Mayr Miesbach GmbH pflegt den Brauch des Gautschens

Anlässlich des Sommerfests 2022 am 16. Juli ließ die Druckerei Mayr Miesbach den alten Buchdruckerbrauch des „Gautschens“ aus dem 17. Jahrhundert wieder feucht-fröhlich aufleben. Insgesamt elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden während der Freisprechungszeremonie von den „Sünden“ ihrer Lehrzeit symbolisch reingewaschen und landeten im Wasserbottich, zwei davon erhielten die „Waschung“ ehrenhalber („honoris causa“).

Gesellen-„Taufe“ in der Druckindustrie

Rund 70 Gäste hatten die Ehre, der traditionellen Zeremonie in Oberbayern beiwohnen zu dürfen. Sie alle wurden Zeugen, wie Gautschmeister Siegfried Maier seinen Schwammhalter und seine Packer bei bestem Wetter und ausgelassener Stimmung gekonnt dirigierte und auf die „Jagd“ schickte. Flüchtende Gautschlinge hatten keine Chance, waren schnell wieder eingefangen – und der Wandel vom „Kornuten“ zu einem „gleichberechtigten Mitglied der Druckerzunft“ konnte vollzogen werden. So bekam jede Kornutin und jeder Kornute zum offiziellen Ende seiner Ausbildungszeit die immerselben wohlklingenden Worte zu hören, die in der Druckindustrie seit dem 17. Jahrhundert einerseits gefürchtet sind, andererseits aber auch sehnlichst erwartet werden:

„Pakkt an! Lasst seinen Corpus posteriorum fallen
auf diesen nassen Schwamm, bis triefen beide Ballen!
Der durst’gen Seele gebt ein Sturzbad oben drauf.
Das ist dem Sohne Gutenbergs die beste Tauf’!“

PDF-Download: Deutscher Drucker 9/2022

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