Menschen in der Druckindustrie (3)

„Genau deshalb mache ich diesen Job!“

Druckindustrie: Inga Kowalewski, Teamleiterin Individualdruck, Pinguin Druck GmbH (Berlin)
Inga Kowalewski, Teamleiterin Individualdruck, Pinguin Druck GmbH (Berlin). (Bild: Pinguin Druck GmbH)


Schöne Druckprodukte sind eine Leidenschaft von Inga Kowalewski – besonders dann, wenn sie selbst ihren Teil dazu beitragen darf. Als Teamleiterin ­Individualdruck bei Pinguin Druck ist sie bei einem bekannten Player der Druckindustrie ganz nah dran.

 

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Immer mit der Druckindustrie geliebäugelt

Manchmal kann Inga Kowalewski selbst kaum glauben, dass sie bereits über 15 Jahre in demselben Unternehmen arbeitet. „Eigentlich eher ungewöhnlich in einer Zeit, in der es schick ist, alle drei Jahre den Arbeitgeber zu wechseln“, sinniert sie. Sie lacht und gibt sich die Antwort selbst. „Nicht bei Pinguin Druck.“ Die Druckerei, in der sie 2007 angefangen hat zu arbeiten, hat kaum mehr etwas mit dem heutigen Unternehmen zu tun.

„Der Betrieb ist ständig in Bewegung und wächst – mit neuen Ideen, neuer Technik, neuen Mitarbeitern, so dass es nie langweilig wird. Und man kann sich selbst immer weiterentwickeln.“ Ganz zu schweigen von den Herausforderungen, die die Kunden mit ihren Wünschen und Vorstellungen mitbringen. Auch deshalb ist für Inga Kowalewski kein Tag wie der andere. Und es ist einer der Hauptgründe, weshalb sie ihren Job liebt.

 

Umwege zu Print

Eigentlich hatte die Berlinerin schon recht früh mit einer Berufslaufbahn in der Druckindustrie geliebäugelt – und über kleine Umwege fand sie schließlich auch den Weg dorthin. Erste Berührungspunkte ergaben sich für sie schon als Schülerin über ihre Mutter, die nach der Wende bei einem Werbevertriebsunternehmen arbeitete, welches in Berlin Displays für Postkarten und Folder platzierte. „Da das Büro im Erdgeschoss bei uns im Haus lag, war ich oft schon direkt nach der Schule dort. Und die Tische lagen immer voll – mit Karten, Foldern und anderen Druckerzeugnissen“, ­erzählt Kowalewski. Gleichzeitig bekam sie Gespräche über die Printprodukte mit: „Das sieht alles super aus“ oder „Da ist was schief gelaufen“ oder „Da hatte jemand eine schöne Gestaltungsidee“.

Für Kowalewski eröffnete sich damit eine ganz neue Dimension. „Ich war fasziniert ­davon, wie unterschiedlich man mit Papier, Farbe, Büchern, Karten etc. umgehen kann.“ Gleichzeitig wuchs die Erkenntnis: Diese Printprodukte sind nicht selbstverständlich da, sondern es gibt Leute, die sich im Vorfeld damit beschäftigen und sie herstellen. Und sie stellte sich die Frage: Wie funktioniert das überhaupt? Wie kommt die Farbe aufs Papier? Was ist dieser partielle UV-Lack? „Als Kind fand ich es natürlich auch toll, ein paar Fachbegriffe wie ‚Partieller UV-Lack‘ zu kennen und fallen zu lassen.“

 

„Als Kind fand ich es natürlich toll, ein
paar Fachbegriffe wie
‚Partieller UV-Lack‘
zu kennen
und fallen zu lassen.“

 

Der Gedanke, Druck- und Medientechnik in Berlin zu studieren, lag nahe, schließlich liegt die Beuth-Hochschule mehr oder weniger vor der Haustür. Und genau das wäre auch der Plan gewesen, wenn nicht … „Ich hatte mich nach Hamburg verliebt und bin nach dem ­Abitur dann erst einmal nach Hamburg gezogen“, sagt Inga Kowalewski. Aus dem Studium der Druck- und Medientechnik wurde ein Studium der Medienbetriebswirtschaft an der Wirtschaftsakademie Hamburg – heute HSBA Hamburg School of Business Administration – mit Schwerpunkt Print. Die Praxisphasen absolvierte sie in einer Hamburger Mediaagentur.

In dieser Zeit beschäftigte sie sich vor ­allem mit Budgetplanung sowie den Strategien dahinter – ein vielseitiges Umfeld, wenngleich sehr nüchtern und zahlenorientiert, weniger kreativ. Hinzu kam der Spirit in der Hamburger Szene: Karriere machen – mindestens bis ins mittlere Management. Das passte nicht zu ihr. Die Berlinerin zog es wieder nach Berlin. Zurück in der Hauptstadt mit einem Abschluss als Medienbetriebswirtin in der Tasche schrieb sich Inga Kowalewski an der Humboldt-Universität zu Berlin für den Studiengang Europäische Ethnologie ein: „Ich wollte etwas ganz anderes machen.“

Ein Jahr lang zog sie das Studium durch, doch ein intensives geisteswissenschaftliches Studium neben einem 20-Stunden-Job ­gewuppt zu kriegen, erwies sich als nahezu aussichtsloses Unterfangen. „Da habe ich ­irgendwann die Reißleine gezogen.“

 

Und dann kam Pinguin …

Der nächste Schritt in Kowalewskis Karriere klingt rückblickend einfach nur folgerichtig. Fast so wie endlich ankommen. Nach dem ­Exkurs in die Ethnologie stieg sie Vollzeit bei Pinguin Druck ein. Ein Kontakt zum Unternehmen, das damals gerade mal seit zehn Jahren und mit rund 50 Mitarbeitern am Markt war, bestand schon länger. Pinguin Druck war die Druckerei, bei der schon Inga Kowalewskis Mutter drucken ließ.

Natürlich fehlte der Quereinsteigerin damals noch das konkrete Wissen über die Technik und die Arbeitsabläufe in einer Druckerei, aber „da habe ich mich intensiv eingearbeitet und über die Jahre immer mehr im Bereich Individualdruck platziert.“

Individualdruck bei Pinguin umfasst den Bereich der Druckerzeugnisse, die nicht über das Onlineportal pinguindruck.de reinkommen. Hier bekommen die Kunden ­alles, was in Sachen Druck, Bindung und Veredelung mach- und denkbar ist, einschließlich der entsprechenden Beratung.

Menschen aus der Druckindustrie

 

14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind mittlerweile in diesem Bereich tätig, eingeteilt in mehrere Teams. Eine der Teamleiterinnen ist Inga Kowalewski, die es genießt, in dieser Funktion ganz nah an den Produkten und den Kunden dran zu sein. Die Anfragen der Kunden kommen per Mail oder per Telefon, viele bitten um ein persönliches Gespräch. Unabhängig vom Kommunikationsmittel – das wichtigste für Kowalewski ist es, zuhören zu können. Ein Gespür dafür zu entwickeln, was der Kunde wirklich möchte, selbst wenn er es selbst nicht verbalisieren kann. Und gleichzeitig im Hinterkopf zu ­haben, was technisch umsetzbar ist und wie. Das Spektrum, das sich hier auftut, ist riesig. Klassisch Akzidenzdruckerei eben. Manchmal hat man Kunden vor sich, mit denen man innerhalb von 15 Minuten einen vierstelligen Auftrag verabschiedet. Und manchmal diskutiert man ­eineinhalb Stunden über eine Geschäftaustattung. Auch das gehört dazu.

„Unsere Produkte sollen ja etwas Besonderes sein. Das ist der Fokus, den wir in der Beratung haben“, erklärt Kowalewski. „Und wenn am Ende ein Produkt steht, bei dem sichtbar ist, wie gut Faktoren ineinander greifen – von der Gestaltung über Papier, Farbe, Veredelung und Bindung – dann ist das das Allerschönste. Da kommen manchmal Produkte raus, da sagt man einfach ‚Ja, genau deshalb mache ich diesen Job!“

 

INGA KOWALEWSKI

ist Teamleiterin Individualdruck bei der Berliner Pinguin Druck GmbH. Das 1997 gegründete Unternehmen mit knapp 250 Mitarbeitern ist zum einen als Onlinedruckerei am Markt aktiv. Zweites Standbein ist der Individualdruck. Neben einem umfangreichen eigenen Maschinenpark verfügt Pinguin Druck über ein Netzwerk mit über 20 Partnern: von Buchbindern über Pappebuch-Herstellern bis zu Partnerdruckereien ist alles dabei.

 


Das Porträt von Inga Kowalewski gehört zu einer Reihe von Interviews und Geschichten über „Menschen in der Druckindustrie“.
Ihr Porträt sowie Reportagen über weitere Menschen, deren Herz für Print schlug und schlägt, finden Sie in Ausgabe 16/2022 von Deutscher Drucker. Die gesamte Ausgabe steht im print.de-Shop zur Verfügung.