Peter Voigt, baumannperfecta, im Interview über Digitalisierung und Automatisierung
von Redaktion,
Peter Voigt, Geschäftsführer
baumannperfecta.
Die Anforderungen an die Druckindustrie verändern sich rasant – sinkende Auflagen, häufigere Jobwechsel und der zunehmende Digitaldruck fordern schnelle, innovative Lösungen. Im Interview mit der Grafischen Palette spricht Peter Voigt, Geschäftsführer von baumannperfecta, über die aktuellen Herausforderungen der Branche, den Wandel in der Druckweiterverarbeitung und wie sein Unternehmen mit intelligenten, vollautomatisierten Systemlösungen neue Standards setzt.
Grafische Palette: Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für dieses Gespräch genommen haben. Können Sie sich bitte kurz vorstellen?
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Peter Voigt: Sehr gerne. Mein Name ist Peter Voigt, ich bin Geschäftsführer bei baumannperfecta und seit über 20 Jahren in der Grafischen Industrie tätig. Ich beschäftige mich seit geraumer Zeit mit der Automatisierung und Digitalisierung in der Druckweiterverarbeitung – ein spannendes Feld, das sich rasant weiterentwickelt und enorme Potenziale bietet.
Grafische Palette: Welche Herausforderungen und Trends prägen aktuell die Druckindustrie?
Peter Voigt: Unsere Branche durchläuft tiefgreifende strukturelle und technologische Veränderungen. Die Anzahl der Druckereien hat sich deutlich reduziert, Konsolidierungen und Fusionen sind an der Tagesordnung. Gleichzeitig verlagern sich Marktanforderungen: Durch den Trend zu sinkenden Auflagen und häufigen Jobwechseln gewinnt der Digitaldruck zunehmend an Bedeutung, wobei er bezüglich Kosten, Qualität und Performance mit dem Offsetdruck immer mehr gleichzieht.
Grafische Palette: Was bedeutet das konkret für die Druckereien?
Peter Voigt: Die Druckereien müssen auf diesen Trend äußerst schnell antworten, damit sie mittel- und langfristig Zukunft haben und überleben können. Aufgrund steigender Personalkosten und mangelnder Verfügbarkeit von Fachkräften kann man aber speziell in der Druckweiterverarbeitung nicht mehr mit personalintensiven Prozessen reagieren. Konkret ist also die Lösung, in Automatisierung und Digitalisierung zu investieren, auch um dem enormen Wettbewerbsdruck standzuhalten.
Independent Cutting System für den Akzidenzbereich aus dem Hause baumannperfecta bestehend aus BASA evolution, Schneidemaschine mit Robotic Cutting RC, Stapelpuffer BVP und Ablader BA 3.
Grafische Palette: Wie hat sich baumannperfecta auf diesen Wandel eingestellt?
Peter Voigt:Für diesen Wandel braucht man Partner und nicht nur Lieferanten. Gemeinsam Lösungen zu entwickeln und die gesamte Wertschöpfungskette zu betrachten, das ist die Garantie für nachhaltige Investitionen – und dafür steht die Marke baumannperfecta.
baumannperfecta bietet einzigartige und etablierte technische Lösungen und hebt sich damit deutlich von den Marktbegleitern ab. Mit unserer innovativen BASA haben wir zum Beispiel den Schüttelprozess vollständig automatisiert und können Materialien von 30 bis 400 g/m2 mit einer beeindruckenden Leistung von bis zu 25.000 Bögen pro Stunde verarbeiten. Auch beim automatisierten Schneiden setzen wir mit unserer Robotic Cutting RC Maßstäbe und können mit Hilfe von Robotik Raster- und Sammelformen effizient und präzise schneiden. Das ist ein Game Changer, denn kein anderer Hersteller beherrscht das automatisierte Schneiden komplexer Schneidformen.
Wir sind die einzigen Anbieter einer durchgängig vernetzten Komplettlösung für die autonome Verarbeitung – vom gedruckten Stapel bis zum präzise geschnittenen Nutzen auf Palette. Die hohe Nachfrage spricht für sich: Weltweit sind bereits 30 unserer vollautomatisierten Anlagen erfolgreich im Einsatz.
Im digitalen Workflow setzen wir auf unsere eigene Software CuttronicPlus. Sie extrahiert alle relevanten Vorstufendaten für den Schüttel- und Schneidprozess und rüstet die Anlagen automatisch. Durch intelligente Auftragsscanner werden verschiedene Jobs präzise zugeordnet, sodass selbst Auftragswechsel weitgehend autonom erfolgen können.
Robotic Cutting – für einen vollständig mannlosen Schneidprozess.
Grafische Palette: Welche Herausforderungen bringt die Automatisierung und Digitalisierung mit sich?
Peter Voigt: Es gibt keine Standardlösung für alle Druckereien. Kunde und Lieferant müssen im Detail analysieren, welche Technik in welchem Umfang wirtschaftlich sinnvoll eingesetzt werden kann. Für den Mehrschichtbetrieb sind beispielsweise Automatisierungen unter Einsatz von Robotern eine sehr gute Lösung, wogegen im Einschichtbetrieb teilautomatisierte Konzepte, die auch manuelle Bedienung ermöglichen, meist der bessere Weg sind. Auch abhängig davon, ob es sich um Etiketten-, Wertpapier-, Akzidenzdruck oder sonstige Druckgeschäftsfelder handelt, müssen darauf angepasste Systemlösungen bereitgestellt werden. baumannperfecta bietet ein Produktportfolio modularer Systeme an, wobei jedes System teil- oder vollautomatisiert ausgestattet werden kann. Die hochflexible Kombination dieser Systeme, der variable Automatisierungsgrad und die durchgängige digitale Vernetzung bis zum Komplettsystem lassen Lösungen für fast jedes Problem in der Druckweiterverarbeitung zu.
Air-Knife-Technologie zum Belüften der Lagen im Schüttelprozess.
Grafische Palette: Welche konkreten Vorteile bieten diese Entwicklungen für Unternehmen und Anwender?
Peter Voigt: Betriebe profitieren auf mehreren Ebenen: höhere Effizienz, reduzierte Kosten und verbesserte Skalierbarkeit. Angesichts der steigenden Anzahl an kleineren Auflagen und häufigeren Jobwechseln ist Prozessstabilität ein entscheidender Faktor. Kunden schätzen zudem die Kontinuität automatisierter Prozesse. Verbunden mit einer geschickten Digitalisierung der Prozesse ist darüber hinaus die notwendige Flexibilität des Systems auf die häufigen Jobwechsel einstellbar.
Interessanterweise rückt der Return on Investment (ROI) oft in den Hintergrund. Die größere Herausforderung besteht darin, Produktionskapazitäten zuverlässig sicherzustellen. Viele Investitionen amortisieren sich schnell und sorgen bereits im ersten Jahr für Kostensenkungen und eine Verbesserung der Liquidität.