Softproof


Hier erfahren Sie, was Softproof nach Definition/Zertifizierung der Fogra bedeutet. Plus: 8 Software-Lösungen + 6 Experten-Tipps + News!

Sowohl für den Druck als auch für die medienneutrale Produktion simuliert der Softproof die Erscheinung von Farben. Dafür kommen ein Hardware-System und entsprechende Software zum Einsatz. Welche Geräte benötigt werden und welche Software-Lösungen die gängigen sind, erfahren Sie auf dieser Seite. Außerdem erhalten Sie hier umfassende Informationen zu Definition, Ablauf und Zertifizierung des Softproofs – und stets die aktuellsten News aus der grafischen Industrie.

Inhaltsverzeichnis:

Definition: Was bedeutet Softproof?

Folgende Definition hat das Fogra Forschungsinstitut für Medientechnologien e. V. entwickelt: Softproof bedeutet die Darstellung von Farbdaten auf einem Monitor oder Projektor mit dem Zweck, die Farberscheinung der durch die Daten beschriebenen Farben für bestimmte Beleuchtungs- und Umfeldbedingungen zu erzeugen. Zusammengefasst: Der Softproof zeigt am Bildschirm, wie später die Farben des fertigen Drucks auf Papier o. ä. aussehen.

Jede Ausgabebedingung charakterisieren bestimmte Zielwerte, die wiederum die Materialien, Geräte und deren Ansteuerung beeinflussen. Eine typische Ausgabebedingung für den Druck ist beispielsweise der ProzessStandard Offsetdruck.

Ein weiterer Anwendungsbereich des Softproofs ist die farbgetreue Darstellung von Bilddateien unabhängig von einem bestimmten Medium. Dieser Fall erhält in Zeiten der medienneutralen Produktion, die eine unkomplizierte crossmediale Ausspielung von Inhalten zum Ziel hat, immer höhere Bedeutung.

Nach oben

Hardproof und Softproof – wo liegt der Unterschied?

Anders als der Softproof ist der Hardproof (kurz: Proof) eine physische Vorlage aus Druckdaten: Wird beim Softproof die Darstellung des späteren Drucks mithilfe eines Monitors oder Projektors simuliert, so kommt beim Hardproof Papier als Medium zum Einsatz. Geeichte Farbproofgeräte geben darauf ein Bild aus, das dem Grafiker oder dem Drucker an der Maschine zum Abgleich der Farben dient.

Nach oben

Die Vorteile von Softproof

Es gibt zahlreiche Vorteile, die – nicht zuletzt im Vergleich mit dem Hardproof – für einen Softproof-Workflow sprechen:

  • Zeitgewinn
  • ökologischer Nutzen
  • Korrekturanweisungen lassen sich eindeutig den einzelnen Personen zuweisen
  • die Historie der Korrekturanweisungen wird durch Zeitstempel dokumentiert und ist auch nachträglich abrufbar
  • Proofabstimmungen von Teilnehmern an unterschiedlichen Standorten der Welt sind möglich

Ein letzter Vorteil ist essenziell: Mit der Einführung des Softproofings konnten erstmals vollständig digitale Vorstufenabläufe in der Praxis etabliert werden.

Nach oben

Was passiert beim Erstellen eines Softproofs?

Das Erstellen eines Softproofs mag unkompliziert klingen, ist es aber nicht. Denn die Darstellung auf dem farbverbindlichen Monitor muss dem tatsächlichen Druckbild der Maschine entsprechen. Hierzu werden sämtliche Druckabläufe, wie Druckpunktzuwachs, Papierfärbung und mehr, mit entsprechender Software direkt an geeigneten Monitoren dargestellt. Zwei Voraussetzungen müssen für die exakte Darstellung durch das Ausgabegerät erfüllt sein:

  1. Die Monitore sind regelmäßig zu kalibrieren, um farbverbindlich zu sein.
  2. Das umgebende Raumlicht sollte möglichst neutral sein, also bei circa 5.000 Kelvin liegen.

Die weitere Bearbeitung erfolgt im besten Fall online: Webbasiert kann der Kunde die einzelnen pdf-Seiten seines Produkts am Monitor aufrufen, bewerten und digital mit Korrekturwünschen versehen.

Nach oben

Hardware: Das Softproof-System

Laut Fogra besteht ein Softproof-System aus insgesamt vier Hardware-Komponenten, die von bis zu vier unterschiedlichen Herstellern stammen können. Manche Hersteller bieten auch mehrere aufeinander abgestimmte Bestandteile an, die in einem System zum Einsatz kommen können. Die wesentlichen vier Komponenten eines Softproofs-Systems sind:

  1. Das Farbmessgerät erfasst die Farbwerte so, dass sie exakt reproduziert werden können.
  2. Die Ansteuerung sorgt für die farbmetrisch korrekte Darstellung der Daten auf dem Monitor. Dafür nutzt sie die technischen Möglichkeiten des Monitors und charakterisiert die Darstellung genau.
  3. Der Monitor stellt die Daten über die gesamte Fläche und alle sichtbaren Blickwinkel farbmetrisch korrekt dar.
  4. Das Normlicht sorgt für eine festgelegte Ausleuchtung von Betrachtungsebene und Bildschirm, außerdem bietet es ein neutrales Umfeld für eine stabile Adaption.

Nach oben

Fogra-Zertifizierungen für den Softproof

Das Fogra Forschungsinstitut für Medientechnologien e. V. bietet mit FograCert ein modulares Testprogramm für Druckvorstufe, Drucksaal und Druckweiterverarbeitung. Sein FograCert Softproofing System dient der Zertifizierung von zwei Bereichen:

  1. Softproof-System
  2. Softproof-Monitor

Bei der Zertifizierung des Softproof-Systems beurteilt die Fogra dessen visuelle Eigenschaften. Die Prüfung wird vor Ort vollzogen und dauert einen Tag, sie umfasst die folgenden Punkte:

  • Display-Ansteuerung: z. B. Homogenität, Profilgenauigkeit, Farbumfang
  • Simulation: z. B. Kontrastverhältnis, farbmetrische Genauigkeit
  • visuelle Prüfung (nur informativ): z. B. Vergleich von Softproof zu Referenzdruck

Den Monitor eines Softproof-Systems zertifiziert die Fogra einmal je Bautyp. Dabei überprüft sie:

  • Blickwinkelcharakteristik in Bezug auf Farbton, Buntheit, Helligkeit, Gradation
  • Homogenität: z. B. Bewertung der Gleichmäßigkeit von weißen, grauen und dunkelgrauen Flächen
  • Aufwärmverhalten (nur informativ)

Nach oben

Software: Die Softproof-Voraussetzungen

Damit sie für den Softproof eingesetzt werden kann, muss eine Software bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Hier eine Zusammenfassung der Funktionen, die für den Softproof unverzichtbar sind:

  • Kalibrieren und Profilieren des Ausgabegerätes
  • Validierung zum Druckstandard der späteren Produktion
  • Ausgabe der Druckdaten

Nach oben

Die Dateiformate

Das Material für den Softproof kann in unterschiedlichen Dateiformaten vorliegen: Für Bilder sind JPEG und TIFF – in einem geräteabhängigen oder geräteunabhängigen Farbraum – gebräuchlich. (Geräteabhängige Farbräume sind Mehrkanal-/Sonderfarben, RGB- oder CMYK-Farbraum; geräteunabhängige Farbräume sind CIELAB und CIEXYZ.)

Beinhaltet eine Datei sowohl Bild- und grafische Elemente als auch Text in unterschiedlichen Farbräumen, dann spricht man von einem Containerformat. Hier kommt meist PDF zum Einsatz.

Darüber hinaus gibt es für sogenannte “offene” Daten verschiedene Dateiformate von Layoutprogrammen, die ebenfalls für den Softproof verwendet werden können (z. B. INDD bei Indesign oder QXD bei QuarkXPress). Sie beinhalten ebenfalls Bilder, Grafiken und Texte.

Nach oben

9 gängige Software-Lösungen für den Softproof

Es gibt einige Software-Lösungen, die für die Erstellung von Softproofs zur Wahl stehen. Die folgende Übersicht stellt neun gängige Beispiele in alphabetischer Reihenfolge und die jeweiligen Basisdaten zur Verfügung:

Hersteller Software Betriebssystem weitere Eigenschaften
Serif Affinity Photo Mac OS und Windows
  • Bildbearbeitungs-Software
  • Rohdaten aus den Kameras der meisten Hersteller können verarbeitet werden
  • viele Plug-Ins für Photoshop lassen sich einbinden
Corel Corel Draw Windows Grafik-und Bildbearbeitungs-Software
Johannes Hanika Darktable
  • FreeBSD
  • Linux
  • Mac OS
  • OpenBSD
  • Solaris
  • Windows
  • Bildbearbeitung und -verwaltung
  • freie Software
  • auf Rohdaten spezialisiert
Adobe Systems Illustrator Mac OS und Windows vektorbasierte Grafik- und Zeichen-Software
Adobe Systems Indesign
  • Mac OS
  • Vista
  • Windows
Layout- und Satzprogramm für das Desktop-Publishing
Adobe Systems Lightroom Mac OS und Windows
  • System mit mehreren Programmen und Diensten zur Verwaltung und Bearbeitung von Digitalfotos
  • unterstützt u. a. Rohdaten
Skylum Software Luminar Mac OS und Windows
  • universelle Bildbearbeitungs-Software
  • arbeitet mit Rohdaten
  • als eigenständige Anwendung oder Plug-In
Adobe Systems Photoshop Mac OS und Windows
  • Bildbearbeitungsprogramm, v. a. für Pixelgrafiken
  • Weltmarktführer in Bildbearbeitung und Druckvorstufe
Quark Inc. QuarkXPress Mac OS und Windows Layout- und Satzprogramm für das Desktop-Publishing

Nach oben

6 Softproof-Tipps vom Fachmann

Anlässlich einer standortübergreifenden Erneuerung der Farbabstimmstationen bei Prinovis gab Thomas Hebes im Gespräch mit Deutscher Drucker eine Reihe von Tipps und Tricks für den Softproof. Hebes ist als Abteilungsleiter Druckvorstufe bei Prinovis Nürnberg ein absoluter Spezialist für einen möglichst standardisierten, konstanten Prozess in der Abmusterung von Drucksachen.

⇒ Hier geht es zu den 6 Softproof-Tipps vom Fachmann.

Artikel unter Verwendung eines Beitrags von Petra Ebeling.

Erstmals erschienen 2012, letzte Aktualisierung 12.12.2018.