Geschäftsbericht 2019: Keine Dividendenzahlung für 2019?

Koenig & Bauer: „Substanzielle Kostensenkung“ im Fokus

2019 konnte der Service-Umsatzanteil im Konzern von 25,9 % auf 28,2 % gesteigert werden. (Bild: Koenig & Bauer)

Die Koenig & Bauer AG will mit der strategischen Fokussierung auf den Wachstumsmarkt Verpackung „durch Umsatz- und Ergebniszuwächse in diesem Bereich die Abhängigkeit vom politisch volatilen und von Großprojekten dominierten Wertpapierdruck reduzieren.“ Diese Ausrichtung gab jetzt CEO Claus Bolza-Schünemann bei der Vorlage des Geschäftsberichts 2019 bekannt. Im Rahmen des sogenannten Performance-2024-Programms will der Hersteller vor allem eine „substanzielle Senkung der Herstellungskosten“ erreichen, „um die Ertragssituation im Neumaschinengeschäft deutlich zu verbessern.“ Dabei habe der Umgang mit möglichen Konsequenzen aus der Corona-Krise derzeit allerhöchste Priorität, eine professionelle Projektorganisation sei bereits etabliert.

Im Rahmen der Präsentation des Geschäftsberichtes 2019 erläuterte der für das Performance-2024-Programm zuständige Vorstand Dr. Andreas Pleßke weitere Details: „Mit dem Programm Performance 2024 streben wir derzeit eine Kostensenkung von über 70 Mio. Euro bis 2024 bei Einmalkosten von 30 bis 40 Mio. Euro an. Wir erwarten, dass der Maßnahmenkatalog weiter vergrößert wird. Bei den zahlreichen Projekten zur Optimierung der konzernweiten Strukturen und Prozesse steht die substanzielle Senkung der Herstellungskosten im Fokus, um die Ertragssituation im Neumaschinengeschäft deutlich zu verbessern. Dies umfasst Design-to-Cost-Projekte (hier wird schon bei der Produktentwicklung für einzelne Komponenten die kostengünstigste Lösung gesucht – insbesondere Kosten, die nachträglich anfallen, wie z.B. Vertriebs-oder Servicekosten, werden in die Betrachtung mit einbezogen), Einkaufsoptimierungen und weitere Maßnahmen. Darüber hinaus stehen die Bündelung von Aufgaben als Shared Services und die Reduzierung der Holding- sowie der Vertriebs- und Verwaltungskosten auf der Agenda.“

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Ergänzend dazu führt CFO Mathias Dähn aus: „Zusätzlich zu den Kostensenkungsprojekten zielt das Effizienzprogramm auf die Reduzierung der Durchlaufzeiten in der Montage und eine beschleunigte Kundenabnahme ab. Neben kürzeren Lieferzeiten werden dadurch ein niedrigeres Working Capital und eine Cashflow-Verbesserung ermöglicht.“ Mit weiteren Aktivitäten und einem angepassten Maßnahmen-Controlling mit permanentem Monitoring soll an der signifikanten Reduzierung des Working Capitals gearbeitet werden, so Dähn weiter. Erhebliches Verbesserungspotenzial sehe man besonders im Wertpapierdruck bei Vorräten und Forderungen „durch eine optimierte Vertriebssteuerung und die Forcierung der Exportfinanzierung. Zum umfassenden Maßnahmenpaket gehört auch die Verstetigung der Umsatzentwicklung bei Sheetfed.“

Geschäftsentwicklung 2019 im Konzern

Nachdem 2019 nicht alle im Wertpapier- und Metalldruck erwarteten Aufträge vergeben wurden, lagen Auftragseingang und -bestand mit 1.141,3 Mio. Euro bzw. 533,7 Mio. Euro unter den durch den Ägypten-Großauftrag begünstigten Vorjahreswerten (1.222,0 Mio. Euro bzw. 610,9 Mio. Euro). Beim Konzernumsatz wurde mit 1.218,5 Mio. Euro das Vorjahresniveau erreicht (2018: 1.226,0 Mio. Euro). Das Ergebnis wurde von den hohen Aufwendungen für die Wachstumsoffensive 2023 belastet. Während fehlende Deckungsbeiträge infolge verzögerter bzw. verschobener Auftragsabschlüsse sowie höhere Kosten bei der Auftragsabwicklung das Ergebnis zusätzlich reduzierten, wirkten sich Einmalerträge positiv aus, wie es weiter heißt. Per Saldo wurde mit dem Konzern-Ebit von 56,0 Mio. Euro eine Marge auf 4,6 % erreicht (2018: 87,4 Mio. Euro bzw. 7,1 %). Mit 38,4 Mio. Euro entspricht das Konzernergebnis im Geschäftsjahr 2019 (Vorjahr: 64,0 Mio. Euro) einem anteiligen Ergebnis je Aktie von 2,31 Euro (2018: 3,86 Euro).

In Anbetracht der deutlich gestiegenen Unsicherheiten durch die Corona-Krise schlagen Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung vor, die Dividendenzahlung für das Geschäftsjahr 2019 auszusetzen und den bei der Holdinggesellschaft Koenig & Bauer AG generierten Bilanzgewinn auf neue Rechnung vorzutragen. Die grundsätzliche Dividendenpolitik, 15 % bis 35 % des Konzernergebnisses auszuschütten, bleibt unberührt.

Entwicklung in den Segmenten

Höhere Maschinenbestellungen im Groß- und Mittelformat führten neben mehr Serviceaufträgen zu einem Zuwachs des Auftragseingangs bei Sheetfed um 8,9 % auf 625,3 Mio. Euro (2018: 574,3 Mio. Euro). Der Umsatz legte gegenüber 2018 (615,9 Mio. Euro) um 2,6 % auf 631,8 Mio. Euro zu. Der Auftragsbestand belief sich auf 183,4 Mio. Euro (2018: 189,9 Mio. Euro). Durch den Produkt- und Regionalmix sowie höhere Auftragskosten lag das Ebit mit 19,4 Mio. deutlich unter dem Vorjahr (35,4 Mio. Euro).

Digital & Web weisen mit 144,9 Mio. Euro einen um 18,0 % niedrigeren Auftragseingang als im Vorjahr (176,6 Mio. Euro) aus. Neben dem rückläufigen Offset-Rollenmaschinen-Servicegeschäft waren geringere Bestellungen im flexiblen Verpackungsdruck für diesen Rückgang ausschlaggebend. Der Umsatz stieg um 7,4 % von 153,3 Mio. Euro auf 164,6 Mio. Euro. Per Saldo reduzierte sich der Auftragsbestand zum Jahresende 2019 von 85,8 Mio. Euro auf 66,1 Mio. Euro. Das Ebit von –16,5 Mio. Euro (Vorjahr: –10,2 Mio. Euro) war durch hohe Markteintritts- und Wachstumsaufwendungen sowie durch das negative Ergebnis im flexiblen Verpackungsdruck belastet.

Bei Special lag der Auftragseingang mit 406,7 Mio. Euro unter dem durch einen Großauftrag im Wertpapierdruck beeinflussten Vorjahreswert von 505,1 Mio. Euro. Nach 491,5 Mio. Euro im Vorjahr wurde ein Umsatz von 463,9 Mio. Euro erzielt.

Die 2016 gestartete Serviceinitiative hat dazu geführt, dass der Service-Umsatzanteil im Koenig & Bauer-Konzern von 25,9 % im Vorjahr auf 28,2 % ausgebaut werden konnte.

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