Sammler, Bewahrer, „Schriftgelehrter“

Zum Tod von Eckehart SchumacherGebler

Eckehard SchumacherGebler
Ein Leben für die Schrift: Eckehard SchumacherGebler (Bild: Michael Bundscherer)

Er hatte noch einiges vor. Buchprojekte gab es und Ideen für die Zukunft. Aber am 17. Dezember 2022 ist er nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben: Eckehart SchumacherGebler. Bis zuletzt hat er sich unermüdlich für den Erhalt von Bleisatz und Buchdruckkunst auf höchstem Niveau eingesetzt und ganz konkret für den Erhalt seiner Offizin Haag-Drugulin (OHD), die seit etwa zehn Jahren in Dresden beheimatet ist.

Anzeige

Der am 13. Juli 1934 Geborene verspürte als junger Mann überhaupt keine Lust, Drucker zu werden. Aber so bestimmten es die Eltern. Seine Mutter hatte nach dem Krieg eine Lizenz zum Betreiben einer Druckerei erhalten, für die man eines Tages einen Nachfolger brauchen würde. ESG, so Eckehart SchumacherGeblers bekanntes Kürzel, absolvierte also eine Buchdruckerlehre, machte dann an der Münchner Akademie für das Graphische Gewerbe seinen Meister und übernahm Anfang der sechziger Jahre die elterliche Buchdruckerei.

Dass Schrift ein wichtiges Kriterium für die Vergabe von Aufträgen sein könnte, war ihm zunächst nicht bewusst. Erst die schicksalhafte Begegnung mit einem kleinen „a“ brachte die Wende. Von da an war ESG der Schrift verfallen, genauer gesagt den Satzschriften. Um unabhängiger agieren zu können, führte er den Monotype-Maschinensatz ein, just in dem Moment, als Fotosatz und Offsetdruck Bleisatz und Buchdruck abzulösen begannen. Aber auch in die neue Technik investierte er. Sein Typostudio lieferte typografische Qualität im Blei- wie im Fotosatz. – Der Rest ist Geschichte. In den 1970er und 1980er Jahren rettete ESG, was an Monotype-Technik, an Matrizen, Stempeln und Schrifttypen zu retten war.

Nach der Wende konnte Eckehart SchumacherGebler die traditionsreiche Offizin Haag-Drugulin in der Leipziger Nonnenstraße übernehmen und mit seiner Münchner Druckerei verschmelzen. An diesem Standort gründete er 1994 das Museum für Druckkunst, ein Museum, das lebt und in dem bis heute gearbeitet und experimentiert wird.
Nach Querelen in Leipzig wechselte ESG nach Dresden, wo seit 1992 unter Leitung von Manfred Richter eine eigenständige Dependance seines Münchner Typostudios arbeitet. Die OHD nahm er mit. So entstand in Dresden eine gewerbliche Werkstatt für Bleisatz und Buchdruck, zu der ein unermesslicher Schatz an typografischem Schriftmaterial gehört. Und ein Ort, an dem das immaterielle Erbe der Druckkunst ganz handgreiflich gepflegt wird.

Aus dem Praktiker und Sammler wurde im Laufe der Jahre ein akribischer, weltweit vernetzter Schriftforscher. Seine Forschungsergebnisse präsentierte ESG in Aufsätzen und formvollendeten, bis ins letzte Detail durchdachten eigenen Publikationen. Zudem entstanden in der OHD bibliophile Werke für Pressendrucker und Künstler sowie insgesamt 34 Bände seiner 1974 noch in München gegründeten Bibliothek SG, alles Monotypesatz und Buchdruck. Für seine außergewöhnlichen künstlerisch-handwerklichen und wissenschaftlichen Leistungen wurde Eckehart SchumacherGebler 1997 mit dem Antiquaria-Preis und zuletzt, im Juni 2022, mit dem Gutenberg-Preis der Stadt Mainz und der Internationalen Gutenberg-Gesellschaft geehrt. Er wird nicht nur seiner Familie fehlen, sondern auch der Schrift- und Typografiegemeinde.