Noch keine Investorenlösung für die Papierfabrik in Sicht

Scheufelen muss vorerst Produktion einstellen

Bei APM in Darmstadt wurde zum Ende des letzen Jahres die Produktion eingestellt.

Wie print.de berichtete, hat die Papierfabrik Scheufelen GmbH + Co. KG am 30. Januar 2018 beim Amtsgericht Esslingen einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Derzeit spitzt sich die Situation bei Scheufelen weiter zu, da laut Angaben der Papierfabrik noch keine Investorenlösung in Sicht ist.

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Mit Insolvenzeröffnung am 1. April 2018 müsse nunmehr die überwiegende Zahl der beschäftigten 340 Mitarbeiter freigestellt werden und somit im Monat April 2018 Arbeitslosengeld beziehen, heißt es von Scheufelen weiter. Der vorläufige Insolvenzverwalter, Rechtsanwalt Tibor Braun aus Stuttgart, habe die Mitarbeiter am 23. März 2018 im Rahmen einer Belegschaftsversammlung hierüber informiert.

Grund für den Insolvenzantrag

Wegen massiv gestiegener Rohstoffpreise und gleichzeitigem Margenverfall bei gestrichenen Papieren habe Scheufelen den Insolvenzantrag stellen müssen. Bereits seit Ende 2016 habe man versucht, diesem Trend entgegenzuwirken und die Entwicklung von bedruckbarem Graspapier voranzutreiben, um sich dem Preisdruck bei der Zellstoffversorgung entziehen zu können. „Auf der Zielgeraden ist uns das Geld ausgegangen“, so der Geschäftsführer des Unternehmens, Stefan Radlmayr. Das sei  angesichts des großen Kundeninteresses sehr schade. Scheufelen sei derzeit der einzige Hersteller, der das zu 50% aus Gras und zu weiteren 50% aus Zellstoff hergestellte Papier in industriellem Maßstab offsetdruckfähig produzieren könne.

Die Hoffnung von Geschäftsleitung und vorläufigem Insolvenzverwalter, dass insbesondere namhafte Wettbewerber diesen Entwicklungsvorsprung für sich nutzen und Scheufelen übernehmen könnten, habe sich bislang nicht erfüllt. „Man gewinnt den Eindruck, dass die Branche und die Zellstoffindustrie dieser nachhaltigen und disruptiven Technologie nicht zum Erfolg verhelfen wollen“ so Braun. Auch die erheblichen politischen Bemühungen im Bund und insbesondere im Land, bei der Investorensuche zu unterstützen, seien bislang erfolglos geblieben.

Feinstpapier Heaven 42

Mit Hilfe eines Massedarlehens in Höhe von 3 Mio. Euro und aufgrund der Zahlung der Mitarbeiterlöhne und -gehälter über das Insolvenzgeld der Agentur für Arbeit, war es laut Scheufelen im Nachgang der Insolvenzantragstellung zunächst gelungen, die Produktion wieder aufzunehmen und bis dato fortzuführen. Insbesondere der Vertriebspartner Igepa Group, für den das gestrichene hochweiße Feinstpapier Heaven 42 gefertigt wird, habe das Unternehmen mit Aufträgen ausgelastet. „Im eröffneten Insolvenzverfahren dürfen aber keine Verluste zu Lasten der Gläubiger erwirtschaftet werden“, so der Insolvenzverwalter, „wir waren deshalb gezwungen, eine Entscheidung zu treffen und zumindest vorübergehend die Papierproduktion bei Scheufelen einzustellen.“

Die Fachhandelsgruppe Igepa Group GmbH & Co. KG, Hamburg, gibt in diesem Zusammenhang bekannt, dass im Rahmen der Übernahme der Marken- und Vertriebsrechte für die Papierqualität Heaven 42 durch die Igepa Group, dieses Papier auch weiterhin verfügbar sein werde. Erzielen will dies die Fachhandelsgruppe durch eine erhöhte Lagerbevorratung an den 21 Standorten der Igepa Group und die Kombination mit dem dezentralen Lagerkonzept in Zentraleuropa. Denn Versand und Logistik des Papierherstellers Scheufelen sollen weiterhin intakt bleiben. Die Anschlussproduktion nach Originalrezepturen sei – dank einer Partnerschaft zwischen einem erfahrenen Hersteller gestrichener Papiere und der Igepa Group gesichert. Details werde die Fachhandelsgruppe in Kürze bekannt geben, heißt es weiter.

Lösung bis Ende April notwendig

„Noch gibt es Verhandlungspartner und so lange Gespräche geführt werden, geben wir nicht auf, deshalb werden die Mitarbeiter auch nur freigestellt und nicht gekündigt“, so Geschäftsführer Radlmayr. Namhafte Kunden für Graspapier insbesondere aus der Lebensmittelbranche stünden Schlange, erwarteten aber vor der Umstellung der Verpackungen die Investorenlösung, ist von Insolvenzverwalter Braun zu erfahren, „25.000 bis 30.000 Tonnen Graspapier im ersten Jahr könnten aus dem Stand heraus abgesetzt werden und auf der Investorenseite wird gezögert.“ Zeitlich unbegrenzt könne allerdings nicht verhandelt werden. „Bis Ende April brauchen wir die Lösung“, so der Insolvenzverwalter.

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