Druckfarbenproduktion

Hubergroup baut in Deutschland 300 Stellen ab

Die Hubergroup reagiert auf ein sich rasch veränderndes Marktumfeld mit einer strategischen Neuaufstellung: die Abhängigkeit vom Druckfarbengeschäft soll verringert werden.(Bild: Hubergroup)

Die Hubergroup, ein internationaler Druckfarben- und Chemiespezialist, will sich neu aufstellen. Ziel sei es, in der gesamten Unternehmensgruppe die Effizienz zu steigern und „in Zentraleuropa zurück zu profitablem Wachstum zu führen“. Hierfür seien umfangreiche Prozessveränderungen notwendig, die auch zum Verlust von voraussichtlich etwa 300 Arbeitsplätzen in Deutschland führen werden. Die Serienfertigung in Celle soll bis Ende 2024 nach Polen und nach Indien verlagert werden. Lesen Sie, welche Maßnahmen im Detail geplant sind.

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Die Hubergroup, die sich in Ihrer Print Solutions Division vor allem auf die Produktion von Rollenoffset- und Bogenoffsetfarben für den Akzidenz-, Verpackungs- und Zeitungsdruck sowie von Flexodruck- und Tiefdruckfarben für den Verpackungsdruck konzentriert, leidet seit einigen Jahren unter einer deutlich zurückgehenden Nachfrage im Publikationsdruckbereich. Dieser Rückgang sei durch ein „vergleichsweise niedriges Wachstum bei Verpackungsdruckfarben im gleichen Zeitraum nicht aufgefangen“ worden.

Als erschwerende Bedingungen führt die Geschäftsleitung „die unvorhersehbaren multiplen Krisen der letzten Jahre (Pandemie, Lieferkettenkrise, Ukraine-Krieg, Sanktionspolitik etc.) sowie ungünstige politische Rahmenbedingungen in Deutschland und Europa“ an. Diese hätten „das Marktumfeld der Hubergroup weiter verschlechtert“.

Ein zusätzlicher Faktor für die notwendigen Veränderungen sei es, dass sich das Wachstum von Europa hin in andere Märkte, vor allem nach Asien, verlagert hätte. Der Hubergroup zufolge würden Experten in Asien bis zum Jahr 2031 von einem Wachstum des Druckfarbenmarktes von 5,2 % pro Jahr ausgehen.

Um sich diesen Entwicklungen anzupassen, plant das Management in Deutschland folgende Maßnahmen:

  • Der Standort Celle soll sich künftig auf Produktion und Service für den deutschsprachigen Markt (DACH) und die Anwendungstechnik für Flexodruck und Tiefdruck fokussieren.
  • Die Fertigung von Sonder- und Spezialfarben für kundenindividuelle Bedürfnisse soll in Celle aufrechterhalten und modernisiert werden. Die Serienfertigung (Operations) soll geschlossen werden. Verwaltung, Supply Chain, Logistik und Facility Management sollen entsprechend angepasst werden.
  • Um die weltweiten Überkapazitäten abzubauen und die Auslastung kunden- und lieferantennah zu erhöhen, sollen die bislang in der Serienfertigung in Celle hergestellten Mengen bis Ende 2024 entsprechend ihrer Abnehmer in Europa oder Asien nach Breslau bzw. Wroclaw (Polen) und in die bestehenden indischen Werke verlagert werden. Alle Werke operieren nahezu nach den gleichen ISO-Standards wie das in Celle. Dies schließt auch die Zertifizierungen in Sachen Arbeits- und Umweltschutz mit ein.
  • Verwaltung und Forschung und Entwicklung für die Bereiche Offset und Chemicals in Kirchheim sollen an das geplante neue Setup in Deutschland angepasst werden.

Nach den Plänen des Unternehmens sind damit in Celle etwa 250 Mitarbeitende und in Kirchheim rund 50 Mitarbeitende vom Wegfall ihres Arbeitsplatzes betroffen.

„Das Unternehmen ist sich seiner Verantwortung gegenüber den Betroffenen bewusst, die zum Teil seit vielen Jahren für das Unternehmen arbeiten. Die Hubergroup geht in die Konsultationen mit dem Betriebsrat im Bestreben, den Abbau innerhalb der wirtschaftlichen Möglichkeiten der Hubergroup verantwortungsvoll durchzuführen“, erklärte die Hubergroup. Es würde im Interesse der betroffenen Mitarbeitenden und des Unternehmens liegen, „schnellstmöglich Klarheit zu schaffen, einen Interessenausgleich zu finden und einen Sozialplan aufzustellen“.

Heiner Klokkers, Vorsitzender der Geschäftsführung der Hubergroup, sagt zu der Neuaufstellung: „Wir wissen, dass dies eine schwerwiegende Nachricht für die Betroffenen ist. Wir müssen jedoch auch unserer Verantwortung gegenüber der gesamten Gruppe gerecht werden. Die Hubergroup wird an ihren deutschen Wurzeln und Tugenden festhalten.  Sie wird Vorteile ihrer weltweiten Aufstellung konsequent zum Wohle der gesamten Gruppe und damit auch zum Wohle der in Deutschland verbleibenden Beschäftigten nutzen.“

Aktuell beschäftigt die Hubergroup rund 3.300 Mitarbeiter in fast 30 Ländern. Im Jahr 2022 erwirtschaftete das Unternehmen einen Jahresumsatz von rund 813 Mio. Euro (2021: rund 3.500 Mitarbeiter und 704 Mio. Euro Umsatz). Die Strategie der Hubergroup ist klar: das Unternehmen will seine Abhängigkeit vom Bereich Druckfarben reduzieren und sich langfristig zu einem Chemieunternehmen wandeln.