Insider-Kolumne aus Deutscher Drucker

Die Corona-Krise ­– eine Chance nur für die Besten

Dr. Jürgen Calmbach(Bild: KLAUS LORENZ FOTODESIGN)

Die Krise als Chance? Angesichts der gegenwärtigen Corona-Pademie fällt es ein bisschen schwer, diese Floskel auszusprechen. DD-Insider-Kolumnist Dr. Jürgen Calmbach stellt sich die Frage, welche Konsequenzen die Corona-Krise für die Betriebe der Druckindustrie haben wird – und für welche Betriebe sie vielleicht doch eine Chance darstellen kann.

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Es fällt mehr als schwer, der gegenwärtigen Situation irgendetwas Positives abzugewinnen. Man könnte anführen, dass der Shutdown der Umwelt zu Gute kommt. Klar, wenn die Wirtschaft am Boden liegt, dann werden auch weniger Schadstoffe in die Umwelt emittiert. Man könnte auch die Meinung vertreten, dass es in unserer hektischen, vernetzten und auf permanentes Wachstum ausgelegten Welt einmal ganz gut ist, wenn man innehält und sich besinnt, ob in Zukunft weniger unter dem Strich nicht sogar mehr sein kann.Aber Hand aufs Herz: Momentan gibt es in der Corona-Krise bei nüchterner Betrachtung wohl nur eines: Verlierer. Das sind an erster Stelle die Menschen, die durch das Virus krank werden und im schlimmsten Fall ihr Leben verlieren. Aber auch für alle, die nicht selbst krank werden, folgt unweigerlich die Frage nach dem Erhalt der wirtschaftlichen Lebensgrundlagen. Was wird aus den Unternehmen und ihren Arbeitsplätzen? Und im Speziellen: Was wird aus den Druckereien?

Was wird aus den Druckereien?

Schon vor Corona war es um die Druckindustrie nicht bestens bestellt. Von ehemals knapp 14.000 Betrieben mit 223.000 Beschäftigten im Jahr 2000 sind heute noch 7.600 mit 129.000 Mitarbeiter/innen übriggeblieben. Internet, Smartphones und die Digitalisierung der gesamten Kommunikation lassen grüßen. Und wie wird es nach Corona sein?

Wie alle Krisen, so wird natürlich auch Corona zum Glück irgendwann vorüber sein. Und sicher scheint auch, dass die Druckindustrie dann eine andere sein wird. Man muss kein Prophet sein, um zu erahnen, dass eine Krise mit einhergehender Vermeidung von menschlichen und sachlichen Kontakten der digitalen Kommunikation weiter Vorschub leisten wird. Corona treibt die Menschen geradezu ins Digitale hinein – auch was die gewünschte Aktualität der Informationen und das kontaktlose Einkaufen über den Online-Handel betrifft. Und was man einmal auf die digitale Schiene umgestellt hat, wird man später nicht ohne weiteres wieder korrigieren.

Für die Druckindustrie bedeutet dies eine zusätzliche Beschleunigung des Strukturwandels. Betroffen davon sind insbesondere die klassischen Akzidenzdruckereien. Für diese gilt, was bereits seit einiger Zeit gilt, ab sofort jedoch in drastisch verstärkter Form: Sie müssen über eine exzellente Performance verfügen. Das sind im Einzelnen: Hohe Liquidität und hohes Eigenkapital; ein guter Kundenstamm mit stabilen Printprodukten; moderne Technologien mit hohem Automatisierungsgrad und hoher Produktivität; große Innovationsbereitschaft in Systeme und Prozesse; eine sehr gute Vertriebsmannschaft mit ausgeprägter Fokussierung auf das Stamm- und Neukundengeschäft und eine qualifizierte Führungsmannschaft mit strategischem Weitblick, gutem Nervenkostüm und der Fähigkeit, auch in schwerer Zeit ein solidarisches Miteinander vorleben zu können. Somit kann man die Corona-Krise auch als Chance für die Besten unserer Branche bezeichnen – aber eben nur für diese.

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Der Autor: Dr. Jürgen Calmbach (66) ist Geschäftsführer der Management Beratungsgesellschaft Dr. Calmbach & Partner GmbH (Karlsruhe), die seit 29 Jahren Druckereien und Verlage berät. Schwerpunkte liegen in den Bereichen Strategie, Markt und Vertrieb, Produktivitätssteigerung, Restrukturierung und Personal.

Die Insider-Kolumne von Dr. Jürgen Calmbach erschien in Deutscher Drucker 7/2020. Das Heft kann über den print.de-Shop bestellt werden.

PDF-Download: Deutscher Drucker 7/2020

Schwerpunkt: VERPACKUNGPRODUKTION +++ Folienkaschierung von Digitaldrucken +++ Potenzial im Tiefdruck? +++ Alternative Metallic-Effekte

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Was wollte Herr Dr. Calmbach mit diesem Artikel jetzt eigentlich Neues sagen und bewirken? Ich versteh´s nicht. Only the fittest survive? Das war wohl auch bisher so. Alle anderen werden durch Corona beschleunigt vernichtet. Danke für die Info. Ihr müsst euch alle besser aufstellen. Vielleicht nicht ganz der richtige Zeitpunkt? Sorry, ich kann in diesem Artikel keinen Sinn finden.

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  2. Es wird viele Industrien im Mark treffen. Die Druckindustrie, genau so wie die Autoindustrie. Parellel haben sich beide Industriene entwickelt. Viel output und dabei die Zeichen der Zeit nicht erkannt. In beiden Industrien gibt es aber auch Modelle die auch nach der Krise weiter beliebt, oder besser, noch beliebter werden. Dazu zählen Modelle im Digitaldruck mit der Möglichkeit zur individualisierung oder Schnittstellananbindungen für Standard Produkte.
    Der Industrie würde ich bitten sich wieder mehr qualitativ in die Printwerbung zu begeben. Nicht Werbung, damit Werbung gemacht ist, sondern Werbung als Objekt zu sehen. Auch wenn alle nach Digitalisierung schreien, ich persönlich würde am liebsten ein Schild an mein Handy hängen: “bitte keine Werbung einschmeissen”! Da stellt sich mir die Frage, wer so viel Zeit in ein Newsletter steckt, mit teils miserablen “Klick” Raten.
    Wo sind sie, die Kreativen die erkennen dass man ein gut gemachtes Print Produkt besser beim Kunden platzieren kann, dass man mehr Glaubwürdigkeit erzeugt? Wo sind sie, die Kreativen die endlich die Möglichkeiten eines CRM in Kombination mit Geotagging verstehen und nutzen. Auch wenn es traurig ist, mit dem 0815 Konzept in einer Druckerei hat die letzte Stunde geschlagen.
    Nicht zuletzt weil sich die Druckereien selbst kanibalisiert haben und die Preise kaputt gemacht haben.

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