Pionier und Wegbereiter der modernen Flexodruckvorstufe

Die Druckindustrie trauert um Willy Winkle

Druckindustrie: Willy Winkle (Stempel Winkle) ist tot
Hat sich um die Flexodruckvorstufe verdient gemacht: der am 5. Juli 2022 verstorbene Willy Winkle. (Bild: Stempel-Winkle GmbH)


Willy Winkle, Gründer und langjähriger Geschäftsführer der Stempel-Winkle GmbH (Murrhardt), ist am 5. Juli 2022 im Alter von 91 Jahren verstorben. Mit ihm verliert die Druckindustrie, speziell das Segment Flexo- und Verpackungsdruck, eine herausragende Persönlichkeit, die als Mensch und Unternehmer Großes geleistet hat.

 

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Die Druckindustrie nach vorn gebracht

Bereits mit 14 Jahren begann Willy Winkle eine Lehre als Schriftsetzer bei der Firma Stempel Braunbeck in Murrhardt. Nach abgeschlossener Ausbildung ging er im Jahr 1948 nach Bad Cannstatt zur Firma Gmähle, wo er eine weitere Ausbildung zum Stempeltechniker und Flexografen absolvierte.

Nach dem Wechsel zur Firma Köstlin im Jahr 1949 konnte er dort erstmals die von ihm entwickelte Wiku-Mater (Winkle-Kunststoff-Mater) zum Einsatz bringen. Diese Mater war qualitativ besser als die damals verwendeten Hartgummi-Matern. Durch die sehr glatte Oberfläche der mit Bakelit beschichteten Mater konnten mit den damit hergestellten Semperit-Klischees bessere Flexoklischees und Gummistempelplatten hergestellt und somit die Druckqualität verbessert werden.

Am 1. April 1954 gründete Willy Winkle als Schriftsetzer, Stempeltechniker und Flexograf die Firma Stempel-Winkle im schwäbischen Murrhardt. Das Produktspektrum umfasste damals zunächst Gummiklischees, Stempel, Gummi- und Kunststoffmatern. Schnell entwickelte sich das Kleinunternehmen zu einem gefragten und anerkannten Betrieb. Mit den erstklassigen Gummiklischees wurden Papierbeutel und Verpackungspapiere sowie Aluminiumfolien bedruckt.

Mitte der 1970er-Jahre war Stempel-Winkle eine der ersten Firmen in Europa, die die Technik der fotopolymeren Flexodruckklischee-Fertigung realisieren konnte. Mit Anlagen der Firma Uniroyal aus den USA konnten damals neue und qualitativ hochwertigere Flexodruckklischees hergestellt und neue Märkte erschlossen werden. Von DuPont wurde ein Prototyp-Anlage installiert, mit dem Buchdruckklischees auf Wasserbasis ausgewaschen werden konnten.

Ein neuer Plattentyp von der BASF wurde Ende der 1970er-Jahre eingeführt. Willy Winkle konnte bei der Optimierung der nyloflex-Flexodruckplatte wertvolle Tipps geben. Zudem war die Firma Winkle der erste Anwender der AFP-Flexodruckplatte von Asahi in Europa. Von Asahi wurde auch eines der ersten Geräte zur Nachbehandlung von Flexodruckplatten mit UV-Licht installiert. Diese Technik war wesentlich umweltfreundlicher als das bis dato eingesetzte Verfahren mit Salzsäure und Chlor zum Finishen der Druckplatten.

1984 tritt Willys Sohn Andreas Winkle, gelernter Druckvorlagenhersteller und Industriemeister Druck (Fachrichtung Reproduktionstechnik), in die Geschäftsleitung des Unternehmens ein. Aufgrund des beachtlichen Erfolgs „musste“ der Betrieb expandieren und bezog 1991 ein neues Domizil, den heutigen Firmensitz. Aktuell produziert die Stempel-Winkle GmbH Flexodruck- und Buchdruckplatten sowie Sleeves für nahezu alle Verpackungsarten. Die von Winkle selbst hergestellten Lasergravur-Gummiplatten zum Lasern von Stempelplatten und Flexodruckklischees werden weltweit vertrieben.

Mit dem Tod von Willy Winkle verliert die Druckindustrie einen Pionier und Wegbereiter der modernen Flexodruckvorstufe. Er wird uns allen in Erinnerung bleiben.

 

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