Unrentable Produktionsbedingungen

Lenninger Papierfabrik stellt die Produktion von Silphie-Papier ein

Silphie-Verpackungen werden seit diesem Jahr bei der Kaufland Eigenmarke K-Bio für die Gemüsesorten Kresse, weiße und braune Champignons sowie Tomaten als Verpackungen eingesetzt. (Bild: Kaufland)

Der traditionelle Papierproduktionsstandort im baden-württembergischen Lenningen muss einen weiteren Rückschlag hinnehmen. Nach den jüngsten Insolvenzen der Papierfabrik Scheufelen in den Jahren 2018 und 2019 hatte man am Standort in verkleinertem Maßstab zunächst auf die Produktion von Graspapier und dann auf die Herstellung von Papier auf Basis der Ackerpflanze „Durchwachsene Silphie“ gesetzt. Mitte August dieses Jahres wird die Silphie Paper GmbH diese Papier-Produktion beenden. 30 Mitarbeiter sind davon betroffen.

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Wie Dr. Ulrich Scheufelen, Berater von Silphie Paper, gegenüber der Lokalzeitung „Teckbote“ erklärte, liegt das Hauptproblem in der unwirtschaftlichen Produktion auf der alten PM 2 (Baujahr 1903) mit ihrem vergleichsweise hohen Energiebedarf. Hinzu kommt, dass das die Silphie Paper GmbH nur die Genehmigung zu einer täglichen Produktion von 20 Tonnen hatte – ein zu kleines Volumen für die PM 2. Die Genehmigung durch das Regierungspräsidium Stuttgart für eine Produktionsausweitung auf 70 Tonnen pro Tag  lag noch nicht vor.

Im oberschwäbischen Ostrach wird von einigen Landwirten auf mehreren Hundert Hektar die „Durchwachsene Silphie“ angebaut. Die aus den USA stammende Ackerpflanze eignet sich als Energiepflanze und wird zur Produktion von Biogas genutzt. Vor der eigentlichen Biogaserzeugung werden von dem Unternehmen Energiepark Hahnennest (Ostrach) in einem biothermischen Verfahren die Pflanzenfasern separiert. Dieser Rohstoff wird dann von OutNature (Neckarsulm), einer Start-Up-Tochter von Europas größtem Einzel- und Großhändler, der Schwarz Gruppe (Lidl, Kaufland u.a.), vermarktet. Auch nach dem Silphie-Produktions-Aus am ehemaligen Scheufelen-Standort in Lenningen will OutNature weiterhin die Fasern, aber auch die Papiere und Verpackungen vermarkten. OutNature möchte hierzu andere Papierfabriken mit den Fasern beliefern. Seit diesem Jahr werden Silphie-Verpackungen bei Lidl und Kaufland getestet.

In Lenningen soll es in einem anderen Bereich weitergehen: Auf einer kleinen Nassfliesanalage sollen Vorprodukte für die Filter- und Energiespeichertechnik entstehen. Geschäftsführer der hierfür im Juli 2020 gegründeten Phoenix Non Woven GmbH ist der Geschäftsführer der SilphiePaper GmbH, Stefan Radlmayr.