Interview mit Andreas Schabert von Brandpack

Wohin geht der Trend bei Kosmetikverpackungen?

Andreas Schabert ist Geschäftsführender Gesellschafter bei der Hamburger Agentur für Marken- und Verpackungsdesign Brandpack.
Kreieren erfolgreiche Kosmetikverpackungen: die Hamburger Agentur für Marken- und Verpackungsdesign Brandpack mit Geschäftsführenden Gesellschafter Andreas Schabert. (Bild: Brandpack)

Was kommt auf Druck- und Verpackungsdienstleister zu? Antworten gibt Andreas Schabert, Geschäftsführender Gesellschafter bei der Hamburger Agentur für Marken- und Verpackungsdesign Brandpack, im Interview.

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print.de: Die Pandemie hat den Kosmetikmarkt verändert. Das Geschäft verschob sich vom stationären Handel zum E-Commerce. Hat das die Kosmetikverpackungen beeinflusst?

Andreas Schabert: Im Kosmetikbereich hat sich vor allem das klassische Unboxing-Erlebnis verstärkt. Die Transportverpackungen werden zunehmend als Markenidentitätsverpackungen gesehen. Wie in der Fashionindustrie gibt es individuelle Innenbedruckungen von Versandkartons, das Produkt ist eingeschlagen in Seidenpapier und es kommen Sticker und Karten dazu. Zudem wird online vermehrt auf das Thema Refill eingegangen, was zur Markenbindung beiträgt.

Klimaschutz wird immer wichtiger und damit auch nachhaltige Verpackungen – etwa aus neuen Materialien. Sollten sich Druck- und Verpackungsdienstleister verstärkt mit diesem Thema auseinandersetzen?

Schabert: Auf jeden Fall. Denn es gibt inzwischen Materialien, die sich physikalisch ganz anders als die bisherigen verhalten. Nehmen wir zum Beispiel das Material Paptic, ein faserbasiertes Zellulosematerial, das sehr reißfest ist. Seine Oberfläche ist ein bisschen porös, nicht so wie Papier, aber auch nicht wie Kunststofffolien. Wie lässt sich das bedrucken, dass die Farbe darauf steht und nicht wegschlägt? Das Gleiche gilt für die neuen durchgefärbten Recyclingkartonqualitäten: Wie lässt sich etwa ein Dunkelgrau mit Weiß bedrucken, um eine hochwertige Brillanz

Innovative Kosmetikverapckungen von Brandpack für Cremetiegel.
Verpackungsschutz und Eyecatcher: die innovativen Kosmetikverpackungen von Brandpack für Cremetiegel. (Bild: Brandpack)

zu erreichen? Oder wenn wir diese formbaren Pulp-Materialien betrachten: Mit welchen Druckverfahren lassen sie sich industriell bedrucken? Wie schaffe ich es, dass Etiketten darauf haften bleiben? Wer hier eine Lösung präsentieren kann, hat einen Vorsprung im Wettbewerb.

Sind denn Lacke oder Folien bei nachhaltigen Produkten überhaupt noch gefragt?

Schabert: Das ist schon eine Diskussion. Gerade Heißfolienprägungen sind ein Riesenthema: Wenn ich eine klassische Heißfolienprägung auf nachhaltigem Verpackungsmaterial beibehalte – ist diese Kombination noch richtig? Welche Folien kann ich nutzen? Wie werden die recycelt? Wie werden biologisch abbaubare Folien eingesetzt? Die Veredelung wird nicht wegfallen. Und wer Hochwertigkeit erzielen will, wird auf Glanzlack, besondere Elemente oder Effekte nicht restlos verzichten. Wenn ich jetzt alles nur blassblau drucke und keine Glanzeffekte mehr habe, geht viel an Möglichkeiten verloren. Da heißt es dann, alternative Technologien zu finden, um inline mit nachhaltigen Materialien drucken zu können.

Gibt es schon Ansätze zu nachhaltigeren Konzepten?

Schabert: Ja, aber solche Change-Prozesse sind auch ein längerer Weg. Der Wechsel von einem Material oder einem Verfahren zu einem anderen ist auch immer mit einem Technologiewechsel verbunden. Momentan sind wir in einer Veränderungsphase, in der viel probiert wird. Sicher werden sich bestimmte Materialien herauskristallisieren, die sich effizient oder besser weiterverarbeiten lassen und trotzdem dem Anspruch der Nachhaltigkeit gerecht werden. Das gilt übrigens für Kunststoffe genauso wie für papierbasierte Materialien. Es geht also nicht darum, ein Material besonders toll zu finden, sondern um sinnvolle Lösungen. Die Kreislaufwirtschaft spielt da eine immens wichtige Rolle: Wie halte ich die Materialien im Kreislauf, wie sehen die Herstellungs- und Ökobilanz aus?

Stichwort Kreislaufwirtschaft – wie früh wird künftig der Druck- und Verpackungsdienstleister in den Entwicklungsprozess bei Kosmetikverpackungen einbezogen?

Schabert: Da wird die Druckindustrie mit ihrer Expertise für Rohstoffe, Herstellungsprozesse und die Kreislaufwirtschaft sehr gefragt sein. Druckdienstleister haben sich schon immer mit diesen Themen beschäftigt. Aber in die Tiefe zu gehen und proaktiv den Markenhersteller darauf hinzuweisen und die eigene Expertise anzubieten, das wird mehr und mehr kommen.

Noch mehr Beispiele für aktuelle Trends im Bereich Kosmetikverpackungen hat DD-Autorin Nicola Scheifele in DD 2/2022 zusammengetragen. Das Heft gibt’s zum Download oder als Printversion im print.de-Shop.