Wie groß ist eigentlich der Markt für den digitalen Wellpappe-Direktdruck?

Verpackungsdruck: Markteinschätzung digitaler Wellpappe-Direktdruck (Postprint)
David Tomer, General Manager von HP Scitex in Caesarea (Israel), mit Wellpappverpackung vor einer C500, die kurz vor der Auslieferung steht.(Bild: Andreas Tietz)

Die Pagewide C500 ist seit März 2018 auf dem Markt. Entwickelt von HP Scitex im israelischen Caesarea, steht die Digitaldruck-Maschine stellvertretend für den digitalen Direktdruck auf Wellpappe im industriellen Maßstab – auch »Postprint« genannt. Doch welche Marktrelevanz haben solche Maschinen überhaupt für den Verpackungsdruck und wie groß ist das Marktvolumen mittelfristig?

 

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Transformation im Verpackungsdruck auf Wellpappe

Die Gründe für eine Maschine wie die HP Pagewide C500 gleichen denen auch in anderen Bereichen der Packmittelproduktion: Die Produktzyklen (zumal im Consumer-Bereich) werden immer kürzer, im Ringen um Aufmerksamkeit setzen die Markeninhaber seit vielen Jahren zunehmend auf saisonale, regionale oder individualisierte Designs. Das hat zur Folge, dass die Höhe einzelner Auflagen sinkt, die Anzahl unterschiedlicher Motive (und damit Druckjobs) aber insgesamt zunimmt und dass diese Verpackungen und die zugehörigen PoS-Materialien in immer kürzerer Zeit in den Läden ankommen müssen. Die Packmittel- und Displayhersteller sind darum be­müht, die Produkte ihrer Kunden so schnell wie möglich auf den Markt zu bringen und Fertigungsläufe zu individualisieren, um Marken und Marketingaktionen zu unterstützen.

Digitaldruck bietet gegenüber analogen Verfahren hierfür die erforderliche Flexibilität. Von allen Segmenten des Verpackungsdruck-Markts, prognostiziert Smithers Pira, wird die Verdrängung herkömmlicher analoger Druckverfahren durch digitale Inkjetsysteme im Bereich Wellpappe mit großem Abstand am stärksten ausfallen. Schon 2015 sagte Aurelio Maruggi, Vice President und General Manager der Inkjet High Speed Production Solutions bei HP, es gehe um nichts weniger als den „… Markt für Verpackungen aus Wellpappe zu transformieren.“ Das war anlässlich der Ankündigung der Pagewide T1100S. Mit der Pagewide C500 hat HP nun auch für die Postprint-Verarbeiter eine industrielle Lösung im Angebot.

 

Hohe Marktrelevanz

Wie stellt sich denn der Markt für den digitalen Wellpappe-Direktdruck im Moment dar? Die Vorteile des »Postprint« gegenüber dem »Preprint« liegen auf der Hand: Das Kaschieren entfällt und das Druckbild kann exakt auf den Bogen gebracht werden. Dafür aber braucht es auch industrietaugliche Lösungen für den hochvolumigen Direktdruck auf Wellpappe, die aufgrund des Bedruckstoffs technisch höchst anspruchsvoll sind: Der ist nämlich vergleichsweise uneben. Kein Problem für Flexodruckformen, wohl aber für empfindliche Inkjet-Druckköpfe, die in sicherem Abstand über dem Substrat positioniert werden müssen und trotzdem präzise Tintentropfen platzieren sollen. Und das Substrat schien lange Zeit zu offenporig, um mit den dünnflüssigen Inkjet-Tinten Druckbilder in guter Qualität erzeugen zu können. Elektrofotografie (Toner- oder Laserdruck) scheidet aufgrund der hohen Materialstärken und der Unebenheit der Wellpapp­bögen für den Direktdruck von vornherein aus.

Wenn es eines Beleges für die Marktrelevanz solcher Maschinen bedarf, dann kann die Tatsache, dass seit Jahren verschiedene bedeutende Her­steller erhebliche Investitionen in technische Lö­sungen dafür tätigen, als solcher dienen. Bobst schloss bereits 2013 eine strategische Partnerschaft mit Kodak. Die daraus entstandene Inkjet-Druckmaschine wurde Mitte 2015 testweise bei zwei An­wendern in Deutschland und der Schweiz installiert. Auf der Drupa 2016 indes war sie nicht zu se­hen – und auch sonst wurde es medial recht still um das Projekt. Ein Grund könnte die Bündelung der Digitaldruckaktivitäten von Bobst in dem Joint Venture »Mouvent« sein, dass auf der Labelexpo Europe 2017 mit Schmalbahnmaschinen sein De­büt feierte und bereits eine Lösung für den Wellpappe-Postprint angekündigt hat. Wettbewerber EFI überraschte die Fachwelt auf der Drupa 2016 mit dem Prototyp der Nozomi C18000 und vollzog im September 2017 die erste Testinstallation in Spanien (vgl. DD Nr. 5/18), eine weitere Maschine ging nach Irland. Durst beteiligt sich mit der etwas kleineren SPC 130 am Wettbewerb, auch hier sind 2017 bereits Testinstallationen erfolgt.

Unterdessen hat nun also Hewlett Packard die kommerzielle Verfügbarkeit seiner Pagewide C500 verkündet. Nach einer Testinstallation beim Verpackungshersteller Carmel-Frenkel in Caesarea (Israel) wird die erste Serienmaschine in Europa derzeit bei der Smurfit Kappa Interwell GmbH & Co. KG in Haid (Österreich) installiert. Weitere Maschinen in Europa und den USA sollen folgen. Insgesamt seien bislang fünf Verträge abgeschlossen worden, bestätigte David Tomer, General Manager von HP Scitex in Caesarea (Israel). Die Kapazitäten im Werk Caesarea sind für zehn bis zwölf Maschinen pro Jahr bei einem Stückpreis von rund fünf Millionen Dollar ausgelegt. »Das adressierbare Marktvolumen liegt derzeit bei 3,5 Mrd. Dollar«, sagt Tomer und ist daher überzeugt, dass diese Kapazität auch ausgeschöpft wird. »Für 2020 gehen wir sogar von einem Marktvolumen von 5,5 Mrd. Dollar aus.« [4875]

 

Glossar: Das bedeuten die Begriffe »Preprint« und »Postprint« im Zusammenhang mit Digitaldruck auf Wellpappe.

Einblicke: So sichert HP technisch die Druckqualität auf der neuen Pagewide C500.

 

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Nachfrage nach Postprint-Drucken steigt, da die Produktzyklen immer kürzer werden. Insgesamt denke ich jedoch, dass Onlinemedien die kurzlebigen Designs und saisonellen Veränderungen umfänglicher auffangen wird, sodass Verpackungsdruck sich wieder mehr in Richtung Preprint bewegen kann. Vor allem wiederverwendbare Werbematerialien werden aber dafür einen großen Teil der Verpackungsdruckerei ausmachen.

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