"Den Bogen nicht überspannen"

BVDM sieht angekündigte Papierpreiserhöhungen “mit Sorge”

Die Papierknappheit führt auch zu Aktivitäten von Intergraf auf EU-Ebene.(Bild: Archivbild)

Die in den letzten Wochen angekündigten Preiserhöhungen für Papier bereiten auch dem Bundesverband Druck und Medien (BVDM) als Branchenverband “große Sorge”, sehe sich doch die Druckindustrie in der aktuellen Krisensituation der Pandemie noch weniger in der Lage, Preiserhöhungen durch Zulieferer an ihre Kunden weiterzureichen. Dies schreibt der BVDM in einer Medienmitteilung.

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Dabei verkenne man “nicht die schwierige Lage der papierproduzierenden Industrie”, heißt es weiter.

Nach deutlichen Anstiegen bei den Rohstoffpreisen (vor allem Zellstoff), “die mit Papierpreiserhöhungen bis zu einem Allzeithoch an die Druckereien durchgereicht wurden”, seien die Preise ab Ende 2019 und 2020 deutlich nach unten gegangen, so dass beispielsweise beim Bilderdruckpapier Tiefstpreise erreicht worden seien. “Dieser erfreuliche Trend kehrt sich zurzeit jedoch ins Gegenteil.”, beklagt der Verband.

Pandemiebedingt seien die Frachtkosten im letzten Jahr deutlich in die Höhe geschnellt und der Transport nachvollziehbarer Weise insgesamt beschwerlicher geworden. Vor allem aber zögen die Langfaserzellstoffpreise seit Ende des letzten Jahres an. Es sei zu befürchten, so der BVDM, dass angesichts der in China längst wieder angesprungenen Volkswirtschaft und der dort für Kurzfasern – im Vergleich zu Europa – deutlich höher gezahlten Preise, die Papierhersteller weitere Preiserhöhungen für Papierlieferungen durchzusetzen versuchen werden.

Vor diesem Hintergrund appelliert der BVDM an die Produzenten, “den Bogen nicht zu überspannen”. Denn letztlich würden sie sich einen Bärendienst erweisen, wenn das Geschäft der Druckereien damit zusätzlich erschwert werden würde. “Wer jetzt in gewaltigen Preiserhöhungen für Papier zukünftige Rohstoffpreissteigerungen vorwegnimmt, eigene Kostenentlastungen bei Strom (gesunkene EEG-Umlage!) außen vor lässt und neue Anläufe für weitere Erhöhungen planen will, sägt an dem Ast, auf dem Papierlieferanten und Druckdienstleister gemeinsam sitzen”, bemerkt der Hauptgeschäftsführer des BVDM, Dr. Paul Albert Deimel.

Kommentare zu diesem Artikel

  1. BVDM = Wieder mal vollkommen daneben geschossen.
    Man erkennt die Notwendigkeit der Papierindustrie, die Preise zu erhöhen, aber warnt davor. Sollen sie doch in die Insolvenz gehen, oder?
    Der BVDM sollte lieber seine Mitglieder auffordern, die erhöhten Rohstoffpreise endlich an die Kunden weiterzureichen. Denn genau da liegt der Hase im Pfeffer. Die Drucker haben ANGST davor, mit ihren Kunden über notwendige Preiserhöhungen zu sprechen. Und das schon seit 20 Jahren.

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    1. Dem kann ich nur Zustimmen, als ich vor 30 Jahre angefangen habe hatten wir ganz andere Einkaufspreise als heute und es ist auch gegangen. Wenn ich heute zum Bäcker oder an die Tankstelle fahre wird es in der Regel ja auch nicht billiger oder bleibt unverändert.
      Für uns kann ich nur sagen, wenn unsere Einkauspreise sich erhöhen dann werden dies an die Kunden weitergegeben. Mit einem offenen Wort gegenüber unseren Kunden sind wir bis heute nicht schlecht gefahren.
      Wenn alle an einem Strang ziehen braucht man auch keine Angst davor zu haben.

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    2. Danke für diese Worte Herr Berlin!

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    3. Darf ich Sie mal fragen, in welcher Welt Sie leben? Die Druckindustrie steckt seit Monaten im Überlebenskampf. Der DM-Bereich war über Monate weitgehend zusammengebrochen. Print wird wird in der Corona-Krise immer mehr durch kostengünstigere digitale Angebote in die Enge getrieben. Insolvenzen sind in der Druckindustrie derzeit an der Tagesordnung. Sorry, aber Papierpreiserhöhungen zu diesem Zeitpunkt absolut ein “NO GO”!

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      1. Darf ich Sie mal fragen, wie viele Newsletter und sonstige Angebote Sie am Tag per Mail und andere elektronische Medien erhalten?
        Ich für meinen Teil habe es mir abgewöhnt alle anzuklicken geschweige denn wahrzunehmen. Ein gesundes Miteinander zwischen digital und print wird es hoffentlich in Zukunft geben. Es steht ja ausser Frage, dass ein Printprodukt durch mehr Hände geht als eine Mail.
        Der Überlebenskampf ist ja nicht erst seit Corona der Fall, sondern er zieht sich die letzten 20 Jahre hin. Wer an alten Pfeilern fest hält, wird untergehen. Nur derjenige, der kreativ ist und es vollbringt, seinem Kunden seinen Mehrwert zu verkaufen, wird an Ende übrig bleiben. Das geht aber leider nur mit gut ausgebildetem Personal.
        Papierpreiserhöhungen haben bekannterweise keinen Einfluss auf die Entwicklung, geschweige den auf die aktuelle Lage.

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      2. Herr Karpowitz, Sie haben in der Beschreibung der aktuellen Situation vollkommen recht. Nur hat sich diese dramatische Zuspitzung in einer Zeit fallender Papierpreise entwickelt – aus den uns bekannten Gründen. Eine rohstoffbedingte Preiserhöhung lässt sich schlecht verschieben und damit werden Drucker und Verarbeiter umgehen müssen. Das Überleben unserer Branche hängt eher an dem Tempo der strukturellen Veränderungen. Unsere Verbände könnten etwas mehr Einsatz zeigen, um die Öffentlichkeit auf den Sinn und Vorteil gedruckter Medien hinzuweisen. Bei den letzten Porterhöhungen – die rein politisch motiviert waren – da hätte etwas mehr Gegenwind in der Tat der Branche gut getan. Der Zellstoffpreis freilich wird von anderen Martteilnehmern bestimmt – außerhalb Europas,.

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  2. Herr Berlin hat absolut recht. Wenn die Preise sinken, beschweren wir uns nicht, oder? Branchenexperten wissen, dass die Auslastung von Papiermaschinen historisch niedrig ist. Auch die Rohstoffpreise steigen sehr schnell. Und es liegt an den Druckern, diese Erhöhungen kommerziell zu vermarkten. Aber ja, eine Abnahme klingt besser als eine Zunahme!!!!

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  3. Papierpreiserhöhung klar geht, macht das Spaß dies seinen Kunden zu erklären. Nein, ist allerdings wohl nicht zu vermeiden. Gehört zum Geschäft dazu. Das diese Preise entsprechend weitergeben werden müssen ist nur logisch.
    @Reinhard Berlin, ANGST habe ich vor niemandem, deshalb ist dies nicht mein Problem. Ich mache den Job nun auch schon über 30 Jahre in Selbständigkeit. Habe in dieser Zeit viele Druckereien kommen und wieder gehen gesehen. Ein Hauptproblem in unserer Branche sind die billiger geht immer Einkäufer und Druckereiunternehmer die nicht mal wissen ab wann es besser wäre den Laden einfach zu schließen. Und wenn man sich den ganzen Wahnsinn der Insolvenzen anschaut. Legen sich zwei Kranke in ein Bett, so kam noch nie ein gesunder dabei heraus.

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    1. Was ist denn das für eine Einstellung. Angst davor zu haben, dem Kunden höhere Papierpreise zu vermitteln. Das ist doch tägliches Geschäft und die Erfahrung der letzten Jahre zeigt doch, hier wird heißer gekocht als gegessen. Angst sollten wir in unserer Branche aber davor haben, dass aufgrund der COVID-19-Pandemie der Gesetzgeber aufgrund seiner Vorgaben ganze Akzidenzbereiche unterbindet. Keine Kultur, Freizeit, Reisen, Gastronomie. Das lässt sich locker weiter fortsetzen. Die damit verbundenen Einbußen an Druckjobs machen mir Angst und man fährt seinen Betrieb an die Wand, mit dem Segen der Politik. Leider hört oder liest man dazu vom BVDM nichts. Da würde ich mir wünschen, hier würde man sich in der derzeitigen Situation klarer positionieren. Es sind nicht nur die Friseure oder die Gastronomie die arg gebeutelt sind. Ich bin seit 1977 in unserer Branche zuhause. Druck ist unsere Herzensangelegenheit und wir haben schon eine Menge erlebt. Aber die Umstände derzeit sind nur schwer auszuhalten. Da sind Papierpreiserhöhungen das kleinste Problem.

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      1. Manchmal denke ich bei diversen Kommentaren, die Leute leben in einer anderen Welt. Papierpreiserhöhungen weitergeben – kein Problem? In einer Zeit, in der klassische Printprodukte, nicht nur coronabedingt, hier und da auf dem Rückzug sind, in einer Zeit, in der auch unsere Kunden zu kämpfen haben, wird der Wunsch nach Preiserhöhungen meist unweigerlich zu neuen Ausschreibungen führen. Und dann, das ist die Praxis, sind die Preise meist schlechter als vorher. Auch wenn eine Erhöhung sicher berechtigt wäre, der Markt reagiert nun mal leider anders als wir es uns wünschen.

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    2. Danke für die Worte. Statt über Preissteigerungen zur referieren, sollten die Druckereien am Druck-Prozess drehen und die bedruckten Makulaturen reduzieren. Alles ist möglich. Man sollte es aber zulassen. Nichts ist schmerzhafter als Stillstand,
      Gott grüß die Kunst

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  4. Anstatt über den Preis sollten die Druckereien doch lieber mal über Service nachdenken.
    Es ist schon Wahnsinn wie in dieser Industrie gearbeitet wird. Da werden dem Kunden Leistungen angeboten und noch nicht einmal berechnet. Weissmuster-Produktion zum Beispiel. Dabei sollen die Lieferanten gefälligst auch noch Bogen umsonst zur Verfügung stellen! Druckereien verlangen immer einen besseren Preis von den Lieferanten – warum?
    Druckereien sollten aufhören zu versuchen alles und zu jedem Preis anzubieten. Sie sollten sich weiter digitalisieren und Möglichkeiten nutzen, Standards innerhalb von Minuten an den Kunden anzubieten. Viele Kunden verzweifeln eher an der Trägheit vieler Druckunternehmen als an dem Preis! Aus vielen Druckereien kommen mehr Reklamationen als Aufträge – warum? Weil Druckereien ihre Mitarbeiter behandeln wie Lieferanten – zu teuer. Dabei wird gar nicht gefragt um was es eigentlich geht.
    Wenn Produkte in der Herstellung teurer werden müssen Preiserhöhungen her, oder sollen die Papierlieferanten drauf legen, nur weil das Druckereien machen um auch noch den letzten billigen Job zu bekommen?
    Warum kommunizieren Unternehmen, die nur nach Preis einkaufen, nicht ein klares “Nein”. Warum bieten Druckereien an Lidl an (3 Anbieter/Produzenten haben ja 2019 Insolvenz angemeldet/scheint wohl nicht so gut zu sein)? Sollen sie doch im Ausland produzieren und schauen wie sie es zeitlich geregelt bekommen.
    Was im Handel Karstadt/Kaufhof ist, so sind viel Druckereien heute aufgestellt. Dunkel, langweilig, rückwärts laufend, Chefs die Zahlen drehen aber keine Vision dieser Industrie haben und öfter keine Ahnung. Wenn diese Bremser am besten einfach gehen, wäre das für die ganze Industrie mit allen Zulieferern das Beste.
    Druckereien beschweren sich über lange Lieferzeiten bei Papier, ja, selber schuld. Die eigene Papierindustrie haben sie ja kaputt gemacht.

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    1. Ok, ich muss gestehen, sie sprechen vieles an, was in unserer Branche falsch läuft. Ja, viele Druckereien bieten den kompletten “Bauchladen” an und verzetteln sich so katastrophal. Man kann nicht alles von der Visitenkarte bis hin zum Geschäftsbericht mit 360 Seiten abbilden. Suchen wir uns doch die Nische, wo jeder seine Stärken hat. Wenn ich mir Druckereien ansehe, die “etwas” verdienen, sind dies oft Betriebe, die gewisse Produkte nicht mehr selbst anbieten, weil sie das zuviel “Manpower” und somit Geld kostet. Diese haben aber oftmals ein breites Netzwerk von Kollegen und Partner, mit denen sie trotzdem viele andere Produkte und Dienstleistungen anbieten können, weil vielen Kunden ist es zum Teil wichtiger, dass sie schnell und effektiv geholfen bekommen. Zum Thema Lidl und Co., was sie angesprochen haben, gebe ich ihnen Recht. Und mit jeder Runde reiben sich die Konzerne die Hände, weil ihre Produzenten immer “billiger und billiger” werden. Wenn hier wirklich alle, die es betrifft, “Nein” sagen würden. Aber dies wird nicht passieren, weil immer einer aufsteht, der sagt: “ich mach das”… Das Thema Personal ist so eine Sache… gutes Personal in der Druckindustrie ist nicht immer leicht zu finden und die, welche gut sind, haben im Normalfall krisensichere Jobs. Aber ich gebe ihnen wie gesagt in vielen Punkten Recht, anstatt immer nur “billiger” zu rufen, wäre es an der Zeit zu sagen…” Qualität hat ihren Preis”.

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