch die gemeinsame Geschäftsführung verändert? Holger stieg 2013 ins Unternehmen ein.

André Kern: Nein, glücklicherweise haben wir traditionell ein sehr gutes Familienverhältnis. Auch wenn wir beide grundverschiedene Charaktere sind und uns schon mal zu beruflichen Themen „zoffen“ können. Holger ist eben ein Kopfmensch, ich entscheide als Gefühlsmensch viel mehr aus dem Bauch heraus. Aber unter dem Strich befruchten sich die unterschiedlichen Persönlichkeiten eher, und jeder ist froh, immer noch einmal eine zweite Meinung zu haben! Früher musste ich das alles immer mit mir alleine ausmachen, deshalb habe ich mich damals 2013 auch riesig gefreut, dass Holger seinen Top-Job bei der SAP aufgab, um hier bei uns einzusteigen und sich einzubringen.

 

print.de: Gab es einen Moment in Ihrer Karriere, an dem Sie am liebsten alles hingeworfen hätten?

André Kern: Nein, eigentlich nicht. Meine persönliche Freiheit, die Kreativität, die ich mit und in der Druckerei ausleben kann, das ständige Organisieren – das würde ich niemals ohne Not aufgeben. Für mich persönlich gibt es einfach so ein paar Berufe, die voll zu mir passen. Zum Beispiel wäre ich sicherlich auch ein guter Gastronom geworden: klar strukturierte Organisation hinten in der Küche – und vorne raus der direkte, enge Kundenkontakt.

 

Ich kann schon eine große Energie bei der
Umsetzung von Zielen entwickeln. Ich verbeiße
mich dann quasi wie ein Pitbull darin
…“

 

print.de: Was treibt Sie persönlich an?

André Kern: Wenn unternehmerische Herausforderungen auf mich zukommen und man intern erstmal eine klare Zielsetzung ausgearbeitet hat, dann kann ich schon eine ziemlich große Energie bei der Umsetzung dieser Ziele entwickeln, kann Sachen wirklich konsequent durchziehen. Ich verbeiße mich dann quasi wie ein Pitbull darin! Aus solchen Aufgaben ziehe ich für mich eine große Motivation und freue mich dann schon „unterwegs“ auf das Erreichen dieser Ziele!

 

print.de: Was war der bisher emotionalste Moment in Ihrer Karriere als Druckunternehmer?

André Kern: Da gab es einige. Zum Beispiel als wir als Kleinbetrieb unsere erste Achtfarben gekauft haben – und just am nächsten Tag unser größter Kunde abgesprungen ist. Oder Corona, wenn man mittags durch eine Produktion läuft, die normalerweise dauerhaft „brummt“ – und plötzlich ist alles dunkel und still. Solche Dinge sind unvorstellbar und brennen sich ins Gedächtnis ein. Ich habe aber auch gelernt, dass es immer weitergeht, auch wenn wir manchmal schon ziemlich schwere Entscheidungen treffen mussten.

 

print.de: Was verärgert Sie am Wirtschaftsstandort Deutschland am meisten?

André Kern: Bedenkenträgertum, Pessimismus, Bürokratie, Energiepreise. Wir müssen mal wieder ins Machen kommen, den deutschen Tugenden wie „mit Fleiß etwa erreichen zu wollen“ wieder mehr Raum geben und diese auch mit Leben füllen! Selbst wir als stark normiert arbeitendes Vorzeigeunternehmen leiden unter den vielen unsinnigen Forderungen der Gesetzgebung.

 

Druckindustrie: Großformatdruck bei der Kern GmbH in Bexbach(Bild: Kern GmbH)

 

print.de: Mit was können Sie am besten vom Druckalltag abschalten?

André Kern: Ich bin sehr naturverbunden und liebe es, mit der Familie und unserem Hund zu wandern. Zudem spiele ich seit der Corona-Zeit Tennis, habe aber auch schon früher gerne Sport gemacht, Fußball, Tischtennis. Man könnte also sagen: Ich renne gerne Bällen hinterher …

 

print.de: Was war aus Ihrer Sicht das anspruchsvollste oder ungewöhnlichste Druckprojekt, das Sie in ihrem Unternehmen realisiert haben?

André Kern: 2010 hatten wir mal gemeinsam mit der Firma Popp eine Mailinganlage entwickelt – mit Bogenwendung, Kodak-Prosper-Druckköpfen für Inline-Personalisierung, Mehrfachnutzen, Aufspendeeinheit etc. Da habe ich ein ganzes Wochenende alleine damit verbracht, ein total verzwicktes, hochauflagiges, zweiteiliges Mailing für einen Kreuzfahrtanbieter zum Laufen zu bringen – formgestanzt, Fließtext-personalisiert, aufgespendete und wendbare Rückantwortkarte mit Barcode etc. Für mich als Technik-Nerd ein riesiger „Spaß“. Aber am Ende lief es – und der Kunde war zufrieden!

 


Das Kurzinterview mit André Kern gehört zu einer Reihe von Geschichten über „Menschen in der Druckindustrie“, die Sie auf print.de finden können. Zugleich ist es Teil eines umfassenden Firmenportraits über die Kern GmbH, das in Ausgabe 10/2025 von Deutscher Drucker abgedruckt wurde. Die gesamte Ausgabe steht im print.de-Shop zur Verfügung.

 

 

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