Arbeitsgemeinschaft „Typografie in der Wissensvermittlung"

Lasst endlich die Profis ran!

Typografie: Aus einer mikrotypografischen Studie von Sabina Sieghart (2018) zur Lesbarkeit verschiedener Satzschriften im Vergleich zur Arial – hier die Thesis-Schriftfamilie.
Aus einer mikrotypografischen Studie von Sabina Sieghart (2018) zur Lesbarkeit verschiedener Satzschriften im Vergleich zur Arial – hier die Thesis-Schriftfamilie.(Bild: Sabina Sieghart)


Die internationale Arbeitsgemeinschaft „Typografie in der Wissensvermittlung“ hat es sich zum Ziel gesetzt, die Gestaltungsqualität von Texten in der Wissensvermittlung zu erhöhen. Denn gerade bei Bildungsmedien, wo das Gelesene möglichst schnell erfasst und verstanden werden sollte, liegt typografisch noch Vieles im Argen …

 

Anzeige

 

Was Typografie kann …

… sie kann viel! Umgekehrt bewirkt mangelhafte Gestaltung, dass ein womöglich lesenswerter Text gar nicht gelesen wird, dass man die Betriebsanleitung nicht versteht oder im Beipackzettel des Medikaments die Hinweise auf Risiken und Nebenwirkungen nicht findet. Gute Typografie kann Leselust und Verständnis fördern, schlechte erzeugt vor allem eins: (Lese-)­Frust.

Gut ausgebildete Typografinnen und Typografen wissen, wie man Texte bestmöglich aufbereitet und die Informationsaufnahme erleichtert. Leider weiß man das anscheinend in vielen Behörden, Institutionen, Wirtschaftsunternehmen und Bildungseinrichtungen immer noch nicht. Stattdessen lässt man Laien „basteln“, aber: Ein Computer allein macht eben noch keine gute Textgestaltung …

Die sich 2015 konstituierende internationale Arbeitsgemeinschaft „Typografie in der Wissensvermittlung“ hat sich zum Ziel gesetzt, Einfluss zu nehmen und die Qualität der Gestaltung von Texten zu erhöhen, denn „ob gedruckt oder digital, ob Verkehrsschild oder wissenschaftliche Arbeit: Gute Typografie ist grundlegend für die gute Lesbarkeit von Texten. Unter Typografie versteht man die Visualisierung und Gestaltung von Text.“ (Ulrike Borinski). Die konkreten Forderungen des Netzwerks:
  • „Die Gestaltung von Texten in allen Bereichen der Wissensvermittlung muss kompetenten Typografinnen und Typografen überlassen werden! Wir fordern daher eine breit aufgestellte typografische Ausbildung.“
  • „Da es heute möglich ist, Texte am Computer selber zu gestalten, muss die ,typografische Grundbildung‘ in allen Lehrplänen verankert sein.“
  • „Auch für Lehrkräfte fordern wir eine profunde Ausbildung im Bereich Typografie, denn gerade bei Unterrichtsmaterialien ist eine gute Lesbarkeit äußerst wichtig!“
Inzwischen gibt es Beispiele gelungener Zusammenarbeit mit Pädagogen und Didaktikern, etwa das Dissertationsprojekt von Rosalie Heinen zum Thema „Physikschulbücher“ und die Kooperation der Gestalterin Sabina Sieghart mit der Sprachwissenschaftlerin Bettina M. Bock im Bereich „Leichte Sprache“. Die Genannten sind Teil des Netzwerks, ebenso wie die Referentinnen auf der letzten Designkonferenz „FURE“, Bettina Andresen, Antonia M. Cornelius (auch die wegen Erkrankung abwesende Saskia Kraft) und weitere knapp dreißig Einzelpersonen sowie sieben Fachverbände aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Federführend ist das Forum Typografie e.V. mit Sitz in Krefeld. Seit 2015 haben sieben Tagungen des Netzwerks stattgefunden. An die Öffentlichkeit tritt der Kreis jetzt mit seinem Fachbuch „Lesbar. Typografie in der Wissensvermittlung“ (Triest Verlag, angekündigt für Frühjahr 2019). Es enthält 25 Aufsätze zu den verschiedensten Aspekten des Lesens und der Lesetypografie und „lotet aus, wo und wie Typografie wirken kann, und wie sie beschaffen sein muss, damit sie wirkt“. [7702]

PDF-Download: Deutscher Drucker 2/2019
9,50 €
AGB

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.