Kommentar von Roland Behringer zum Thema KI in der Druckbranche

Künstliche Intelligenz für die optimale Disposition

Roland Behringer

„Daten sind das Öl des 21. Jahrhunderts“. Mit dieser Metapher wird versucht, das digitale Zeitalter fassbarer und verständlicher zu machen. Aber wie können Unternehmen der Druckbranche das Zepter in ihren Bereichen in die Hand nehmen und an den Veränderungen des digitalen Zeitalters teilhaben?

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Die Internet-Giganten Google, Apple, Facebook und Amazon, die von der Europäischen Union mit dem Akronym GAFA bezeichnet werden, sind die beeindruckendsten, aber auch beängstigten Vertreter der neuen modernen Geschäftsmodelle. 
Die Harvard-Ökonomin Shoshana Zuboff analysiert in ihrem bemerkenswerten Buch mit dem Titel „Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus“ die sozialen, politischen, technologischen und ökonomischen Auswirkungen der bereits vollzogenen Veränderungen. In den neu entstandenen Märkten dienen Menschen als Lieferanten des Öls des 21. Jahrhunderts, nämliche ihrer uneingeschränkten Daten. Ihrer Meinung nach haben wir es aber noch in der Hand, wie das nächste Kapitel des Kapitalismus aussehen wird.

Wie könnten Unternehmen der Druckbranche das Zepter in ihren Bereichen in die Hand nehmen und an den Veränderungen des digitalen Zeitalters teilhaben oder besser noch diesen Wandel positiv mitgestalten? 
Der Einstig basiert wie bei den GAFA-Unternehmen auf Daten. Verfolgt man die Prozess- und Produktionsabläufe in der Branche, stellt man sehr schnell fest, dass über die Prozessstrecken und die darin verwendeten Medien eine schier unerschöpfliche Menge an Daten generiert werden. Leider sind diese Daten (noch) nicht prozess- und medienübergreifend verfügbar und können somit nicht allumfassend für tiefgreifende Analysen verwendet werden. Diese sind aber die Voraussetzungen, um signifikante Faktoren und Wechselwirkungen identifizieren zu können.

Sind diese bekannt, geht es darum, geeignete KI-Algorithmen zu entwickeln, mit denen man zukünftig in der Lage ist, Prognosen zu erstellen, die den Prozessteilnehmern entsprechende Hilfestellungen zur Ergebnisverbesserung geben können. Man spricht in diesen Anwendungsfällen von schwacher künstlicher Intelligenz, weil die Lösungen auf konkrete Anwendungsprobleme fokussiert sind. Die Problemlösung erfolgt hierbei auf Basis von Methoden der Mathematik und Informatik, die speziell für die jeweilige Anforderung entwickelt und optimiert werden. Das daraus resultierende KI-System ist in der Lage, sich selbst zu optimieren.

Anwendungsfälle für den Einsatz von KI in der Druckbranche gibt es dazu in Hülle und Fülle. Überall dort wo Verschwendungen ökonomische und ökologische Ineffizienzen verursachen ergeben sich spannende KI-Aufgabenstellungen. Als Beispiele fallen mir dazu spontan Dispositionsoptimierungen (Königsweg), Intralogistikoptimierungen und Instandhaltungskostenoptimierungen ein. 
Die neuen Herausforderungen des digitalen Zeitalters stellt an die Unternehmen der Druckbranche neue bis dato vollkommen unbekannte Anforderungen. KI wird es als Produkt für ihr Unternehmen nicht von der Stange zu kaufen geben. Lieferanten helfen nur bedingt und wenn überhaupt nur in kleinen Teilbereichen ihrer Prozesse weiter. Es gilt also, das Thema in Eigenregie zu entwickeln. Dazu benötigen Sie ein kleines, aber feines Expertenteam, das sowohl das mathematische als auch das prozesstechnische „Know-how“ mitbringt. Kultivieren Sie das Datenmanagement in Ihrem Unternehmen und beginnen Sie mit kleinen überschaubaren Projekten.

 


Roland Behringer (56) hat 31 Jahre Erfahrung in der Druckindustrie. Er unterstützt als Unternehmen dabei, ihre Effizienz zu steigern. Die Schwerpunkte: Prozessoptimierungsprojekte, Ausbildung von Führungskräften zu Lean-Six-Sigma-Prozessoptimierungsexperten, Implementierung moderner Instandhaltung sowie Projekt- und Interim-Management.

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Völlig richtige Einschätzung! Aber, dass es keine “Lieferanten” für dieses Thema in der Druckindustrie gibt, möchte als CEO eines der Unternehmen, die solche Lösungen anbieten, bestreiten. Unter ctrl-s.de (und weil Eigenlob bekanntlich unangenehm riecht, gerne auch Webbegleiter: perfectpattern.de und vielleicht auch zaikio.com) kann man den Kontakt zu Ansprechpartner*innen finden, die mindestens Big Data bereitstellen können und dran sind, KI-gestützte Verfahrung für z. B. Plaung in der Druckindustrie zu entwickeln.

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