Ein Gutachter berichtet aus der Praxis

Warum vergilben Bücher im Bücherlager?

Nach Entfernen einer Zwischenlage: oben, geschützter Bereich – kein Vergilben, unten ungeschützt – Vergilben. (Bild: Michael Kirmeier)

In verschiedenen Lagerräumen eines Logistikzentrums gelagerte Bücher zeigten zum Teil deutliche Vergilbungserscheinungen an den Kanten der Buchinnenteile, was zur Verkaufsminderung und im Extremfall zur Unverkäuflichkeit der Bücher führte. Die Aufgabenstellung für die Untersuchung durch den Sachverständigen und Deutscher-Drucker-Autor Michael Kirmeier bestand darin, die Lagerräume zu besichtigen und Lösungsansätze zur Reduzierung oder Vermeidung der Vergilbungserscheinungen an den Büchern auszuarbeiten.

Die Grundsätze für die Lagerhaltung von Papier oder Büchern lauten: dunkel, trocken und kühl lagern. Der größte negative Einfluss auf Vergilbungseffekte ist dabei der UV-Strahlung zuzuschreiben. Wenn Bücher oder generell Papier einem zu hohen Anteil an UV-Strahlung bei der Lagerung ausgesetzt sind, geschehen dabei überwiegend zwei Vorgänge:

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  • Hauptsächlich sehr preisgünstige, aber auch andere, handelsübliche Werkdruckpapiere, welche überwiegend für die Buchproduktion eingesetzt werden, besitzen einen hohen Anteil an Holzschliff, der wiederum einen hohen Anteil an Lignin enthält. Das Lignin reagiert mit UV-Strahlung und verfärbt sich mit der Zeit, was letztendlich zur Vergilbung von Papier führt.
  • Insbesondere gestrichene Papiere, welche für die höherwertige Buchproduktion eingesetzt werden, aber auch weiße, ungestrichene Papiere besitzen einen hohen Anteil von optischen Aufhellern. Die optischen Aufheller dienen dazu, ein Papier, insbesondere im Tageslicht mit UV-Anteil, weißer erscheinen zu lassen. Dies ist dadurch möglich, indem die optischen Aufheller Strahlung aus dem unsichtbaren UV-Bereich in den sichtbaren Bereich des UV-Spektrums transformieren. Die optischen Aufheller sind aber andererseits nicht UV-beständig und werden insbesondere bei intensiver UV-Bestrahlung zerstört, was ebenfalls zur Vergilbung des Papiers führt.

Besichtigung der Lagerräume

Im Rahmen der Besichtigung der Lagerräume fanden Klimamessungen sowie die Dokumentation von möglichen Störeinflüssen auf die Vergilbung von Büchern statt. Die Klimamessungen, welche mit einem elektronischen Stechhygrometer vorgenommen wurden, ergaben Werte für die relative Feuchte im Bereich von 22 % bis 25 % bei Temperaturen von 22,1 °C bis 23,2 °C. Die Werte für die relative Luftfeuchte sind eher als „trocken“, also im Hinblick auf Vergilbung als „nicht störend“ einzustufen. Auch die Werte für die Temperatur sind als „normal“ anzusehen.

Woher rührte nun die Vergilbung zahlreicher Bücher in dem Regal? Wenn Sie mehr erfahren möchten, lesen Sie Deutscher Drucker Nr. 5/6 2020.

Michael Kirmeier, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für die Qualitätsbeurteilung von Druckerzeugnissen, betreibt ein Sachverständigenbüro in München (www.druckgutachten.de) und ist für Firma Prüfbau tätig.

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Am besten setzt man holzfreies Papier ein, das nicht vergilbt und alterungsbeständig ist. Der Kostenunterschied im Verhältnis zum Ladenpreis ist gering, man kann den Mehrpreis von wenigen Cent auch vom Kunden verlangen und man hat langlebige, nachhaltige Qualität und keine Sorgen mit unzufriedenen Kunden!

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