Kaufpreis wurde nicht pünktlich bezahlt

Heidelberg: Gallus-Verkauf an Benpac ist geplatzt

Produktion einer Gallus Labelfire 340. (Bild: Heidelberger Druckmaschinen AG)

Der Verkauf der Gallus-Gruppe durch die Heidelberger Druckmaschinen AG an die schweizerische Benpac Holding AG (Stans) ist nicht vollzogen worden. Dies gab Heidelberg in einer Adhoc-Meldung bekannt.

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Wie Heidelberg ausführt, hat die Benpac Holding AG zum auf den 29. Januar 2021 „terminierten Closing die vereinbarte Kaufpreiszahlung in Höhe von 120 Mio. Euro nicht geleistet, obwohl hierfür alle Voraussetzungen vorlagen“. Gallus verbleibt nun deshalb bei Heidelberg.

Bereits am 22. Juli 2020 hatten Heidelberg und Benpac die Veräußerung der Gallus Gruppe an Benpac verkündet. Erst am 1. Dezember 2020 ist der „Anteils- und Kontrollerwerb“ für die Produktebereiche „Inline Finishing im Post-Press-Bereich, Rollendruckmaschinen, Schmalbahnrollendruckmaschinen für den Etiketten- und Verpackungsdruck und Siebdruckplatten“ beim Bundeskartellamt zur Kontrolle eingereicht worden.

Kurz vor Weihnachten, am 23. Dezember 2020, erteilte die Behörde die Freigabe. Für die Benpac Holding war eine Zahlung des Kaufpreises bis zum Jahresende aber offensichtlich nicht realisierbar. Am 29. Dezember 2020 nämlich musste Heidelberg bekannt geben: „Die Käuferin hat Heidelberg heute mitgeteilt, das Closing der Transaktion nicht mehr im Kalenderjahr 2020 durchführen zu können. Es soll nun bis Ende Januar 2021 erfolgen. Der Eigentümer der Käuferin, Herr Marco Corvi, hat zur Sicherstellung der Kaufpreiszahlung gegenüber Heidelberg persönliche notarielle Schuldanerkenntnisse in Höhe des insgesamt ausstehenden Kaufpreises von 120 Mio. Euro abgegeben.“

In der Schweizer Presse war das Management von Benpac wiederholt thematisiert worden. So schrieb die Luzerner Zeitung „über fragwürdige Vorgänge bei Benpac“. Der Benpac-Besitzer Marco Corvi jedoch „wies die Vorwürfe stets zurück“, so die schweizerische Tageszeitung. Ende November 2020 waren zwei Mitglieder des ursprünglich fünfköpfigen Verwaltungsrates von Benpac zurückgetreten. Einer davon war der ehemalige Heidelberg-Technikvorstand Stephan Plenz.

Für den deutschen Maschinenbauer ist der nun nicht vollzogene Verkauf der Gallus-Gruppe eine mehr als unerfreuliche Situation. Schließlich hatte man noch im Sommer 2020 betont, dass „die Transaktion mit einem Kaufpreis von rund 120 Mio. Euro ein wichtiger Baustein zur nachhaltigen finanziellen Stabilisierung“ des Unternehmens sei. Wie Heidelberg jetzt ankündigte, will das Unternehmen „seine Rechte geltend machen“. Mit anderen Worten: Heidelberg wird auf Schadensersatzansprüche pochen.

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Schadensersatz gegenüber jemandem, der schon den Verkaufspreis nicht bezahlen kann. Da werden vermutlich nur die Anwälte profitieren. In Zeiten strategischer und finanzieller Stabilität hätte sich Heideldruck niemals auf ein solches Abenteuer eingelassen. Da sieht man, wie dringend – und fast um jeden Preis – Liquidität benötigt wird. Ist ja auch kein Wunder bei einer Maschinen-“Verkaufs”-Strategie, die bei Vertragsabschluss erstmal nur zu geringen Zahlungseingängen führt. Ein wahres Dilemma, in dem die Heidelberger da gerade stecken.

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  2. Wie bereits am 27. Juli 2020, bemerkt, waren damals die geschäftlichen Vorraussetzungen schon sehr speziell ! Mich wundert nur, dass die Berater von Heidelberg dieses nicht erkannt haben !!!!

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