taz stellt gedruckte Werkstagsausgaben im Oktober 2025 ein
von Redaktion,
Die letzte auf Papier gedruckte werktägliche Ausgabe der überregionalen Tageszeitung “taz” erscheint am 17. Oktober 2025. Auf der Generalversammlung der taz Verlagsgenossenschaft in Berlin verkündete die Geschäftsführung diesen Zeitpunkt der sogenannten „Seitenwende“ für die seit 1979 erscheinende Tageszeitung. Die Mitglieder der Genossenschaft haben sich mit 77 Prozent Zustimmung hinter diese Entscheidung gestellt.
Anzeige
Die taz hatte ihre Leser seit sechs Jahren auf diesen Tag vorbereitet: 2018 verkündete der damalige taz-Geschäftsführer Kalle Ruch, dass der Journalismus der taz „im Netz“ weiterlebe und die linke Zeitung daher eines Tages in der Woche rein digital und nur noch am Wochenende als Printzeitung erscheinen könnte. Die samstags erscheinende “wochentaz” soll auch nach dem Oktober 2025 gedruckt werden.
Der Wandel der Medienkanäle zeigt sich auch bei den Abo- bzw. Nutzerzahlen der taz. Von 2022 auf 2023 waren die Verkäufe der gedruckten Werkstagsausgaben (Montag bis Freitag) von durchschnittlich 25.933 auf 20.776 Exemplare zurückgegangen. Die Einzelverkäufe fielen von 1.595 auf 1.038 Exemplare. Mitte Juli 2024 hatten nur noch 16.098 Leser die taz-Werktagsausgaben abonniert. Positiv entwickeln sich dagegen etwa die Einnahmen aus den rein digitalen Abonnements oder den freiwilligen Zahlungen durch die Nutzer des Onlineangebots (“taz zahl ich”). Die taz stellt traditionell alle ihre Inhalte frei im Netz zur Verfügung.
Wer die taz lieber in “Zeitungsoptik” sieht, kann das auch weiterhin: Die tägliche Zeitungsausgabe hat bereits ihre eigene App. Das “E-Paper” in der taz-App wird auch nach der Einstellung des Drucks von Montag bis Freitag als abgeschlossenes Zeitungsprodukt erscheinen. Darüber hinaus soll auch die Website der taz weiter ausgebaut werden und Mitte Oktober 2024 einen umfangreichen Relaunch erfahren.
Diskussion über das Für und Wider
Da ein tiefgreifender Schritt wie die Einstellung der gedruckten Werktagsausgaben bei einer genossenschaftlich organisierten Zeitung nicht so einfach durchgesetzt werdenkann, war es seit 2018 auf der jährlichen Genossenschaftsversammlung schon zum Ritual geworden, ausgiebig über das Für und Wider dieses Schritts zu diskutieren. Dieses Jahr wurde es aber ernst: „Ich glaube, dass der Weg, die tägliche Zeitung ab 17. Oktober 2025 digital erscheinen zu lassen und nur noch die wochentaz zu drucken, der richtige Weg ist, um das Fortbestehen der taz zu sichern“, so lautete der Satz, über die knapp 800 teilnehmenden Genossen vor Ort und digital abstimmen durften, schreibt die taz. Das Ergebnis: rund 77 Prozent stimmten mit „Ja“, 13 Prozent mit „Nein“ und weitere 10 Prozent enthielten sich. Aktuell hat die taz Verlagsgenossenschaft 23.373 Mitglieder, von denen aber stets nur ein kleiner Teil aktiv an der jährlichen Versammlung teilnimmt.
„Wir sind glücklich und erleichtert, dass alle Zukunftsprodukte der taz jetzt so weit entwickelt und auch so erfolgreich sind, dass wir diesen wichtigen Schritt in die publizistische Zukunft der taz gehen können. Es war ein langer Weg bis hierhin und er ist weder uns noch der taz insgesamt leichtgefallen. Mit der Festlegung des Datums der letzten gedruckten werktäglichen Ausgabe haben wir nun eine wichtige Entscheidung getroffen, um die wirtschaftliche Zukunft der taz zu sichern“, erklären die beiden taz-Geschäftsführer Aline Lüllmann und Andreas Marggraf.