Voraussichtlich 250 Entlassungen

Prinovis schließt Ende Juni 2023 die Tiefdruckerei in Liverpool

Mit dem Werk Liverpool schließt Prinovis seinen vorletzten Tiefdruck-Standort. Es bleibt nur noch das Werk Ahrensburg.
Mit Liverpool schließt Prinovis seinen vorletzten Tiefdruck-Standort. Es bleibt nur noch das Werk Ahrensburg. (Bild: Archivbild)

Der zur Bertelsmann Printing Group (BPG, Gütersloh) gehörende Druckdienstleister Prinovis schließt seine Tiefdruckerei in Liverpool (Großbritannien). Das gab Prinovis UK jetzt bekannt. Im Zuge der Stilllegung des Betriebs zum 30. Juni 2023 werden voraussichtlich 250 Mitarbeiter entlassen.

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Erst im Herbst vergangenen Jahres hatte Prinovis die Stilllegung der Tiefdruckerei in Dresden zum Ende 2022 angekündigt. Damit bleibt vom größten Publikationstiefdruck-Konzern Europas nach dem “Aus” in Liverpool nur noch der Standort Ahrensburg bei Hamburg übrig.

In einem “Pressestatement” heißt es von Seiten Prinovis: “Seit 2019 verzeichnet Prinovis UK einen deutlichen Rückgang auf dem Publikationsdruckmarkt. Infolge der Pandemie und den steigenden Kosten im Verlagswesen, einschließlich des enormen Anstiegs der Papierpreise in den vergangenen zwölf Monaten, überdenken die Kunden zunehmend ihren Marketing-Mix und ihr Produktangebot. Dies hat zu einem Rückgang des Auftragsvolumens sowohl auf dem Akzidenz- als auch auf dem Zeitschriftenmarkt geführt. Trotz der Unterstützung durch unsere Muttergesellschaft Bertelsmann und dem Gewinn einiger neuer Kunden in den vergangenen Monaten musste Prinovis UK einen weiteren Umsatzrückgang und einen Rückgang des Gesamtumsatzes auf dem für das Unternehmen relevanten Markt hinnehmen.”

Umsatzrückgang und hohe Verluste

In den vergangenen zwei Jahren habe das Unternehmen “Umstrukturierungen vorgenommen und Kosteneinsparungen eingeleitet, um das Geschäft rentabel zu machen”. Der anhaltende Marktrückgang und der enorme Anstieg der Rohstoffkosten, insbesondere der Energiekosten, hätten jedoch gezeigt, dass die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichen, um zu verhindern, dass Prinovis UK rote Zahlen schreibt. Einem Bericht des britischen Fachmagazins Printweek zufolge belaufen sich die operativen Verluste von Prinovis UK in den vergangenen zwei Jahren auf über 12 Mio. brit. Pfund Sterling (aktuell etwa 13,8 Mio. Euro). Laut Printweek sind die Umsätze seit 2010, als sie bei rund 85 Mio. Pfund lagen, auf etwa 46 Mio. Pfund im Jahr 2021 zurückgegangen.

Zum Beschluss, den Standort Liverpool zu schließen, schreibt Richard Gray, Geschäftsführer von Prinovis UK: „Diese Entscheidung fällt uns sehr schwer und ist natürlich eine enttäuschende Nachricht für unsere fantastische Belegschaft, die in vielen Fällen schon seit vielen Jahren im Unternehmen tätig ist. Sie haben in den vergangenen zwei Jahren unter schwierigen Umständen mit dem Managementteam zusammengearbeitet, um das Unternehmen umzustrukturieren, Kosten zu sparen und ihm die besten Chancen auf eine profitable Zukunft zu geben.“ In Liverpool waren einmal fast 500 Mitarbeiter tätig. Die Beschäftigtenzahl wurde mit dem Abbau von Produktionsschichten in den vergangenen Jahren bereits sukzessive reduziert. Nun ist die Rede von “wahrscheinlich 250 Entlassungen in allen Bereichen des Unternehmens”, wenn das Werk wie geplant Mitte 2023 endgültig geschlossen wird.

Bis zu 4,32 Meter Bahnbreite

Das auf der “grünen Wiese” neu erbaute Werk in Liverpool war 2006 mit zunächst zwei Tiefdruckrotationen in Betrieb gegangen. In den beiden folgenden Jahren wurden eine dritte und vierte Linie in Betrieb genommen. Drei der vier Maschinen waren vom Typ KBA TR 12 mit einer maximalen Bahnbreite von 4,32 Metern – den größten und leistungsfähigsten Publikationstiefdruck-Maschinen, die der deutsche Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer je gebaut hat. Wie schon in Dresden hatte Prinovis auch in Liverpool mit dem Rückgang der Tiefdruck-geeigneten Aufträge zusätzliche Offsetdruck-Kapazitäten installiert. Dort war es eine 16-Seiten-Maschine Goss M 600, die mit Inkjet-Eindruckmöglichkeit ausgestattet wurde.