Interview mit der neuen Hauptgeschäftsführerin des BVDM

Kirsten Hommelhoff: „Transformation hat mich schon immer interessiert“

Kirsten Hommelhoff ist seit Anfang des Jahres 2024 Hauptgeschäftsführerin des BVDM.(Bild: BVDM)

Führungswechsel an der Spitze des Bundesverbands Druck und Medien: Seit Anfang dieses Jahres ist Kirsten Hommelhoff als Nachfolgerin von Dr. Paul Albert Deimel die neue Hauptgeschäftsführerin des BVDM. Deimel schied nach 13 Jahren altersbedingt aus dem Verband aus. In einem Interview befragten wir Kirsten Hommelhoff zu ihrer Motivation, Erfahrung und zu ihrer Vision für die Zukunft der Druck- und Medienbranche. Eines wird deutlich: Hommelhoff ist eine Teamplayerin.

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print.de: Frau Hommelhoff, können Sie uns etwas über Ihren beruflichen Werdegang erzählen und was Sie dazu motiviert hat, die Position der Hauptgeschäftsführerin beim Bundesverband Druck & Medien zu übernehmen?

Kirsten Hommelhoff: Von meiner Ausbildung her bin ich Volljuristin. Mein erster Job hat mich zu einem Bundestagsabgeordneten geführt, und zwar zum damaligen stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der FDP- Bundestagsfraktion und späteren Präsidenten der Europäischen Investitionsbank, Dr. Werner Hoyer. Er war zeitgleich auch außenpolitischer Sprecher, und in Zeiten des ersten Afghanistaneinsatzes gab es hier viele rechtliche und insbesondere völkerrechtliche Fragen zu bearbeiten.

Nach zweieinhalb Jahren wechselte ich dann zur Deutschen Bahn. Das war genau die Zeit, als das Unternehmen versucht hat, an die Börse zu gehen. Damals war ich im Konzernvorstandsbüro von Hartmut Mehdorn tätig und war mit den Vorstands- und Aufsichtsratssitzungen und dem Thema Corporate Governance befasst. Von der Deutschen Bahn bin ich dann zur Stiftung Mercator gewechselt. Da sich diese Stiftung damals im Aufbau befand, hat mich das sehr gereizt, zumal Mercator sehr unternehmerisch geführt wurde und man entsprechend viel bewirken konnte. Diese Startup-Atmosphäre hat mir viel Freude bereitet. Dort war ich zehn Jahre in ganz unterschiedlichen Funktionen tätig und habe zum Schluss deren Berliner Büro geleitet und mich um die politische Kommunikation gekümmert.

Von da bin ich dann als Generalsekretärin zum Bundesverband deutscher Stiftungen gegangen – das war ebenfalls eine sehr interessante Aufgabe. Auch hier spielten politische Themen eine große Rolle. In meiner Zeit dort konnte ich den Verband strategisch neu ausrichten. Das beinhaltete eine stärkere Interessensvertretung auf nationaler und europäischer Ebene sowie eine finanzielle Restrukturierung.

print.de: Wie sind Sie dann zum Bundesverband Druck und Medien gekommen?

Kirsten Hommelhoff: Wie es manchmal so geht: Ich bin gefragt worden. Und Sie haben an meiner Vita gesehen, dass mich Transformation schon immer stark interessiert. Mich interessiert etwas, wenn ich das Gefühl habe, da ist Bewegung drin, da ist kein Stillstand. Und das trifft auf die Druckbranche voll und ganz zu. Ich habe mich natürlich im Vorfeld viel mit den Themen, die die Druckbranche bewegen, befasst – und ich finde die Branche wahnsinnig interessant. Was mir auch gefällt: Die Druckbranche ist etwas Bodenständiges mit vielen Familienunternehmen, die zum Teil schon seit Generationen existieren. Diese Konstellation kenne ich aus dem Stiftungswesen, und das hat mich ebenfalls gereizt. Und jetzt bin ich hier.

print.de: Gratulation! Da haben Sie sich wirklich eine faszinierende Branche ausgesucht. Die Druck- und Medienbranche ist bekannt für ihren ständigen Wandel, und die Herausforderungen der Digitalisierung sind allgegenwärtig. Welche spezifischen Ziele und Herausforderungen sehen Sie für den BVDM und für sich persönlich in Ihrer neuen Rolle?

Kirsten Hommelhoff: Derzeit bin ich natürlich erst noch dabei zu erfahren, wie die Branche tickt. Ich spreche viel mit den Landesverbänden und besuche Mitgliedsbetriebe. Generell glaube ich, dass es total wichtig ist, dass man nicht alles alleine macht, sondern erst mal guckt, mit wem man etwas machen kann. Bei uns ist das in erster Linie die sehr starke Kooperation mit unseren Landesverbänden und dann natürlich auch mit den Unternehmen.

Ganz wichtig ist mir: Wir sind ein Dienstleister für Unternehmen, natürlich auch für die Landesverbände, aber letzten Endes für die Unternehmen – deshalb müssen wir uns jeden Tag fragen, worin unsere Daseinsberechtigung besteht. Wir müssen uns an den Herausforderungen, denen sich die Betriebe gegenübersehen, orientieren.

print.de: In den Gesprächen und bei den Besuchen der Druckereien und der Landesverbände haben Sie sicherlich auch Facetten wahrgenommen, die Sie vorher noch nicht von der Druckindustrie kannten.

Kirsten Hommelhoff: Was mich beeindruckt hat, ist der Stolz und die Leidenschaft, mit der die Menschen in dieser Branche arbeiten.

Es war interessant zu sehen, wie intensiv sich Unternehmen mit der Frage der Klimaneutralität auseinandersetzen und welche Herausforderungen, aber auch Chancen sich daraus ergeben. Auch die Zusammenarbeit und der Austausch mit den Landesgeschäftsführern haben mir neue Einblicke gegeben.

print.de: Welche primären Herausforderungen sehen Sie für die Mitgliedsbetriebe?

Kirsten Hommelhoff: Ganz grundsätzlich müssen wir natürlich alle gemeinsam daran arbeiten, den Wert von Print bei Kunden und in der Öffentlichkeit ins rechte Licht zu rücken, denn die Auftragslage in vielen Betrieben könnte deutlich besser sein. Unsere Kampagne „Umwelt.Bewusst.Gedruckt.“ liefert daher belegbare Fakten über die gute Umweltbilanz von Druckprodukten und räumt mit Vorurteilen oder Falschinformationen auf. Damit sind wir auch schon beim Thema Nachhaltigkeit. Themen wie die Nachhaltigkeitsberichterstattung sind eine Herausforderung für die Betriebe, aber ich will das auch gerne als Chance für die Branche sehen. Weitere Themenkomplexe sind natürlich die Digitalisierung, die KI und der Bereich Fachkräfte und Auszubildende. Und über allem steht, diesen Wunsch habe ich überall herausgehört, dass wir eine gute Interessenvertretung für die Branche machen. Da geht es um politische Themen wie die Überregulierung, damit einhergehend die Forderung nach Bürokratieabbau aber auch um technische Vorgaben, die in der Praxis gar nicht umsetzbar sind.

print.de: Welchen Stellenwert räumen Sie der internationalen Zusammenarbeit ein?

Kirsten Hommelhoff: In erster Linie sehe ich hier die Zusammenarbeit auf europäischer Ebene. Wenn man sich die Herausforderungen in den Nachhaltigkeitsbereichen oder bezüglich der Lieferketten und Sorgfaltspflichten ansieht, dann kommen solche Vorgaben häufig von der EU. Deshalb müssen wir stets aufmerksam prüfen, was davon die Druckbranche betrifft. Hier ist die Kooperation insbesondere mit dem europäischen Verband INTERGRAF unglaublich wichtig für uns.