Menschen in der Druckindustrie (4)

Der Champion

Druckindustrie: Hendrik den Ouden, Medientechnologe bei der Heidelberger Druckmaschinen AG (Print Media Center)
Hendrik den Ouden, Medientechnologe bei der Heidelberger Druckmaschinen AG (Print Media Center). (Bild: WorldSkills Germany)


Ein reiner Bürojob passte nicht zu ihm. IT auch nicht. Maschinen, Papier und Farbe lagen da schon wesentlich näher. Inzwischen ist Hendrik den Ouden Medientechnologe Druck bei der Heidelberger Druckmaschinen AG – und ­außerdem der drittbeste Drucker der Welt.

 

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Die Druckindustrie – der „passende Schuh“

Eigentlich hätte Hendrik den Ouden auch zur Kripo gehen oder Immobilienmakler werden können. Zumindest waren das Vorschläge, die laut Berufsberatung zu seinem Profil gepasst hätten. Beim dritten Vorschlag – Medientechnologe Druck – horchte den ­Ouden auf und hatte mit einem Mal das Gefühl, dass dieser Schuh passen könnte. Die Aussicht, an Maschinen zu arbeiten und nicht nur im Büro zu sitzen, schien verlockend, die Arbeit mit Papier und Farbe vielversprechend. Ein Praktikum bei der Heidelberger Druckmaschinen AG bestätigte die Erwartungen: „Das hat mir unheimlich Spaß gemacht.“

 

Hohe Anforderungen

Den Ouden blieb. Er machte seine Ausbildung bei Heidelberg, und wie sich in dieser Zeit herausstellte, passte der sprichwörtliche Schuh hervorragend: 2020 holte er bei den World Skills Germany Gold in der Disziplin Drucktechnik und im vergangenen Oktober Bronze beim internationalen Wettbewerb in der Schweiz. Jetzt darf er sich rühmen, zu den drei besten Druckern der Welt zu gehören. Und das will durchaus etwas heißen: Laut dem deutschen Bundestrainer und Experten Mark Faßl liegt die Messlatte bei den WorldSkills enorm hoch. „Man spricht hier von Exzellenz“, so Faßl, der im „normalen“ Berufsalltag als Senior Application Specialist bei Heidelberger Druck tätig ist. „Es sollen die Besten der Besten gegeneinander antreten.“ Das klingt zwar gut, auf der anderen Seite machen hohen Anforderungen für Entwicklungs- oder Schwellenländer eine Teilnahme an den WorldSkills im Bereich Drucktechnik nahezu unmöglich.

Menschen aus der Druckindustrie

 

Doch auch für die Teilnehmer aus den ­Industrienationen – bei der letztjährigen WM waren es Deutschland, China, Schweiz, Japan, Finnland, Indien, Frankreich – ist der Wettbewerb kein Spaziergang, genauso wenig wie der Weg zum Siegertreppchen. Für deutsche Teilnehmer wie Hendrik den Ouden wird beispielsweise die starke Spezialisierung in der Ausbildung zur Herausforderung. Während die Druckerausbildung in Ländern wie Frankreich neben dem Offset auch Digitaldruck und Weiterverarbeitung umfasst, konzentriert sich die Berufsausbildung hierzulande entweder auf den Offsetdruck oder den ­Digitaldruck. Die Buchbinderei ist nochmal ­eine völlig eigene Disziplin. Für die Wettkampfteilnehmer bedeutet das lernen, lernen, lernen. Wer gegen die oft breiter aufgestellte Konkurrenz bestehen will, trainiert auch in der Freizeit und nimmt sich abends auch schon mal eine Bedienungsanleitung vor, anstatt sich mit Freunden zu treffen. Das muss man schon wollen.

Hendrik den Ouden wollte. Die Begeisterung für den Beruf, die sich schon während des ersten Praktikums eingestellt hatte, trug ihn durch die gesamte Ausbildung. Sie trug ihn durch die nationalen WorldSkills-Meisterschaften, die aufgrund der Pandemie unter erschwerten Bedingungen stattfinden mussten und für ihn trotzdem mit Gold endeten. Und sie trug ihn durch das erste Jahr nach der Ausbildung, in dem sich – immer noch ­coronabedingt – kaum ein normaler ­Arbeitsalltag einstellen konnte.

Auch die für 2021 in Shanghai geplanten Weltmeisterschaften wurden abgesagt.

Aus der Traum? Nein! Nach Shanghai konnten die Wettkämpfer zwar nicht fliegen, dafür erklärte sich der Schweizer Verband der Print- und Medienindustrie Viscom bereit, die WM der Berufe in den Skills Drucktechnik und Gestaltung auszurichten. Was folgte, war eine intensive Woche mit drei Wettkampftagen à sieben Stunden. Doch ­neben dem Stress des Wettkampfs gab es auch Austausch und Spaß mit jungen Kolleginnen und Kollegen aus den unterschiedlichsten Teilen des Erdballs, die eines verbindet: die Begeisterung für Druck.

„Das ist das Schöne an so einer WM“, berichtet den Ouden. „Wir Teilnehmer haben uns prima verstanden, und es war toll, sich mit anderen auszutauschen.“

 

Hendrik den Ouden (rechts) holt Bronze für Deutschland bei den internationalen WorldSkills der Druckindustrie.
Jubel bei den internationalen WorldSkills der Druckindustrie (von links): Nina Manser gewann für die Schweiz Silber, Junjie Gu aus China holte Gold und Hendrik den Ouden erkämpfte für Deutschland die Bronze-Medaille. (Bild: WorldSkills Germany)

 

Ist er mit der Bronzemedaille zufrieden? Hendrik den Ouden nickt. „Mein Ziel war es, aufs Treppchen zu kommen und das habe ich erreicht. Die Teilnehmer waren allesamt sehr stark. Daher war ich mir bis zum Ende nicht sicher, ob es wirklich so klappt.“

Ist jetzt erstmal Pause angesagt? Eigentlich nicht. Sein nächstes großes Ziel ist die Weiterqualifizierung zum Industriemeister, möglichst berufsbegleitend. Leider sind die Plätze dafür rar.

Aktuell arbeitet er weiter bei Heidelberg im Print Media Center, wo er unter anderem Kundenvorführungen an der XL 106 durchführt – „aktuell meine Lieblingsmaschine“. Und da würde er auch sehr gerne bleiben. Wieder blitzt die Begeisterung durch: „Der Job hier ist abwechslungsreich und macht großen Spaß.“

 

HENDRIK DEN OUDEN

hat seine Ausbildung zum Medientechnologen Druck bei der Heidelberger Druckmaschinen AG absolviert. Als ausgebildeter Medientechnologe ist er im Print Media Center des Unternehmens an der Speedmaster XL 106 tätig.

 


Das Porträt von Hendrik den Ouden gehört zu einer Reihe von Interviews und Geschichten über „Menschen in der Druckindustrie“.
Sein Porträt sowie Reportagen über weitere Menschen, deren Herz für Print schlug und schlägt, finden Sie in Ausgabe 16/2022 von Deutscher Drucker. Die gesamte Ausgabe steht im print.de-Shop zur Verfügung.