Investor für Betrieb in Schwäbisch Hall

Wurzel-Insolvenz: Vier Gesellschaften stellen Geschäftsbetrieb ein

Der größte Teil der Wurzel Mediengruppe wird abgewickelt. Für drei Unternehmen konnten Übernahmelösungen vom Insolvenzverwalter gefunden werden.(Bild: Archiv print.de)

Die Geschäftsbetriebe der Gmähle-Scheel Print-Medien (Betriebsstätte Esslingen), der Digital Repro Druck, der Dr. Cantz‘schen-Druckerei Medien sowie Schefenacker – alles Gesellschaften der insolventen Wurzel Mediengruppe mit Hauptsitz Esslingen am Neckar – sind nach Aussage des Insolvenzverwalters Dr. Dietmar Haffa nicht zu retten gewesen. Alle diese Standorte werden abgewickelt, die Mitarbeiter gekündigt. Für den Bertrieb in Schwäbisch Hall hat sich dagegen ein Übernehmer gefunden.

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„Trotz aussichtsreicher Investorengespräche und endverhandeltem Kaufvertrag kam die beabsichtigte Übertragung auf einen neuen Eigner nicht zustande“, heißt es in einer Pressemitteilung mit Blick auf die Betriebe, die geschlossen werden. „Kurz vor dem geplanten Termin zur Vertragsunterzeichnung hat mir der Investor mitgeteilt, dass er sein Kaufinteresse zurückzieht“, sagt Insolvenzverwalter Dr. Dietmar Haffa von der Kanzlei Schultze & Braun, dem es zuvor gelungen war, mit der Wurzel Medien GmbH sowie der spezialisierten Werbeagentur Markom zwei Gesellschaften der Gruppe zu veräußern.

Dr. Haffa hatte den Geschäftsbetrieb der vier nun von der Schließung betroffenen Gesellschaften nach den Insolvenzanträgen ohne Einschränkungen fortgeführt und sich auf die Suche nach potentiellen Investoren begeben. „Insgesamt sind wir auf rund 100 potentielle Interessenten zugegangen und haben mit mehreren davon ernsthaft verhandelt“, berichtet Dr. Haffa. Dem Insolvenzverwalter ist es, wie es heißt, „nach dem Rückzug des Kaufinteressenten aufgrund der Kostenstruktur der betroffenen Gesellschaften leider nicht möglich, die Geschäftsbetriebe dauerhaft weiterzuführen“.

120 Mitarbeitende sind betroffen und haben vom Insolvenzverwalter die Kündigung enthalten. Die Geschäftsbetriebe ruhen bereits seit dem 1. Februar. Für die Rest- und Abwicklungsarbeiten wird ein kleines Team vor Ort in Esslingen bleiben.

30 Arbeitsplätze in Schwäbisch Hall bleiben erhalten

Einen positiven Abschluss der Kaufverhandlungen gab es dagegen für den Standort Schwäbisch Hall der Gmähle-Scheel Print-Medien GmbH. Eine österreichische Unternehmerfamilie wird den bisherigen Standort Schwäbisch Hall als eigenständige Gmähle Print & Mailing GmbH weiterführen. Der Standort sowie insgesamt 30 Arbeitsplätze bleiben erhalten.

Für das Druckunternehmen Wirtz in Speyer, das ebenfalls Teil der insolventen Wurzel Mediengruppe ist, findet laut Dr. Haffa derzeit eine Auslaufproduktion statt. Auch hier hatte ein Investor sein Interesse kurz vor Vertragsabschluss zurückgezogen, nachdem mehrere Schlüsselmitarbeiter das Unternehmen verlassen hatten. Aus wirtschaftlichen Gründen sei dem Insolvenzverwalter eine weitere Fortführung im Insolvenzverfahren nicht möglich. Unabhängig davon laufen aber aktuell noch weitere Verhandlungen über einen Verkauf. „Ich hoffe weiterhin, dass uns auch hier noch eine Rettung gelingen wird“, sagt Dr. Haffa.

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Verkauft wurden nur die Teile mit Vorstufe/Marketing/Entwicklung…

    Das ehemalige “Gesamtkonzept” war wohl doch nicht so gut.

    Mit Komplettfinanzierung und häufiger Übernahme von Wackelkandidaten lässt sich eben kein Geld verdienen.

    Schade um viele gute Mitarbeiter. Aber klarer Managementfehler.

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  2. Sehr geehrter Herr Kleist, Ich bin seit vielen Jahren mit der Druckereibranche vertraut. In den letzten 15 Jahren gab es ein regelrechtes Druckereisterben, welches viele Gründe hatte: Zunehmende Importe von Druckerzeugnissen aus Ländern mit geringeren Kosten. Wegbrechen von Druckaufträgen wegen Digitalisierung. Verändertes Konsumverhalten u.v.a. mehr. Meinen Sie wirklich, alle Druckereiinhaber seien unfähig gewesen? Aus meiner Sicht ist es ein zentrales Problem Deutschlands, dass jeder Wert erzeugende Arbeiter mindestens zwei Wert verwaltende Menschen (Staat, IHK, Banker, …) mit zu ernähren hat. Das macht auf Dauer den Mittelstand kaputt.

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    1. Herr Hering,
      Sie haben Recht, das sind alles Probleme, mit denen die Branche zu kämpfen hat.
      Komisch, dass einige Druckereien damit gut klarkommen, ja zum Teil richtig erfolgreich sind. In der Krise setzen sich die guten Unternehmen mit den richtigen Strategien und Mitarbeitern durch. Dass man erst mal die Fehler woanders sucht, ist menschlich – aber deshalb noch lange nicht richtig.
      So wie beim Fußball: Der Verlierer macht die schlechten Rasenverhältnisse verantwortlich, obwohl der Sieger ja auf demselben Platz gespielt hat.
      Alles Gute für Sie!

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  3. Sehr geehrte Herren,
    ich muss Herrn Kleist recht geben, bei der Wurzel-Gruppe traf es absolut zu.
    Ich habe mich überreden lassen und für das Unternehmen als Führungskraft dort ein Jahr gearbeitet. Wie in vielen Unternehmen fehlt auch dort fehlt die Weitsicht, Führungskompetenz und ganz wichtig das Fachwissen!
    Deshalb wird auch das neue Projekt von Raff u. Wurzel nicht funktionieren.
    In den meisten Unternehmen wird nicht nur gedruckt, sondern noch viel mehr, und das bekommen die meisten nicht gebacken!
    A. Wolff

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